Gestern hat das Bundeskabinett die Novellierung der Kennzeichnungsverordnung über den Energieverbrauch von PKW zur Kenntnis genommen und somit gebilligt. Die Verordnung wird August 2011 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und tritt zum 1.12.2011 in Kraft.
Die CO2-Effizienzskala folgt dem Vorbild der bereits bei Haushaltsgeräten gebräuchlichen Form der Kennzeichnung. Diese enthält die Effizienzklassen A+ (grün und sehr effizient) bis G (rot und wenig effizient) und basiert auf einem so genannten relativen Modell. Das bedeutet, dass die Berechnung der CO2-Effizienz auf der Grundlage der CO2-Emissionen unter Berücksichtigung der Fahrzeugmasse erfolgt. Daneben enthält das neue Pkw-Label künftig auch Angaben zum Stromverbrauch, um so den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität Rechnung zu tragen. Zusätzlich bieten die Angaben zur Jahressteuer und den durchschnittlichen Energieträgerkosten (Kraftstoff und Strom) dem Verbraucher künftig die Möglichkeit, auch die langfristigen Betriebskosten in seine Kaufentscheidung einzubeziehen.
Der ökologische Verkehrsclub VCD sieht in der Novellierung der Pkw- Energieverbrauchskennzeichnung eine Mogelpackung. Michael Müller-Görnert, VCD-Referent für Verkehrspolitik: "Wenn Autos mit einem hohen Verbrauch nur deswegen ein gutes Label erhalten, weil sie besonders schwer sind, dann ist das Verbrauchertäuschung und dient weder der Verbraucherinformation noch entlastet es das Klima." Autos würden schließlich nicht aufgrund des Gewichts sondern der Größe gekauft. "Herr Rösler macht sich damit in bewährter Tradition seiner Vorgänger zum Sprachrohr der deutschen Autoindustrie, die dank des Labels ihre spritfressenden Geländewagen mit einem grünen Mäntelchen deklarieren können. Verbraucher sollten sich nicht vom Label blenden lassen, sondern genau hinsehen, wie hoch Verbrauch und CO2-Ausstoß wirklich sind", betont Görnert.
Waltraud Wolff, zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion im Umweltausschuss: "Die Bundesregierung trickst und täuscht. Schwere Autos sind gut, das ist die Aussage der neuen Verbrauchskennzeichnung. Heißen müsste es aber: Wenig Verbrauch ist gut. Die Kennzeichnung zeigt nicht den absoluten Verbrauch von Autos an. Sie stellt vielmehr den Verbrauch in Abhängigkeit vom Gewicht dar. Das bedeutet, dass Kleinwagen schlechter als schwere Geländewagen bewertet werden können. Die neue PKW-Verbrauchskennzeichnung verwirrt, sie täuscht niedrigen Verbrauch nur vor. Es geht nicht darum, wie viel Gewicht bewegt wird. Wichtig ist, dass auf einer Fahrt von Berlin nach München möglichst wenig CO2 ausgestoßen wird. Das wird durch die neue Kennzeichnung verschleiert. Das ist nicht gut für die Umwelt, das ist auch nicht gut für Verbraucherinnen und Verbraucher, die objektive Informationen haben wollen."