Letzte Aktualisierung: 06.09.2022

Anzeige

PV-Anlage: Bis zu 37% sparen!

Wir sparen für Sie bis zu 37% - durch unseren Experten-Vergleich!
Jetzt Preise vergleichen!

Stresstest: Ohne Ausland drohen Blackouts, trotz AKW "in Nulllast heiß"

Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber haben gestern ihre Ergebnisse zur Versorgungssicherheit im kommenden Winter vorgestellt. Der Stresstest streicht heraus, dass wir uns wohlmöglich auf Stromausfälle einstellen müssen. Daher sollen auch Isar 2 und Neckarwestheim 2 in Ersatzreserve bleiben. Das alleine genügt jedoch noch lange nicht. Insbesondere müssen wir uns im Ausland um Redispatch-Potentiale bemühen.

Die Bundesregierung hat gestern entschieden, dass zwei deutsche Kernkraftwerke als Reserve am Netz bleiben. Neben Isar 2 soll auch Neckarwestheim 2 (hier im Bild) noch bis Mitte April 2023 in einer Mangellage Strom produzieren können. (Foto-Quelle: EnBW)

Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg auf die Ukraine stellt energiepolitische Gewissheiten in Frage. Ein Ringen um Lösungen hat begonnen, um Deutschland und Europa aus der Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu befreien. Die angespannte Lage auf dem Strommarkt und die rasant steigenden Preise haben jüngst die Debatte um die Laufzeitverlängerung der 3 letzten in Betrieb befindlichen AKW befeuert.

Gestern wurde nun der Stresstest veröffentlicht, der offenlegen sollte, ob die Kernkraftwerke Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2, die am 31.12.2022 abgeschaltet werden sollten, weiterbetrieben werden können und was sie dazu beitragen, eine Gas- und Strommangellage im Winter vermeiden zu helfen.

Anlass dafür war, dass aufgrund der Dürre im Sommer, des Niedrigwassers in den Flüssen, des aktuellen Ausfalls rund der Hälfte der französischen Atomkraftwerke und der seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine insgesamt angespannten Lage auf den Energiemärkten eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren bestehen, die unter bestimmten Umständen zu einer Kumulation von Risiken führen.

Anzeige

PV-Anlage im Rundum-Sorglos-Paket!

Konfiguriere jetzt online Deine eigene Solar-Anlage + erhalte in wenigen Minuten die besten Experten-Angebote aus Deiner Region!
PV-Anlage online planen und kostenlos Angebote erhalten

Zweiter Stresstest: Reichen die Kraftwerke für den Winter?

Im zweiten Stresstest untersuchten die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW wie sicher die Stromversorgung in diesem Winter unter verschärften äußeren Bedingungen ist.

In drei unterschiedlichen Szenarien mit jeweils zunehmend kritischeren Prämissen (+, ++, +++) wurde darin die Stromversorgungssituation im Winter 2022/23 aus zwei Perspektiven untersucht: Zum einen von der Frage ausgehend, ob die Stromnachfrage gedeckt ist (Leistungsbilanz) und zum anderen von der Frage der Netzsicherheit (Transmission Adequacy).

Im Vergleich zur ersten Sonderanalyse (März bis Mai 2022), in der Berechnungen mit dem Fokus auf Gaseinsparungen im Vordergrund standen, widmete sich diese zweite Sonderanalyse deutlich schärferen Annahmen: Dies insbesondere mit Blick auf nicht zu Verfügung stehender Kraftwerkskapazität in Deutschland und Europa und mit dem Ziel der Identifizierung von unterschiedlich ausgeprägten Stresssituationen für die Stromnachfrage und die Netzsicherheit.

Um den Beitrag eines Streckbetriebs der Kernkraftwerke Emsland, Isar und Neckarwestheim zur Versorgungssicherheit quantifizieren zu können, wurde im mittleren Szenario (++) eine Sensitivitätsanalyse der Auswirkungen eines Betriebs bis zum Verzehr der beladenen Brennelemente im ersten Quartal 2023 durchgeführt.

Anzeige

Heizkosten sparen & Umwelt schonen?!

Unsere Experten erstellen Dir in wenigen Minuten ein Wärmepumpen-Angebot nach Deinen Wünschen. Digital & kostenlos.
Jetzt kostenloses Angebot anfordern!

In Deutschland kann es zu Lastunterdeckungen kommen

Die Netzbetreiber kommen zu dem Schluss, dass in allen betrachteten Szenarien die Versorgungssituation im kommenden Winterhalbjahr – bedingt durch den verzögerten Netzausbau und fehlende Erzeugungskapazitäten im Süden – äußerst angespannt ist. Demnach kann in Europa die Last nicht vollständig gedeckt werden. Auch in Deutschland kann es – zumindest in den kritischeren Szenarien - in einigen Stunden zu Lastunterdeckungen kommen.

Zum Management von Netzengpässen reichen die inländischen Redispatch-Potenziale in keinem der drei Szenarien aus. Daher wird mindestens 5,8 GW gesichertes Potenzial im Ausland benötigt, wovon bereits 1,5 GW über eine Redispatch-Kooperation mit Österreich vorgehalten werden. Rund 1,6 GW werden derzeit kontrahiert, ihre tatsächliche Verfügbarkeit gilt aufgrund der in ganz Europa angespannten Versorgungslage jedoch als unsicher.

Atomkraftwerke können Redispatch-Bedarf nur wenig senken

Unter der Annahme, dass die drei Kernkraftwerke im Streckbetrieb zusätzlich ca. 5 Terawattstunden (TWh) elektrische Energie liefern, ergab die im Szenario (++) untersuchte Wirkung eines Weiterbetriebs auf die Gasversorgung allerdings, dass sie im Inland nur 0,9 TWhel und im europäischen Ausland nur 1,5 TWhel Strom aus Gaskraftwerken ersetzen können.

Nach den Ergebnissen des zweiten Stresstests spart ein Weiterbetrieb der drei Atomkraftwerke damit nur ein Promille des deutschen Gasverbrauchs von jährlich rund 998 TWh Erdgas ein. Das Gasspar-Potenzial wird im Stresstest dabei noch geringer eingeschätzt als frühere Untersuchungen prognostizierten. So schätzte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW das Potenzial der Kernkraftwerke, Gaskraftwerke in der Stromproduktion zu ersetzen, auf rund drei TWh.

Anzeige

Fördermittel-Beantragung oder Sanierungsfahrplan?

Unsere geprüften Energieeffizienz-Experten übernehmen Ihren Förderantrag & erstellen in wenigen Tagen Ihren Sanierungsfahrplan - zum Sparpreis!
Jetzt Angebot anfordern!

Allerdings könnten durch einen Streckbetrieb die Lastunterdeckungen in Deutschland weitestgehend vermieden werden.

Der Bedarf an Redispatch-Potenzial im Ausland für das Netzengpassmanagement sinkt von 5,1 GW durch den Streckbetrieb der Kernkraftwerke im Szenario (++) um 0,5 GW auf 4,6 GW, bleibt aber kritisch. In Deutschland sind daher weitere Maßnahmen zum erzeugungs- und lastseitigen Engpassmanagement und zur Erhöhung der Transportkapazitäten im Übertragungsnetz erforderlich.

Darüber hinaus empfehlen die Übertragungsnetzbetreiber eine Reihe von dringenden Maßnahmen, um die Strom-Erzeugungs- und Transportkapazitäten zu erhöhen. Insbesondere solle der Redispatch-Bedarf durch klare und verbindliche Absprachen mit den Nachbarländern abgesichert werden. Auch alle in einer Stresssituation notwendigen Gaskraftwerke sollen dann gesichert mit Gas versorgt werden.

Warum nicht ein Streckbetrieb, sondern eine Einsatz-Reserve?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat aufbauend auf diese Ergebnisse des Stresstests nun entschieden, die beiden deutschen Kernkraftwerke Isar 2 in der Nähe von Landshut in Bayern und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg, beide mit je 1.400 MW Leistung, als Einsatzreserve noch bis Mitte April 2023 am Netz zu belassen. Habecks AKW-Plan werde im Fachjargon "in Nulllast heiß" genannt.

Die Einsatzreserve setzt voraus, dass keine Abstriche von den üblichen Sicherheitsanforderungen gemacht werden. Entsprechend ist eine belastbare Prüfung des Sicherheitszustandes nötig.

Das Atomkraftwerk Emsland ist nicht als Reserve vorgesehen, da hier kurzfristig zusätzliche Ölkraftwerke in Form von Kraftwerksschiffen sogenannten "Power-Barges" eingesetzt werden. Diese stehen für Isar 2 und Neckarwestheim nicht zur Verfügung.

Ein Streckbetrieb wurde hingegen mit Verweis auf Art. 20a GG verworfen. Die Risiken, die die Nutzung der Atomenergie zur Stromerzeugung mit sich bringt und die Lasten, die durch Atommüll für künftige Generationen entstehen, seien angesichts dessen, dass die drei AKW den Bedarf an Redispatchkraftwerken im Ausland nicht um die Nennleistung der AKW senken, sondern nur um 0,5 GW und gemessen am Gesamtgasverbrauch auch nur minimal Gas einsparen, zu hoch.

Fragwürdige Prämissen: Kernkraftwerke in diesem Winter voraussichtlich nicht nötig

Die Hintergründe des Stresstests werfen beim Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) Fragen auf. So basiert die Simulation auf dem Jahr 2012, was zwar in der Stromerzeugung ausgeglichen werden kann, jedoch Fragen bei der hinterlegten maximalen Stromlast aufwirft.

Fakt sei, dass sich die Maximalstromlast in den vergangenen Jahren drastisch verringert habe – von ca. 92 Gigawatt (GW) in den Jahren 2012 und 2014 auf im Mittel unter 84 GW in den Jahren 2015 bis 2022. Sofern der Stresstest keine Anpassung der Stromlast und hierbei vor allem der maximalen Stromlast aus dem Jahr 2012 vorgenommen hat, ergibt sich eine Differenz von einer bis zu 8 GW höhere maximale Stromlast, als diese selbst im Extremfall der letzten Jahre zu erwarten wäre. Durch eine solche potenziell hohe Stromnachfrage entsteht dann auch ein hoher Bedarf an Kraftwerken, womit auch die AKW-Reserve begründet wurde, so der BEE.

Zudem sei das absolute Wetterausnahmejahr 2012 zugrunde gelegt worden. Das allein schaffe einen deutlichen Spielraum, denn seit Februar 2012 gab es keine vergleichbar kalte Phase mehr, auch nicht tageweise. Selbst die kältesten Tage waren im Bundesdurchschnitt um einige Grad wärmer als der kälteste Tag im Februar 2012.

Ein weiterer kräftiger Spielraum sei bei den für den Winter wichtigen Annahmen zur Wärmelast eingebaut worden: „Im Stresstest wurde für die erste Februarwoche eine deutlich höhere Wärmeleistung angenommen, als die BNetzA-Erdgasszenarien sie ihn ihren maximalen Werten annimmt. Auch das bedeutet einen erheblichen Spielraum, der über die Notwendigkeit des Einsatzes von Kraftwerken entscheidet“, so BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter.

Des Weiteren werde im Rahmen des Stresstests nicht berücksichtigt, dass höhere Strompreise schon heute zu sinkendem Verbrauch durch die Stromkunden führen. Die Effekte eines Marktes werden somit überhaupt nicht simuliert. „Hier versteckt sich ein dritter Spielraum, der in die Grundannahmen der Stresstests eingeflossen ist“, so Peter.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Wir sollten auch Ihre News bei uns veröffentlichen? Schreiben Sie uns unkompliziert eine Email an unsere Redaktion unter info[at]energie-experten.org

Sie wollen keine News von uns verpassen?

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Energie-Experten-Newsletter!

Photovoltaik

Fordern Sie hier 5 kostenlose Photovoltaik-Angebote an und vergleichen Sie die Preise!

Kostenlose Angebote anfordern:

Das könnte Sie auch interessieren:

  • Heizung planen

    Mit unserem Heizungsplaner ermitteln Sie einfach online ein Heizungskonzept, das Ihre Heizwärmeanforderungen am Besten erfüllt. Dabei richtet sich die…

    Heizung planen
  • Solarrechner

    Mit unserem Online-Solarrechner können Sie sofort prüfen, ob sich Ihr Dach für eine Photovoltaik-Anlage technisch eignet und finanziell lohnt. Mit nur wenigen…

    Solarrechner
  • Dämmung berechnen

    Mit unserer Online-App "Dämmkostenrechner" ermitteln Sie in wenigen Schritten einfach & unkompliziert, welche Dämmung in welcher Dicke wie viel kostet, was sie…

    Dämmung berechnen

Ihre Suchanfrage wird bearbeitet