Letzte Aktualisierung: 08.11.2018

Experten-Ratgeber zur Verglasung von Balkonen

Welche Vorteile hat die Verglasung eines Balkons? Wie funktioniert die Fenster-Technik? Wann wird eine Genehmigung notwendig?

Verglaste Balkone erweitern den Wohnraum um zusätzliche Wohnfläche, die besonders in Großstädten gefragt ist. Die Anbauten steigern zudem die Lebensqualität, denn im Sommer bieten sie Gelegenheit, die Sonne zu genießen und Zeit "draußen" zu verbringen. Im Winter ist man vor Wind und Wetter geschützt und kann trotzdem die wenigen Sonnenstunden vom Wohnbereich aus voll auskosten.

Balkonverglasungen haben viele Vorteile. Sie bieten auch bei schlechtem Wetter wie Regen, Eis und Kälte zusätzliche Fläche. Zudem kann man den Balkonboden mit anderen Belägen wie z. B. Holz verkleiden, sogar Möbel aufstellen und so den Wohnraum optisch erweitern. Auf der anderen Seite erfahren Fassaden durch die Verglasung eine optische Aufwertung, das Gebäude erscheint vielfach moderner und attraktiver. Eigentümern hilft dies ihre Gebäude erfolgreicher zu vermieten bzw. zu vermarkten.

Bauphysikalische Effekte auf die Wärme- und Schalldämmung

Wärmedämmung

Balkone sind entweder auskragende Konstruktionen oder mit Stützkonstruktionen aus Stahlbeton oder Stahl versehen. Daher stellen sie immer auch ein Risiko für eine Wärmebrückenbildung dar. Die Balkonverglasung kann dies nicht beseitigen. Lediglich mehrgeschossig durchlaufende Balkonverglasungen können bei einem unsanierten Altbau für eine Wärmebrückenreduktion auch ohne weitere Dämmung der Balkone sorgen.

Eine Balkonverglasung kann jedoch bei einer Ausstattung mit einer Wärmeschutzverglasung helfen, die thermischen Verluste über die Außenflächen des Gebäudes zu reduzieren. Die Verglasung wirkt dann zudem wie eine thermische Pufferzone, die für zusätzliche passive solare Gewinne sorgt. Der Innenraum des Balkons wärmt sich dabei schneller auf und reduziert den Heizenergieaufwand der an den Balkon grenzenden Wohnräume.

Luftschalldämmung

Vor allem beim Thema Lärm- und Schalldämmung bieten Balkone mit zusätzlicher Verglasung eine bewohnerfreundliche Option für Wohnungen in Städten. Im Sommer wie im Winter dämpfen Verglasungen, die auf die Balkonbrüstung montiert werden, laute Geräusche von außen. Als Schallschutzmaßnahme wirken verglaste Balkone wie verglaste Loggien, nur ist die Fensterfläche deutlich größer, was zu Problemen bei hohen Lärmbelastungen in der Nacht führen kann.

Wie gut verglaste Balkone Lärm von den Innenräumen abhalten können, wird durch das bewertete Schalldämm-Maß Rw ausgedrückt, das durch Messungen im Vergleich mit einer Bezugskurve ermittelt und in [dB] angegeben wird. Je nach Typ und Glas erreichen Balkonverglasungen eine Luftschalldämmung bis zu Rw 34 dB nach DIN EN ISO 140-3 bei einer 6-, 8-, 10-, 12-, 18- oder 20-Millimeter-Verglasung. Geräuscharmes Öffnen und Schließen der Elemente verhindert zudem eine Behelligung der eigenen Nachbarn.

Die Schalldämm-Maße geschlossener Systeme sind nach Herstellerangaben stark davon abhängig, ob rahmenlose Systeme oder Systeme mit Rahmen eingesetzt werden. Für rahmenlose Systeme können Schalldämm-Maße von etwa 17 dB im geschlossenen Zustand erreicht werden, für Systeme mit Rahmen, aber ansonsten vergleichbarem Aufbau, werden häufiger Schalldämm-Maße von 25 dB genannt. Im teilgeöffneten Zustand sind noch Schalldämm-Maße von 15 bis 20 dB zu erwarten. Der Innenraumpegel im Balkon lässt sich so um 5 bis 8 dB(A) (abhängig von Balkon, Absorption im Balkon, Wänden etc.) gegenüber dem Außenlärm reduzieren.

Falt-, Schiebe- und Hebe-Mechanismen für Balkonverglasungen

Eine gängige Verglasungs-Variante stellen Faltwände dar, die sich über kugelgelagerte Laufwerke nach innen oder außen, nach rechts und/oder links wie eine Ziehharmonika falten und im geöffneten Zustand Platz sparend an der Seite parken lassen.

Bei Balkonverglasungen als Schiebe-Systeme lassen sich die Glaselemente wahlweise von der Mitte nach rechts und links oder von einer Seite zur anderen schieben lassen. Solche Varianten sind insbesondere für kleinere Balkone geeignet, da keine Elemente in den Raum hineinragen.

Schiebe-Dreh-Systeme bieten eine noch bessere Optionen zur Platzausnutzung auf Balkonen. Die Glaselemente des Systems lassen sich am Ende einer Laufschiene nach innen öffnen. Dadurch findet eine platzsparende Unterbringung der Einzelelemente im geöffneten Zustand statt.

Balkonverglasungssysteme mit eingelassener Bodenschiene gewährleistet zudem ein barrierefreies Wohnen nach DIN 18025, wodurch keine Stolpergefahr besteht und auch Kinder und Senioren keine Einschränkungen beim Gang auf den Balkon gehen können.

Sonderformen des Fensterbaus auf Balkonen, Loggien und Laubengängen

Balkone als Vorhangfassade

Wer im Zuge der Balkonsanierung auch die Chance zur optischen und energetischen Aufwertung des gesamten Gebäudes nutzen will, profitiert vom Konzept der Vorhangfassade. Das vorgehängte Komplettsystem verbessert als zusätzliche Außenhaut nicht nur die Energiebilanz, sondern schützt auch die Bausubstanz dauerhaft vor Witterungseinflüssen. Dabei verbindet die Balkonverglasung die Balkonbrüstung zu einer Einheit.

Verglaste Vorstellbalkone

Vorstellbalkone bestehend aus Stahlstützenkonstruktion, Brüstungselementen und Verglasung bieten sich insbesondere zur Nachrüstung von Balkonen im Zuge einer Sanierungen an. Der größte Vorteil besteht dabei darin, dass die Balkoneinheit selbsttragend ist und daher nur an wenigen Punkten mit der vorhandenen Bausubstanz verbunden werden muss. So lässt sich die Entstehung von Wärmebrücken effektiv vermeiden.

Verglasungen von Loggien

Ganz ähnlich Balkonverglasung funktioniert die Verglasung einer Loggia. Eine Loggia ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass sie dreiseitig geschlossen und ins Gebäude eingeschnitten ist. Die Verglasung ist hier also deutlich einfacher durchzuführen als bei einem Balkon, da statische als auch genehmigungsrechtliche Anforderungen geringer sind. Die Verglasung einer Loggia wird daher auch von den allermeisten Fensterbauern angeboten.

Laubengang-Verglasungen

Verglasungen schützen den Laubengang dauerhaft vor Bewitterung, mindern das Unfallrisiko bei Regen-, Schnee- und Eisglätte und bescheren den Hausbewohnern eine merkliche Reduzierung der Lärmbelästigung. Laubengang-Verglasungen werden häufig in einer mehrbahnigen Schiene geführt und können optional mit RWa (Rauch- und Wärmeabzug) ausgestattet werden, um die erforderliche Brandschutz-Verordnung zu erfüllen.

Zustimmung und Genehmigung bei nachträglicher Verglasung

Bauliche Veränderungen wie eine Balkonverglasung können jedoch gerade bei Mehrfamilienhäusern zustimmungspflichtig sein. Wie aus einem Urteil des Bayerischen Obersten Landesgerichts hervorgeht (AZ 2Z BR 127/01) kam es im Falle einer Eigentümergemeinschaft zum Streit. Denn die Verglasung des Balkons stellte "eine erhebliche optische Beeinträchtigung" der Fassade dar, die nicht ohne die Zustimmung der anderen Eigentümer hätte vorgenommen werden dürfen. Auch von einer so genannten "modernisierenden Instandsetzung", die nicht genehmigungspflichtig ist, sei laut Gericht nicht auszugehen, wenn lediglich eine Verglasung des Balkons nachträglich angebaut wird.

Je nach der Größe des Balkons kann es zudem erforderlich werden, dem Bauamt die "Nutzungsänderung" des Balkons mitzuteilen und zu prüfen, ob eine Baugenehmigung für die Balkonverglasung beantragt werden muss. Steht das Gebäude oder insbesondere die Fassade unter Denkmalschutz, so ist eine bauliche und optische Veränderung meistens ausgeschlossen. Eine Nachfrage beim Denkmalschutzamt hilft hier weiter.

Experten-Tipp: Preise bzw. Kosten für die Verglasung des Balkons lassen sich pauschal nicht beziffern. Nehmen Sie über unsere Vermittlung Kontakt zu Fensterbauern in Ihrer Nähe auf und lassen Sie sich vor Ort zu den zu erwartenden Kosten beraten.

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