Schwimmendes LNG-Terminal: Zur Jahreswende 22/23 fließt Gas aus Brunsbüttel
Am 04.03.2022 unterzeichneten die Kreditanstalt für Wiederaufbau (im Auftrag der deutschen Bundesregierung), Gasunie (zu 100 % in niederländischem Staatsbesitz) und RWE ein Memorandum of Understanding zur gemeinsamen Errichtung eines Terminals für den Import von Flüssigerdgas (LNG) am Standort Brunsbüttel im Kreis Dithmarschen.
Das Brunsbütteler LNG-Terminal soll mit einer jährlichen Regasifizierungskapazität von 8 Mrd. m3 eine direkte Möglichkeit schaffen, Erdgas für den deutschen Markt aus Regionen zu beziehen, die durch Gasleitungen nicht zu erreichen sind, und die Versorgungssicherheit erhöhen.
Bereits in 3 bis 3,5 Jahren - also im Jahr 2025 - soll das Terminal fertiggestellt werden. Zusätzlich werden vorhandene schwimmende Speicher- und Regasifizierungseinheiten (Floating Storage and Regasification Unit, FSRU) gemietet.
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Ende 2022 kann LNG ins Gasnetz eingespeist werden
Am 03.06.2022 gaben SH Netz, der Betreiber der Strom- und Gasnetze in Schleswig-Holstein, und das niederländische Energieunternehmen Gasunie überraschend bekannt, dass der Hafen Brunsbüttel bereits bis Ende 2022 eine Anbindung an das deutsche Gasnetz erhalten soll. Bis zu 4 Mrd. m3 Erdgas könnten so jährlich in das Erdgasnetz übernommen werden.
Dazu wird bis Ende 2022 eine neue Leitung von etwa drei Kilometern Länge vom "Floating LNG Terminal", das im Hafen Brunsbüttel entsteht, zur bestehenden Gasleitung von SH Netz gebaut. Gasunie plant zudem eine neue, 55 Kilometer lange Leitung von Brunsbüttel nach Hetlingen/Haseldorf bei Uetersen im Kreis Pinneberg, wo das Gas ins Gasfernleitungsnetz eingespeist werden kann. Diese Leitung soll ab Herbst/Winter 2023 einsatzbereit sein.
"Um das schwimmende LNG-Terminal in Brunsbüttel schnell als neue Aufkommensquelle ans Netz zu bekommen, haben wir gemeinsam mit Schleswig-Holstein Netz dieses anspruchsvolle und extrem zeitkritische Vorhaben gestartet", erklärt Jens Schumann, Geschäftsführer Gasunie Deutschland.

LNGG ermöglicht kurze Auslegungs- und Einwendungsfristen
Am 19.07.2022 hat das Amt für Planfeststellung Energie (AfPE) die Planunterlagen für den Bau der zwei Gasleitungen im Zuge des geplanten LNG-Terminals in Brunsbüttel veröffentlicht und so das offizielle Genehmigungsverfahren gestartet.
Im Fall der drei Kilometer langen Leitung entfällt das üblicherweise für LNG-Anbindungen angewendete Planfeststellungsverfahren. Es wird durch ein verkürztes Plangenehmigungsverfahren ersetzt. Statt einer Öffentlichkeitsanhörung wird das AfPE die Planunterlagen von Gasunie im Internet veröffentlichen, um die Beteiligung von Umweltverbänden und –vereinigungen zu gewährleisten.
Für die 54 Kilometer lange Leitung von Brunsbüttel nach Hetlingen/Haseldorf wird das gewohnte Planfeststellungsverfahren unter geänderten Bedingungen durchgeführt. Der Zeitraum von der Veröffentlichung der Unterlagen im Internet bis zum Ende der Einwendungsfrist wird auf zwei Wochen verkürzt.
Ermöglicht werden diese kurzen Auslegungs- und Einwendungsfristen, da das LNG-Beschleunigungsgesetz (LNGG), das im Juni verabschiedet wurde, eine Ausnahme von den Vorschriften der Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht. Voraussetzung ist, dass die geplanten Vorhaben und deren beschleunigte Bearbeitung einen Beitrag zur Bewältigung der Gasmangellage leisten.
Beide Leitungen werden vom internationalen Firmenkonsortium bestehend aus den Unternehmen PPS Pipeline Systems, Quakenbrück, Friedrich Vorwerk, Tostedt, Bohlen & Doyen, Wiesmoor, sowie HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft, Perg (Österreich) gebaut. Dadurch ist Gasunie technisch in der Lage, erste Baumaßnahmen bereits vor Abschluss des Genehmigungsverfahrens noch in diesem Jahr durchzuführen. Zum Wegerechtserwerb befindet sich Gasunie in Verhandlungen mit den rund 300 Flächenbesitzern und Bewirtschaftern.
LNG aus Brunsbüttel könnte Gaskrise ab Anfang 2023 entspannen
Anfang August hat SH Netz umfangreiche technische Maßnahmen gestartet, um die Versorgung weiter Teile Schleswig-Holsteins mit LNG-Gas von Brunsbüttel aus zu ermöglichen.
SH Netz baut jetzt einen sogenannten Schieberplatz in Brunsbüttel. Von dort aus wird das Gas aus der drei Kilometer langen Leitung von Gasunie Deutschland (GUD) in zwei Richtungen geleitet. Entweder nach Klein Offenseth, wo das Gas in der Gasübernahmestation an GUD zurückgeben wird, damit es von dort aus deutschlandweit Verwendung findet.
Oder es wird in Richtung Norden und Westen weitergeleitet, um die eigenen Gaskunden zu versorgen. Zudem baut SH Netz eine Reihe von Odorierungsanlagen, die das LNG-Gas aus Sicherheitsgründen mit Geruchsstoff versetzen.
Ziel der Maßnahmen ist es, bereits zum Jahreswechsel möglichst viel LNG-Gas aus dem neuen schwimmenden Gasterminal in Brunsbüttel übernehmen zu können und zur Versorgung von Bevölkerung und Industrie einzusetzen. Danach könnten über die umgebauten Leitungen nach derzeitigen Hochrechnungen im Optimalfall bis zu 2,7 Millionen Durchschnittshaushalte (15.000 kWh) ein Jahr lang versorgt werden.
Vorzeitiger Baustart der Anbindungsleitung zum LNG-Terminal Wilhelmshaven
Auch in Wilhelmshaven konnte die Open Grid Europe GmbH (OGE) am 04.08.2022 - knapp vier Wochen früher als geplant - mit den Bauarbeiten für die 26 km lange Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven bis zum Speicher nach Etzel an das deutsche Ferngasnetz beginnen.
Bereits Ende des Jahres soll das Terminal in Betrieb gehen. Damit der Zeitplan eingehalten werden konnte, waren auch hier sehr zügige Genehmigungen nötig: Das Projekt startete erst im März diesen Jahres und soll dank einer stark beschleunigten Abwicklung bereits Ende Dezember diesen Jahres seinen Betrieb aufnehmen.