Die Solarthermie-Kollektoren sind mit der Fassade konsequent nach Süd ausgerichtet. Ihre beinahe vertikale Anbringung begünstigt den Wärmeertrag im Winter sowie Frühjahr und Herbst. (Foto: Naturpark Bayerischer Wald e.V./ Sonnenhaus-Institut e.V.)

Die Solarthermie-Kollektoren sind mit der Fassade konsequent nach Süd ausgerichtet. Ihre beinahe vertikale Anbringung begünstigt den Wärmeertrag im Winter sowie Frühjahr und Herbst. (Foto: Naturpark Bayerischer Wald e.V./ Sonnenhaus-Institut e.V.)

Solarwärme heizt ganzjährig Naturpark-Infozentrum Zwiesel

Das einzigartig gestaltete „Null Energie Haus“ Naturpark Info Zentrum vor den Toren der Stadt Zwiesel an der Bundesstraße B11 bietet eine sehenswerte Dauerausstellung zum Thema Natur, einen Laden, einen Spielbereich für Kleinkinder sowie eine Bücherei. Energetische Besonderheit: Eine 110 m2 große Solarthermieanlage mit 21.000 Liter fassendem Pufferspeicher und Erdkollektor sorgen das ganze Jahr über für eine umweltfreundliche Heizwärme-Versorgung.

Sonnenwärme macht Öl und Gas überflüssig

Schon 1997 begannen die Planungen für das Informationshaus des Naturpark Bayerischer Wald in Zwiesel. 2001 wurde es bezogen und 2002 erfolgte die offizielle Eröffnung. Wenig später wurde es mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet. Es war das erste öffentliche Nullenergiehaus Europas und jetzt liegen nach über 20 Jahren Betrieb beeindruckende Energieauswertungen vor.

Mehrere Beweggründe führten zum Bau dieses ganzjährig ausschließlich solar beheizten Informationshauses. Der Naturpark wollte den Beweis antreten, dass es auch im Bayerischen Wald, mit relativ rauem Klima möglich ist, ein Gebäude auf 600 m Meereshöhe so sparsam zu errichten, dass man auch im Winter den Heizbedarf ausschließlich mit Sonnenenergie decken kann.

Es sollten die fossilen Energieträger Öl und Erdgas geschont werden, wertvolle Rohstoffe die viel zu schade zum Verheizen sind. Dies verlangt auch das Nachhaltigkeitsdenken im Rahmen einer Verantwortung für künftige Generationen.

Solarwärmesystem trägt ökologischer Verantwortung Rechnung

Auch die Schäden, die weltweit an Wäldern und Ökosystemen durch Luftverschmutzung entstehen, dürfen nicht länger hingenommen werden. Ein weiterer Beweggrund war die Erkenntnis, dass viele Natur- und Artenschutzprojekte des Naturparks durch Luftschadstoffe und Klimaschäden negativ beeinflusst werden. Die Liste an vernetzten Problemen ließe sich noch weiter fortsetzen. Die Borkenkäferproblematik in den Wäldern ist ein weiterer Beleg.

Außerdem sollte das Gebäude beispielgebend sein, wie man im waldreichsten Landkreis der Bundesrepublik Deutschland mit heimischen, nachwachsenden Rohstoffen die regionale Wirtschaft ankurbeln und die Wertschöpfung in der Region erhöhen kann.

Pufferspeicher und Erdkollektor sammeln Wärmeenergie

Mit dem 110 m2 großen, thermischen Solarkollektor auf der Südfassade des Gebäudes konnte in den vergangenen Jahren stets das 3 bis 3,5-fache der benötigten Heizenergie erzeugt und im zentralen Pufferspeicher im Treppenhaus des Gebäudes gespeichert werden. Damit können auch sonnenlose Zeiten und Nebeltage überbrückt werden. Der Engpass liegt erfahrungsgemäß meist im Dezember und im Januar.

Eine Besonderheit stellt auch der vor dem Gebäude im Erdboden installierte Erdkollektor dar. Das Lüftungsgerät im Keller des Gebäudes kann dadurch im Winter bereits auf Erdtemperatur vorgewärmte Außenluft ansaugen und benötigt damit weniger Strom. Im Sommer dienen die fünf Kunststoffrohre, die in zwei Meter tiefe im Erdboden liegen dazu, die heiße Außenluft abzukühlen. Auch der Stromverbrauch des Gebäudes liegt mit etwa 15.000 kWh pro Jahr für ein Büro und Ausstellungsgebäude niedrig.

Über das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie hatte man aus dem Programm Rationellere Energiegewinnung der Innovationsberatungsstelle Südbayern Zuschüsse zur 110 m2 großen Solarthermieanlage mit einem 21.000 Liter fassenden Pufferspeicher und zum Erdkollektor erhalten.

An die Förderung war auch die Bedingung geknüpft, die Energiekennwerte bis zum Ende des Jahres 2003 zu erfassen und in einem Bericht herauszugeben. Dieses „Messprogramm“ wurde vom Naturpark freiwillig die letzten 20 Jahre weitergeführt.

Konsequente Wärmedämmung reduziert Wärmebedarf auf ein Minimum

Bereits beim Bau des Solarhauses wurde auf konsequente Wärmedämmung beim Wandaufbau und auf maximale Reduzierung der Energieverluste über Fensterflächen und Türen geachtet. Der ganzjährige Wärmeenergiebedarf beträgt in dem Gebäude mit 763 m2 Nutzfläche nicht einmal 9.000 Kilowattstunden pro Jahr. Würde man das Gebäude theoretisch vollständig mit Heizöl beheizen, wären nur ca. 1.200 Liter Heizöl für das Informationszentrum notwendig.

Bei herkömmlicher Bausubstanz und nicht wärmegedämmten Gebäuden werden heutzutage oft noch 20 Liter Heizöl pro Quadratmeter Nutzfläche und Jahr verbraucht. Die sogenannten Passivhäuser - das sind Gebäude die gut wärmegedämmt sind und nur mit Strom beheizt werden - erreichen je nach Bautyp zwischen 3 und 5 Liter pro m2 Nutzfläche. Spektakulär ist, dass das Naturpark-Informationshaus bei nur etwa 1,2 Liter pro Quadratmeter liegt.

Etliche andere Details wie zum Beispiel sensorgesteuerte Beleuchtung, wasserlose Urinale in den Herrentoiletten oder die bedarfsgerechte Steuerung des Lüftungsgerätes mittels eines Kohlendioxidsensors tragen zum Alleinstellungseffekt bei dem Gebäude bei.

Nullenergiehaus könnte Neubau-Standard sein

Die Baukosten lagen damals bei 1.515 Euro pro m2 Nutzfläche. Für ein Gebäude, das weitgehend ökobilanziert wurde - wobei hier neben der Herstellungsenergie auch Transportentfernungen und Recyclingfähigkeit der Materialien mit Eingang gefunden haben - war dieser Wert durchaus im Rahmen. Für den Verein Naturpark Bayerischer Wald sind die relativ niedrigen laufenden Betriebskosten ein entscheidender Vorteil.

Das „Nullenergiehaus-Projekt“ wurde ursprünglich mitunter belächelt. Dennoch fand das von den beiden Architekten Georg Dasch und Gunnar Hoffmann geplante Vorzeige-Infozentrum im Rahmen der Sonnenhausbau-Initiative des Sonnenhausinstitutes Nachahmer. Zur Massenbewegung auf dem Neubausektor hat es leider nicht animieren können und so diskutiert man heute die gleichen Themen ohne Lerneffekt: Wie erzeugt man nachhaltig Strom und Wärme, welche Speicher sind effektiv und was kann man ohne Komfort-Verlust einsparen?

Viele Neubauten könnten als Sonnenhäuser errichtet werden. Die Vorbildwirkung des Gebäudes besteht darin, dass mit einem hohen Maß an Wärmedämmung und einer intelligenten Ausnutzung der Sonnenenergie 80 % des heutigen Heizenergiebedarfes eingespart werden könnten.

Das Naturpark- Informationshaus in Zwiesel wurde am 28.02.2002 durch den damaligen Bayer. Umweltminister Dr. Werner Schnappauf und den Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Fritz Brickwedde im Beisein zahlreicher Ehrengäste eröffnet. Hier trafen die Zukunftsminister verschiedener Länder aus allen Kontinenten zusammen. Energiethemen und das Thema Klimaschutz sind heute aktueller denn je. Zahlreiche Besucher aus der ganzen Welt haben bis heute das Naturparkhaus besucht. Unzählige Veranstaltungen zu Energie- und Umwelt- sowie Naturschutzthemen wurden bisher abgehalten.

Steckbrief
Projektnummer:
2992
Objekt:
Büro und Ausstellungsgebäude
Ort:
Zwiesel
Beteiligte Unternehmen:
Architekten Georg Dasch und Gunnar Hoffmann
Größe/ Fläche Solarthermie-Anlage:
110,00 m2
Baujahr:
2001


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2992
Objekt:
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Ort:
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Größe/ Fläche Solarthermie-Anlage:
110,00 m2
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