(Foto: © Therme Lindau GmbH / David Matthiessen)

(Foto: © Therme Lindau GmbH / David Matthiessen)

BHKW und Solar: Therme Lindau begeistert mit moderner Energietechnik

Die Therme Lindau ist das größte Bäder-Ensemble am Bodensee direkt am Ufer mit freiem Blick auf die Alpen. Fast drei Jahre nach dem ersten Spatenstich wurde das Bauwerk vollendet und im Juni 2021 vom Generalunternehmer, der Georg Reisch GmbH & Co KG, offiziell an Eigentümer und Betreiber übergeben.

Die Therme Lindau bietet mit vielen Wasserattraktionen und zwölf Saunen, davon zwei als Textil-Wellnessangebot, die mit Abstand größte Saunaanlage im Vierländereck. Ein Sport- und Familienbad mit 25-Meter-Sportbecken, Wildbach, Rutsche, Lehrschwimmbecken und Kleinkinderbereich sorgt für Wasserspaß in jedem Alter. Spa und Fitnessstudio komplettieren das Angebot. Neu gestaltet präsentiert sich das Strandbad mit einem weithin einmaligen 50-Meter-Olympiabecken, Beachvolleyball- und Kinderspielplatz.

Bauherr und Betreiber der Therme Lindau ist das Unternehmen schauer & co. GmbH mit Sitz in Überlingen, das seine über 20 Jahre Erfahrung bei der Planung, beim Bau und Betrieb von Thermen auch in eine nachhaltige Energieversorgung der Therme Lindau eingebracht hat.

BHKW sorgt für Strom und Wärme, Brennwertkessel für Redundanz

Für die Wärmeversorgung wurde ein Blockheizkraftwerk (BHKW) in der Grundlast sowie 2 Gasbrennwertkessel zur Spitzelastabdeckung eingesetzt.

Das BHKW mit einer elektrischen Leistung von 240 KWel und thermischen Leistung von 370 KWth wurde so dimensioniert, dass auch über die Sommermonate möglichst lange Laufzeiten ohne große Unterbrechungen entstehen. Die wärmegeführte BHKW-Betriebsweise sorgt dafür, dass keine Heizenergie vernichtet werden muss. Ein Pufferspeicher mit 12.000 Liter hilft Lastspitzen auszugleichen.

Nach rund 8 Monaten Betrieb, resümiert Roland Eberle, Leiter Bau- & Projektmanagement der Schauer & Co GmbH, hat sich die Dimensionierung als absolut richtig erwiesen. Das BHKW läuft praktisch durch und erreichte im Februar 2022 die 6.000 Betriebsstunden-Marke. Bis auf geringe Strommengen in den Nachtstunden wird der erzeugte Strom in der Therme selbst verbraucht.

Jeder der beiden Brennwertkessel hat eine Leistung von 1.100 kW. Das BHKW kann in Verbindung mit einem Kessel die Wärmeversorgung der Therme abdecken. Somit ist eine Redundanz bei Ausfall eines Wärmeerzeugers gegeben.

Solarwärme-Unterstützung durch horizontale Solarabsorberanlage

Thermische Solarnutzung oder PV-Module durften aus Natur- und Landschaftsschutzgründen nicht auf dem Flachdach aufgestellt werden. Dies wurde den Betreibern der Therme Lindau durch die Lage der Therme direkt am See im Zuge der Baugenehmigung bzw. im B-Plan untersagt.

Allerdings wurde für das 50 m–Sportbecken im Strandbad eine Solarabsorberanlage mit ca. 450 m2 Absorberfläche horizontal auf dem Flachdach verlegt. Durch die Attika des Gebäudes sind diese Matten allerdings von unten bzw. von der Seeseite aus nicht zu erkennen.

Während der Betriebszeit des Strandbades von Ende April bis Anfang Oktober wird Beckenwasser direkt durch die Absorbermatten gepumpt und durch die Solarstrahlung erwärmt. Nach einer längeren Sonnenscheindauer über mehrere Tage können dadurch Beckentemperaturen von bis zu 28 °C in dem 760 m2 großen Sportbecken erzielt werden.

Rückgewinnung der Beckenwasser- und Sauna-Abwärme

Eine Abwärmenutzung findet in der Badewasseraufbereitung beim Spülwasser statt. Aus sämtlichen Kreisläufen wird über Stetsabläufe Filtratwasser mit ca. 32 – 35 °C entnommen und in einem Wärmetauscher durch Stadtwasser mit 10 °C abgekühlt.

Das somit auf ca. 15 – 17 °C abgekühlte Wasser wird in dem Spülwasserspeicher zur Filterrückspülung der Filter gespeichert, bis die Filterspülungen durchgeführt werden.

Das im Gegenzug in dem Wärmetauscher auf ca. 28 - 30°C vorgewärmte Stadtwasser wird als Frischwasser in die Schwallwasserbehälter der Kreisläufe nachgespeist. Bei diesem System werden Temperaturwirkungsgrade von 85 - 90 % erzielt.

Die Saunakabinen werden größtenteils mit Gasbrennern anstelle Elektroöfen beheizt. Auch diese Wärme geht letztlich nicht ungenutzt verloren, sondern wird durch wassergekühlte Eismaschinen für den Saunabereich und die Bodenkühlung der Saunakabinen zurückgewonnen.

Hier wird jeweils Stadtwasser von ca. 10 °C auf ca. 32 – 35°C erwärmt und in verschiedene Schwallwasserbehälter der Badekreisläufe nachgespeist. In den Saunakabinen wird dadurch eine Oberflächentemperatur auf dem Fliesenboden von unter 40°C erzielt wodurch keine Verbrennungsgefahr für die Gäste besteht und auch keine weiteren Auflagen notwendig werden.

Alle Lüftungsgeräte sind selbstverständlich mit Kreuzstromwärmetauschern zur WRG ausgestattet.

Die Warmwasserbereitung erfolgt über 2 Frischwasserstationen getrennt für Therme und Küche. Hierbei wird Heizungswasser in verschiedenen Pufferspeichern gespeichert und über 4 Wärmetauscher für die Therme und 2 für die Küche das Brauchwasser erwärmt.

Nachhaltiger Umgang mit dem Schlammabwasser

Durch eine Schlammwasseraufbereitungsanlage wird das Schlammabwasser nach der Filterspülung so aufbereitet, dass eine Einleitung in den Bodensee möglich ist.

Eine mehrstufige Aufbereitung mit Sandfilter, Ozonstufe und Kohlefilter ermöglicht Wasserwerte, die diese Einleitung zulassen. Dadurch werden ca. 16.000 - 18.000 m3 jährlich in den Bodensee abgeführt und im Gegenzug Abwassergebühren eingespart.

Steckbrief
Projektnummer:
2981
Objekt:
Familien- und Sportbad mit Wellnessbereich
Ort:
Lindau (Bodensee)
Beteiligte Unternehmen:
Georg Reisch GmbH & Co KG
Thermisch Heizleistung:
370,00 kW
Elektrische Leistung:
240,00 kW
Größe/ Fläche Solarthermie-Anlage:
450,00 m2
Baujahr:
2021


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2981
Objekt:
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Ort:
Lindau (Bodensee)
Beteiligte Unternehmen:
Georg Reisch GmbH & Co KG
Thermisch Heizleistung:
370,00 kW
Elektrische Leistung:
240,00 kW
Größe/ Fläche Solarthermie-Anlage:
450,00 m2
Baujahr:
2021

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