Warum sind Wärmepumpen so teuer? Verbraucherzentrale deckt überteuerte Angebote auf!
Wärmepumpen gelten als Hoffnungsträger der Energiewende. Doch was passiert, wenn die Realität mit der politischen Vision kollidiert? Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat in ihrer aktuellen Marktanalyse 160 Angebote für Luft-Wasser-Wärmepumpen unter die Lupe genommen – mit erschreckenden Ergebnissen. Kaum ein Angebot hält, was es verspricht. Viele sind unvollständig, intransparent und für Verbraucher ohne technische Fachkenntnisse schlicht nicht nachvollziehbar.
Gesamtkosten liegen häufig deutlich über oder unter dem Durchschnitt
Die Preisunterschiede sind enorm: Zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot klafft eine Lücke von mehr als 42.000 Euro – bei ähnlicher Leistung. Die Angebote reichen von rund 20.000 Euro bis über 63.000 Euro. Der Median liegt bei etwa 35.000 Euro.
Da die Angebotspreise von der Leistung abhängen – die Leistung der untersuchten Wärmepumpen-Angebote lag zwischen 4 kW und 18 kW – schließt die Verbraucherzentrale nicht aus, dass ursächlich für die sehr teuren bzw. sehr günstigen Angebote auch eine Über- bzw. Unterdimensionierung der angebotenen Wärmepumpe sein kann.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt daher, immer eine genaue Heizlastberechnung durchführen zu lassen. Diese ist Grundlage für eine korrekte Auslegung der Wärmepumpe und stellt sicher, dass ein übermäßiges Takten vermieden wird. Sofern Ihr Wärmepumpenanbieter keine Heizlastberechnung durchführt, fragen Sie einen regionalen Energieberater!
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Achtung: Viele Angebote enthalten keine Kosten für den Tausch von Heizkörpern
In nur 18 Angeboten wird ein Tausch der Heizkörper angeboten, das sind 11 Prozent der ausgewerteten Angebote. Wobei in fünf dieser Angebote mehr als 10 Heizkörper getauscht werden sollen, was auch einer kompletten Heizkörper-Sanierung und nicht unbedingt der Optimierung bzw. Reduzierung der Vorlauftemperatur zugeordnet werden kann.
Die Kosten für den Tausch eines Heizkörpers schwanken zwischen 326 Euro und 1207 Euro. Sie liegen im Mittel bei 679 Euro pro Heizkörper und der Median ist 642 Euro.
Aus Sicht der Verbraucher:innen ist dieses Ergebnis unbefriedigend. Durch geringe Mehrkosten kann der Betrieb der Wärmepumpe mit neuen Heizkörpern über einen Zeitraum von 20 Jahren effizienter laufen und Kosten für Strom können reduziert werden. Wie viele Heizkörper genau getauscht werden müssen, zeigt sich allerdings erst nach der Detailplanung (Berechnung der raumweisen Heizlast/hydraulischer Abgleich).
Nichtsdestotrotz sollte auf dieses Thema in einem guten Angebot hingewiesen werden, so die Verbraucherzentrale. Auch eine im Vorfeld beauftragte raumweise Heizlastberechnung kann sinnvoll sein und bei der Dimensionierung der Wärmepumpe und bei der Einschätzung bezüglich Heizkörper-Tausch helfen.
Viele Angebote mangelhaft: Zentrale Kosten für Installation und Montage fehlten
Besonders brisant: Lediglich 26 Prozent der geprüften Angebote enthalten alle zentralen Leistungen, die für eine funktionierende Wärmepumpenanlage nötig sind – also neben der Wärmepumpe selbst auch Warmwasserbereitung, hydraulischen Abgleich, Fundament, Elektroinstallation sowie vollständige Montage mit Lohnkosten.

In rund der Hälfte der Angebote fehlt das Fundament, bei einem Drittel die Elektroinstallation. Der gesetzlich vorgeschriebene hydraulische Abgleich – Voraussetzung für staatliche Fördergelder – wurde in jedem fünften Fall einfach ausgelassen.
Nachfolgende Tabelle zeigt die Anzahl der Angebote, in denen die unterschiedlichen Kategorien enthalten sind. Außerdem wird der jeweilige Prozentsatz dieser Angebote an der Gesamtzahl aller Angebote angegeben. Keine der Kategorien kommt in allen Angeboten vor.
Anzahl Angebote | Anteil der Angebote mit dieser Kategorie | |
---|---|---|
Warmwasser-Bereitung | 140 | 88% |
hydraulischer Abgleich | 129 | 81% |
Fundament | 75 | 47% |
Elektro-Installation | 105 | 66% |
Montage/ Lohn | 95 | 59% |
Heizkörper-Tausch | 18 | 11% |
Die Folge: Verbraucher müssen häufig mit erheblichen Zusatzkosten rechnen, die im Angebot gar nicht aufgeführt sind. Laut Auswertung können diese bis zu 10.432 Euro betragen – oft erst sichtbar, wenn die Handwerker bereits losgelegt haben oder Fördermittel verweigert werden.
Kostenposition | Minimum | Maximum | Mittelwert | Median |
---|---|---|---|---|
Warmwasser-Bereitung | 482 € | 9.859 € | 2.589 € | 2.365 € |
Pufferspeicher | 449 € | 3.749 € | 1.368 € | 1.239 € |
hydraulischer Abgleich | 238 € | 2.660 € | 1.159 € | 1.098 € |
Fundament | 238 € | 3.451 € | 1.507 € | 1.428 € |
Elektro-Installation | 488 € | 6.981 € | 3.032 € | 2.618 € |
Montage/ Lohn | 2.356 € | 12.492 € | 6.997 € | 6.902 € |
Mangelnde Erfahrung und Marktlage führen zu überteuerten Angeboten
Auch in der Form und Verständlichkeit zeigen die Angebote ein erschütterndes Bild: Der Umfang schwankt zwischen zwei und 34 Seiten, teils bestehend aus kryptischen Produktkopien, teils kaum mehr als ein Preis mit Markenname.
Private Verbraucher:innen sind daher oft überfordert, ein Angebot für eine Wärmepumpe zu verstehen und zu bewerten. Dies liegt an den vielen technischen Details aber auch an der sehr unterschiedlichen Darstellungsart.
Eine systematische Darstellung der Leistungen? Fehlanzeige. Eine transparente Aufschlüsselung der Kosten – insbesondere für Lohn, Montage oder Zusatzarbeiten – sucht man meist vergeblich.
Um die Vergleichbarkeit verschiedener Angebote zu erhöhen, fordert die Verbraucherzentrale, dass die Montage- und Lohnkosten in jedem Angebot separat ausgewiesen und nicht in anderen Positionen versteckt aufgeschlagen werden.
Das Gesamtbild deutet aus Sicht der Verbraucherzentrale auf folgendes hin:
- Es gibt offenbar nach wie vor große Unterschiede bei den Erfahrungen der einzelnen Installationsbetriebe mit dem Einbau von Wärmepumpen. Dies führt unter anderem zu einer unterschiedlichen Kalkulation des notwendigen Arbeitsaufwands bei der Installation.
- Die aktuelle Marktlage mit der wieder deutlich gestiegenen Wärmepumpennachfrage und dem nach wie vor begrenzten Angebot an erfahrenen Betrieben bei gleichzeitig hoher Förderung führt im Einzelfall zu überteuerten Angeboten.