Die Tendenz ist fallend, aber auch im ersten Halbjahr 2011 hat Deutschland per Saldo mehr Strom exportiert als importiert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 23,9 Terrawatt-Stunden (TWh) über die europäischen Stromnetze nach Deutschland eingeführt. Im gleichen Zeitraum führte Deutschland 27,9 TWh aus.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Einfuhrmenge: Im ersten Halbjahr 2010 lag sie noch bei 19,1 TWh. Demgegenüber sank die Ausfuhrmenge, im Vorjahreszeitraum lag sie bei 30,0 TWh. Der Überschuss in der Handelsbilanz verkleinerte sich von 10,9 TWh im ersten Halbjahr 2010 auf 4,1 TWh im ersten Halbjahr 2011. Die größten Strommengen wurden aus den beiden Nachbarländern Frankreich (10,4 TWh) und der Tschechischen Republik (5,6 TWh) eingespeist. Die beiden wichtigsten Abnehmer für Strom aus Deutschland waren die Alpennachbarn Österreich (7,8 TWh) und Schweiz (7,6 TWh).
Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation, erklärt hierzu: "Als kürzlich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) meldete, dass die Stromimporte aus Tschechien im ersten Halbjahr um 673 Prozent gestiegen seien, sorgte das für Schlagzeilen und etliche Kommentatoren kritisierten, dass nach der Stilllegung von Atomkraftwerken in Deutschland nun tschechischer Atomstrom die Lücken füllen müsse. Zwar wird aus Tschechien und Frankreich mehr Strom in die Bundesrepublik eingeführt, als diesen Ländern geliefert wird. Aber auch dafür gibt es Gründe, die nicht ins Wunschbild der Atomkraftfreunde passen: So ist ein Teil der Importe aus Tschechien Windstrom aus Norddeutschland, der über das polnische und tschechische Netz nach Bayern geliefert wird. Und der Strom aus Frankreich ist teilweise Transitstrom für Italien, der über Deutschland und die Schweiz weitergeleitet wird."