Ein Passivhaus zu bauen war Anfang der 1980er Jahre bereits in den Köpfen vieler Wissenschaftler und Architekten. Zu diesem Zeitpunkt entstanden erste Niedrigenergiehäuser und Drei-Liter-Häuser, deren Bedarf an fossilen Brennstoffen durch Wärmedämmung und passiver Solarerträge erheblich reduziert wurde. Heute ist das Passivhaus eine konsequente Weiterentwicklung und eine durchaus erschwingliche Alternative für umwelt- und energiebewusste Bauherren. Doch frühzeitig wurde an neuen Entwicklungen getüftelt.
Ein erster Prototyp eines Plus-Energie-Hauses wurde bereits 1994 von Rolf Disch, das "Heliotrop", in Freiburg im Breisgau errichtet. Ein solches Haus ist dazu mit zahlreichen Solarzellen zur Stromerzeugung ausgestattet. Weitere Anlagen sind Sonnenkollektoren, Wärmerückgewinnung und Erdwärmetauscher.
Das Plus-Energie-Haus, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht, ist bereits erfolgreich im Praxiseinsatz zu bestaunen. Direkt am Hamburger Hauptbahnhof ist bis zum 25. Januar 2010 ein Plus-Energie-Haus zu besichtigen. Das Gebäude verbindet eine moderne Architektur aus hochwärmedämmenden Bauteilen mit Phasenwechselmaterialien im Innenraum und einer aufeinander abgestimmten Haustechnik aus kontrollierter Lüftung, Solarthermie und Photovoltaik. In den nächsten Jahren wird das Plus-Energie-Haus als Wanderausstellung in verschiedenen Großstädten Deutschlands für nachhaltiges, energieeffizientes Bauen werben.
Doch das Plus-Energie-Haus muss nicht sofort umgesetzt werden. Ein großer Vorteil des Plus-Energie-Hauses besteht ebenfalls darin, dass es auch schrittweise nach dem Baukastenprinzip im Laufe der Jahre verwirklicht werden kann. Somit lassen sich die finanziellen Mehraufwendungen, die sich auf durchschnittlich 15.000 € beziffern lassen, individuell meistern. Bauherren können dabei zunächst ein gut gedämmtes Passivhaus errichten und später zum Plus-Energie-Haus ausbauen.