Ab Mitte August wird innerhalb von 12 Wochen der Untergrund des westlichen Erzgebirges in bis zu 6 km Tiefe durchleuchtet. Mit einer 3D-Seismik wollen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG, Hannover) und das Essener Unternehmen DMT dann das "geothermische Reservoir" untersuchen.
Ziel des Forschungsprojekts ist es, zu erkunden, ob sich tiefe Erdwärme in sogenannten Kristallin-Gebieten nutzen lässt, in denen der Untergrund aus Granit, Gneis und ähnlichen Gesteinen besteht. Dies wiederum hängt grundlegend und entscheidend davon ab, ob mit den Methoden der Seismik ein verlässliches und informationsreiches Abbild des Untergrundes erzeugt werden kann. Die im Projekt gewonnen, wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Seismik-Auswertung werden auch exemplarisch für andere Kristallin-Gebiete, z.B. Schwarzwald, Bayerischer Wald und Spessart sein.
Bislang waren Geothermie-Projekte mit seismischen Methoden meist in Gebieten mit mächtigen Sedimentgesteinen untersucht worden, z.B. Bayerisches Voralpenland, Norddeutsches Tiefland und Oberrheingraben. "Kristallin-Gebiete für die Tiefengeothermie nutzbar zu machen, wäre für diese Zukunftsenergie ein großer Schritt nach vorne", sagt Projektleiter Dr. Rüdiger Schulz vom LIAG, "und die Seismik ist vielleicht der einzige Schlüssel für den Zugang zum Kristallin in der Tiefe." Konkret kommen in Sachsen zwei verschiedene seismische Messverfahren zum Einsatz:
- Flächendeckend werden im Raum Schneeberg 3D-vibrationsseismische Messungen mit drei schweren Vibrator-Trucks und zig-tausenden von ausgelegten Geophonen durchgeführt.
- Kreisförmig wird um das zentrale 3D-Messgebiet herum an 24 Lokationen Sprengseismik in Bohrlöchern durchgeführt.
Für das Projekt "3D-seismische Messungen im Kristallin in Sachsen zur strukturellen Klassifizierung des geothermischen Reservoirs" hat das LIAG Forschungsmittel in Höhe von ca. 5 Millionen Euro vom Bundesumweltministerium (BMU) eingeworben. Das Essener Unternehmen DMT ist vom LIAG mit der operativen Durchführung der Messung betraut worden, die Firmen Celler Brunnenbau und IPS aus Celle sind zudem im Unterauftrag tätig. Die Datenauswertung und Interpretation machen die Hannoveraner Forscher selbst, arbeiten jedoch eng mit Wissenschaftlern der TU Bergakademie Freiberg und dem Geologischen Dienst von Sachsen zusammen.