Der Kindergarten "Saules Gojus" (Sonnenwäldchen) verdient seinen Namen zu recht: Trotz angrenzendem Wald wird der Kindergarten von allen Seiten mit Sonne beschienen. Offiziell ist das 500m2 große Haus "Saules Gojus" ein "Zentrum für Erziehung", ohne sich jedoch einer pädagogischen Theorie verpflichtet zu fühlen. Es wird ein ganzheitliches Konzept verfolgt, zu dem Natur, Sprachen (Litauisch, Deutsch und Englisch), Musik und Kreativität des Individuums gehören. Diesem Konzept folgend wurden in zwei Stufen die energetischen Bedingungen derart verbessert, dass "Saules Gojus" heute die hohen Heizkosten für die Kinderbetreuung einsetzen kann.
In einer ersten Stufe wurde das Gebäude 2004 renoviert. "Hilfreich zur Seite stand uns Dipl.-Ing. Matthias G. Bumann, anerkannter deutscher Experte für vernünftiges und gesundes Bauen" berichtet Andreas Rodenbeck, Koordinator des Projektes. In dieser ersten Stufe der Sanierung wurden die sanitären Anlagen und die gesamte Elektrik erneuert und das Haus den Bedürfnissen der Kinder angepasst. Wichtig war eine energetische Ertüchtigung der Außenwände, die als zweischaliges Mauerwerk mit einem Luftspalt von 7 cm einen U-Wert von 0,8 W/m²K aufwiesen. Zwar ist der U-Wert für die Energiebilanz des Gebäudes nicht allein Ausschlag gebend, bei winterlichen Temperaturen um die -20°C ist er dennoch eine zu beachtende Kenngröße. Vom Bekleben der Fassade mit Styroporplatten als WDVS, wie es landesweit oft und gern gemacht wurde, riet der Fachmann ab. Ein wichtiger Grund besteht darin, dass es als widersinnig angesehen wird, von innen nach außen dichter zu bauen – noch dazu, wo bekannt ist, dass die Berechnungen nach Norm, einschließlich Glaser-Verfahren, keine realitätsnahen Ergebnisse erbringen. Letztlich konnte durch eine Kerndämmung mit EKOVATA Zelluloseflocken der U-Wert auf 0,37 W/m²K verbessert werden, wobei ein entscheidender Vorteil darin besteht, dass am Ende eine voll sorptionsfähige Wandkonstruktion mit kapillarer Leitfähigkeit vorliegt.
Zu Beginn der zweiten Sanierungs-Stufe wurden im Rahmen einer Objektbegehung Baumaßnahmen mit folgenden Schwerpunkten besprochen: Regendichtigkeit, Fenster DG, Putzausbesserungen Fassade, Leibungen dämmen, Schaum unter den Fensterblechen ersetzen, Fassaden- und Innenanstrich, Holzgiebel Süd erneuern, Giebelortgangstreifen aus Holz streichen, Schwingungsverringerung Rasterdecke über KG. Bei Außentemperaturen von -23°C am Stadtrand von Vilnius wurden im Mittel Innenraumtemperaturen von 19°C und Wandoberflächentemperaturen von 16°C gemessen. Beachtliche Temperaturunterschiede der Wandoberflächentemperaturen der Fassade ergaben die Messungen mit dem Pyrometer zur berührungslosen Temperaturmessung. Hieran erkennt man, was der Begriff "solare Gewinne opaker Bauteile" bedeutet: der Wärmestrom von 20°C nach -10°C ist geringer als der von 20°C nach -20°C. Um die energetische Qualität der Außenwände zu verbessern, riet der Bausachverständige zum Einsatz von ThermoShield. Gründe hierfür sind u. a. der Schutz vor solarer Belastung im Sommer, die Kompensation von Wärmebrücken, Schlagregenschutz und Verbesserung der thermischen Behaglichkeit. Wieviel Spass die Kinder nun im warmen "Saules Gojus" haben, lässt sich in der Galerie der Kindergarten-Homepage erleben.
Quelle: DIMaGB
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