Wie ein Ersatzbau harmonisch in den (alten) Bestand eingefügt werden kann, Eigenständigkeit und Modernität ebenso zeigt wie Respekt vor dem Traditionellen und so Bauherr und Denkmalschützer gleichermaßen beeindruckt, ist jetzt in Frankfurt Alt-Sachsenhausen zu sehen: Der Bestandsbau war so marode, dass er sich nicht erhalten ließ. Der Neubau „Kleiner Ritter“ nimmt die alte Kubatur auf und setzt auf zeitgemäße Optik. An das einstige Fachwerk erinnert eine kurvenreiche, sich verdichtende Linie, die im Rahmen eines digitalen Entwurfs und Fertigungsprozesses in StoDeco Plan-Fassadenplatten eingefräst wurde.
Algorithmus adaptiert "Darmstädter Zitterstrich"
Das vom „Darmstädter Zitterstrich“ bekannte Erscheinungsbild wurde mit einem eigens entwickelten Algorithmus digital reproduziert, sodass sich Ausschläge, Schwingungslängen, Verschlaufungen, Verdichtungen und Strichstärke parametrieren und beliebig variieren lassen. Der Zitterstrich sollte schließlich als vertiefte Linie in der Fassade laufen – und sich dort verdichten, wo einst die Balken des Fachwerks zu sehen waren. Dann zerlegte Projektarchitekt Robin Heather die Fassade oberhalb des mit Naturstein verkleideten Sockels in 144 unterschiedlich große Teilflächen, integrierte den Zitterstrich und stellte alles als Datensatz für die Herstellung zusammen.
CNC-Fräsung der StoDeco Plan-Fassadenplatten
Als Putzträgerplatte wurde die StoDeco Plan genutzt. Gefertigt aus einem mineralischen Leichtwerkstoff, weist sie die notwendige Drucksteifigkeit und Feinporigkeit auf, ist massiv und nicht brennbar (A2-s1, d0). Die Tafeln, Leisten und Körper sind zudem frostsicher, schlagfest und durch das geringe Gewicht (550 kg/m³) leicht zu verarbeiten. Der Zitterstrich wurde dann mit einer CNC-Fräse von der Verotec GmbH in Form einer V-Nut auf den Dämmplatten des "Kleinen Ritter" eingeschnitten. Jede Platte erhielt dann eine Nummer, um sie auf dem Verlegeplan klar identifizieren zu können.
Graue Putzoptik macht Zitterstrich lebendig
Die Montage der Platten auf das dahinter liegende Wärmedämm-Verbundsystem übernahm der Frankfurter Malerfachbetrieb Helmut Lindt. Ronald Homburg, technischer Berater vom Hersteller Sto, begleitete die Umsetzung, da die Montage auf der armierten und verdübelten Dämmebene des EPS-basierten Fassadendämmsystems StoTherm Vario besonders hohe Sorgfalt verlangte, um ein Verrutschen oder Verkippen der Platten zu verhindern. Um die Forderung nach Putzoptik zu erfüllen, sandete man die dreifache Deckbeschichtung leicht ab. Die hellgraue Oberfläche lässt das Licht- und Schattenspiel des Zitterstriches dabei besonders lebendig wirken.