Rechenzentren verbrauchen im Normalfall Unmengen von Energie. Und das gleich zweimal: beim Betreiben der Server sowie beim Abkühlen und Abführen der dabei erzeugten Abwärme. Eine Dresdner Firma geht jetzt mit ihrem Rechenzentrum einen besonders energieeffizienten Weg: Das Unternehmen stellt seine Server in einem Dresdner Wohnkomplex auf und heizt mit der Abwärme die Wohnungen und das Trinkwasser.
Im Rahmen des Modellprojektes stellt die Dresdner Firma AoTerra GmbH in der nach Passivhausstandard sanierten Wohnanlage der ehemaligen Sauerkrautfabrik in der Dresdner Neustadt zwölf Server auf, die auch als Heizung dienen. Voraussetzung dafür ist eine technische Lösung, bei der das Unternehmen durch die intelligente Vernetzung von Servern über schnelle Datenverbindungen ein dezentralisiertes Rechenzentrum schafft.
Mit der Heizung AoHeat bietet AoTerra eine günstige "green-tech"-Alternative im Wärmemarkt. So liegt der Preis von 12.000 Euro deutlich unter den Kosten für moderne Heizungen wie Wärmepumpen oder Mini-Blockheizkraftwerke. Für diese fallen jedoch noch die Kosten für Strom oder Gas sowie Wartung und Instandhaltung an – AoHeat-Kunden sind davon für mindestens 15 Jahre befreit. Denn AoTerra übernimmt diese Kosten und sorgt zudem dafür, dass ausschließlich Ökostrom verwendet wird.
Die Eigentümergemeinschaft des Wohnkomplexes kauft von der Firma diese Technologie, mit der die Abwärme der Server zum Heizen von Gebäuden und zum Erhitzen von Trinkwasser genutzt werden kann. Dazu gehören neben den Serverschränken unter anderem Steuerungssysteme und Pufferspeicher. Sie ermöglichen es, dass mit der Abwärme von jedem der zwölf Server eine Wohnung des Komplexes geheizt werden kann. Weitere Kosten fallen für die Wohnungseigentümer nicht an, sie bekommen die Heizungsenergie zum Nulltarif. Eine intelligente Steuerung des Systems macht es zudem möglich, dass immer in den Servern gerechnet wird und somit Abwärme entsteht, wo diese für die Heizung benötigt wird.
Die Firma AoTerra profitiert ebenfalls von dem Projekt: Weil die Abwärme zum Heizen von Wohnungen genutzt wird, kann die Energie eingespart werden, die bei großen Rechenzentren zum Kühlen der Server notwendig ist. Auf deutsche Rechenzentren entfielen 2011 insgesamt 1,8 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Diese 9,7 Terrawattstunden entsprechen der Leistung von vier Kohlekraftwerken und dem Jahresstromverbrauch von rund 2,7 Millionen deutschen Haushalten.
Das sächsische Umweltministerium unterstützt die Eigentümergemeinschaft mit einem Zuschuss von 82.000 Euro aus der Förderrichtlinie "Energieeffizienz und Klimaschutz". "Diese Idee ist so einfach und doch genial, dass man sich fragt, warum eigentlich erst jetzt jemand darauf gekommen ist. Dieses Projekt ist sachsen- und sogar deutschlandweit einzigartig. Ich hoffe, dass die Technologie die hohen Erwartungen erfüllt und bald auch in anderen Häusern zum Einsatz kommt", sagte der sächsische Umweltminister Frank Kupfer bei der Übergabe des Fördermittelbescheids am Mittwoch.