Anfang 2008 übersprang der Ölpreis die magische Grenze von 100 Dollar pro Barrel. Ein halbes Jahr später notierte das Fass Rohöl an den Börsen bereits bei einem neuen Allzeithoch von 147 Dollar. Damit stieg der Ölpreis seit Anfang des Jahres 2008 um fast 50 Prozent. Neben spekulationsbedingten Investitionen wurden aber auch fundamentale Rahmenbedingungen identifiziert, die den Ölpreis stark beeinflussten. Dies waren der schwache US-Dollar, geopolitische Spannungen zum Beispiel im Atomstreit zwischen dem Iran und den USA, Terroranschläge auf Ölförderanlagen in Nigeria, ein starkes Wirtschaftswachstum in Asien und damit einhergehender großer Nachfrage nach Öl sowie eine an Macht verlierende OPEC, die die damalige Förderquote nicht erhöhen wollte oder konnte. Die Einschätzung dieser Parameter wurde von Ökonomen weltweit kontrovers diskutiert. Allen gemein war jedoch, dass der Ölpreis die 100 Dollar-Marke mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wieder unterschreiten wird und der Euroraum aufgrund der Marktmodalitäten nicht von einem Sinken der Ölpreise profitieren wird. Heute weiß man mehr. Trotzdem lohnt ein Rückblick, da sich fundamentale Daten nicht geändert haben.
Laut Goldman Sachs gab es eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen anhaltend hohen Ölpreis. Angesichts einer anhaltend hohen Nachfrage nach Rohöl und zugleich begrenzten freien Förderkapazitäten wurde mit Preisen von 150 bis zu 200 US-Dollar je Barrel in 2009 gerechnet. Die Credit Suisse hatte in diesem Zuge die hauseigene Ölpreisprognose für 2008 von 90 auf 120 US-Dollar pro Barrel angehoben. Für das Jahr 2009 wurde allerdings wieder mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 110 US-Dollar je Barrel gerechnet. Viele sahen die Preissteigerungen jedoch auch als Spekulationsblase an. So kam die Commerzbank zu dem Schluss, dass die Möglichkeit einer Preisblase am Ölmarkt gegeben war, da positive Meldungen gänzlich ignoriert wurden. Dazu gingen überdies viele Händler auch davon aus, dass schon ein kleiner Auslöser wie z.B. eine Fördermengenerhöhung seitens der OPEC eine gewaltige Verkaufspanik und damit eine umfangreiche Kurskorrektur mit Preisen von um die 100 US-Dollar auslösen könnte. Aber selbst die Commerzbank rechnete intern damit, dass der Ölpreis zunächst die 150 US-Dollarmarke erreichen wird, bevor es zu einer deutlichen Preiskorrektur kommen kann.
Einstimmig wurde jedoch deutlich gemacht, dass man sich von fallenden Rohölpreisen keine wesentlich günstigeren Heizölpreise im Euroraum versprechen sollte. Sinkende Notierungen für Rohöl stehen in der Regel im Einklang mit einem steigenden US-Dollar bzw. einem fallenden Eurokurs. Da Rohöl an den internationalen Rohstoffmärkten in US-Dollar gehandelt wird, bewirken sinkende Rohölpreise nur teilweise einen günstigeren Heizölpreis.