Letzte Aktualisierung: 03.03.2015

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Sichert LNG die Gasversorgung Deutschlands?

Der Ölpreis ist auf einem Rekordtief, im Gasstreit mit Moskau ist kein Ende in Sicht und US-amerikanisches Schiefergas boomt weiterhin. In dieser Zeit setzt der Erdöl- und Erdgasproduzent Shell unter anderem auch auf LNG. Wir haben mit Dr. Peter Blauwhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung der Shell Deutschland Oil GmbH, gesprochen, welchen Stellenwert LNG in der Gasversorgung Deutschlands zukünftig einnehmen wird und welche Vorteile Shell im LNG sieht.

Auf regelmäßigen Transportfahrten auf dem Rhein zwischen Rotterdam und Basel steuert die Greenstream, der erste zu 100% mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betriebene Binnentanker, auch mehrere deutsche Häfen an. (Foto: Shell)

Auf regelmäßigen Transportfahrten auf dem Rhein zwischen Rotterdam und Basel steuert die Greenstream, der erste zu 100% mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betriebene Binnentanker, auch mehrere deutsche Häfen an. (Foto: Shell)

LNG ist verflüssigtes Erdgas. Ein Vorteil besteht darin, dass LNG über weite Strecken per Schiff transportiert und bedarfsgerecht verbraucht werden kann. Die Anlagen zur Verflüssigung kosten allerdings Millionen und auch der Transport schlägt zu Buche. Lohnt es sich, in Deutschland auf LNG zu setzen?

Dr. Blauwhoff: Erdgas ist der kohlenstoffärmste fossile Energieträger, und seine Bedeutung zur Deckung des Energiebedarfs, der weltweit rasant wächst, wird weiter zunehmen.

Nun befinden sich aber viele Verbrauchszentren weit entfernt von den Erdgas-Lagerstätten. Neben dem Transport in Pipelines ist daher die Verflüssigung von Erdgas zu LNG (dies geschieht bei rund minus 160 Grad Celsius) eine wichtige Versorgungsoption: das Erdgas ist in diesem Zustand nicht nur leichter zu transportieren, da es ca. 600 mal weniger Platz benötigt, sondern kann auch flexibler zu Bestimmungsorten gebracht werden. Dort wird es entweder in den gasförmigen Zustand zurückversetzt und über das normale Erdgasnetz weiterverteilt oder eben in flüssigem Zustand als Treibstoff in Schiffs-, LKW- oder sonstigen geeigneten Motoren eingesetzt. Die Infrastruktur dafür ist im Entstehen; das Erdgas, das Sie heute an Tankstellen kaufen können, ist CNG, also Compressed Natural Gas – komprimiertes Erdgas, nicht verflüssigtes.

Shell ist einer der LNG-Pioniere. Wir haben die Technologie für die weltweit erste kommerzielle LNG-Anlage geliefert, die 1964 in Algerien entstand. Und heute bauen wir die erste schwimmende Produktionsanlage für LNG, das größte je gebaute Schiff, das demnächst seinen Betrieb vor der Küste Australiens aufnehmen wird. In Deutschland betreiben wir seit 2013 die beiden ersten zu 100% mit LNG betriebenen Binnenschiffe auf dem Rhein. Da schrieb manche Zeitung schon von der „Energiewende auf dem Wasser“. Und auch für weitere Anwendungen hier in Deutschland sehen wir Möglichkeiten, etwa im maritimen und Straßenverkehr.

LNG kann beim Austreten Verletzungen und Schäden verursachen. Verdunstet LNG, so wärmt es sich allerdings auf und steigt schnell nach oben. Aufgrund der Entzündbarkeit sprechen manche auch von "schiffbaren Bomben". Gibt es Risiken bei der Erzeugung, Transport und Verbrauch von LNG?

Dr. Blauwhoff: Die Erfahrungen belegen, daß LNG bei ordnungsgemäßer Handhabe kein größeres Risiko darstellt als etwa Kraftstoffe wie LPG/Autogas, Benzin und Diesel.

Im Vergleich zum herkömmlichen Schiffsdiesel werden bei der Verbrennung von LNG 99 Prozent weniger Schwefeloxide, 80 Prozent weniger Stickoxide und 25 Prozent weniger Kohlendioxid ausgestoßen. LNG ist daher ideal für Schiffe, die z. B. im Hamburger Hafen ankern. Welche Anwendungen sind weltweit noch denkbar, bei denen die minimale Schadstoffbelastung von LNG zum Tragen kommt?

Dr. Blauwhoff: In der Tat, LNG gewinnt als Kraftstoff für Schiffe an Bedeutung, weil er wettbewerbsfähig und sauberer ist. Hintergrund sind auch die strengeren Effizienzstandards und Umweltvorschriften, die die Marinewirtschaft vor große Herausforderungen stellt. Sie bedeuten wesentliche Veränderungen bei Schiffskonstruktionen, Antriebs- und Abgasreinigungstechniken und Treibstoffen.

Ein weiterer Bereich ist der Einsatz im Schwerlastverkehr auf der Straße. Die Technik hierfür ist auf Fahrzeugseite ebenfalls vorhanden. Gerade haben wir in Rotterdam eine LNG-Tankstelle für Lkw eröffnet. In die Zukunft geschaut, sehen wir daneben Einsatzmöglichkeiten für LNG im Schienenverkehr, Bergbau und in der Industrie.

Wie schätzen Sie hier den deutschen Markt und das damit verbundene Emissionsminderungspotenzial ein?

Dr. Blauwhoff: In der Güterverkehrsbranche ist LNG als Kraftstoff-Option bereits in aller Munde, wenn man sich zum Beispiel auf der IAA Nutzfahrzeuge umschaut. Bei Shell schätzen wir, dass der Anteil von LNG im Kraftstoffmarkt global jedes Jahr um 5% wachsen wird. Das ist auch eine gute Nachricht für die Umwelt, denn LNG ist sauberer als Diesel, was Emissionen an Schwefel -quasi null Emissionen-, Feinstaub sowie Stickoxiden betrifft.

Aktuell wird vermehrt über eine mangelnde Versorgungssicherheit und Importabhängigkeit beim Erdgas diskutiert. Stellt LNG auf diesem Hintergrund eine Lösung des Problems dar oder verschärft LNG dieses nur noch?

Dr. Blauwhoff: Aus unserer Sicht ist LNG eine zusätzliche Option zur Diversifizierung der Energieversorgung, und das bedeutet ein Mehr an Sicherheit. Via LNG und Pipelines ist Europa heute an rund 70% der weltweiten Erdgasreserven mit ihrer Reichweite von rund 230 Jahren angeschlossen. Wir sehen LNG also ganz klar als einen weiteren Beitrag, unsere Versorgung mit Energie zu sichern. Und das sage ich nicht nur, weil Shell weltweit mehr Erdgas als Erdöl produziert.

Ebenfalls wichtig: Erdgas ist der perfekte Partner für Erneuerbare Energien. Denn wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, brauchen wir konventionelle Kraftwerke, um Strom zu erzeugen und die Stabilität der Netze zu stützen. Erdgas ist dabei im Hinblick auf den CO2-Ausstoß die beste fossile Technologie und wesentlich sauberer als Kohle.

Vielen Dank für das Gespräch!

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