Die CO2-neutrale Energiegewinnung aus Biomasse bietet ein großes Substitutionspotential für fossile Energieträger, sofern die nachhaltige Erzeugung und Transport nicht die Ökobilanz belasten. Pflanzenöle aus heimischem Raps haben sich gegenüber der Konkurrenz aus Fernost – hier wird ein Großteil des weltweiten Bedarfs an Palmöl produziert – durchgesetzt. Weil jedoch die Anbauflächen begrenzt sind, geht die Suche nach neuen Antriebsstoffen weiter. In den Fokus dieser Bemühungen rückt der Bambus. Eine Pflanze deren Eigenschaften nicht nur Architekten und Bauunternehmen weltweit begeistert, sondern zunehmend auch die Energiebranche aufhorchen lässt.
Bambus ist eine der Pflanzen, die Wissenschaftler der Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) gezielt auf ihre Eigenschaften als Energiepflanze hin untersuchen. Erste Erkenntnis: Der mehrere Meter hohe, schnell nachwachsende Bambus gedeiht ebenso gut in heimischen Gefilden, selbst wenn im Sommer die Humidität des Klimas im Kontrast zu den tropischen und subtropischen Regenwäldern steht, die sonst die Heimat des Bambus bilden. Zweite Erkenntnis: Bambus benötigt weniger Düngemittel und Pflanzenschutzmittel, um dabei relativ viel Biomasse zu erzeugen. Der Bambus gehört damit zu den so genannten C-4-Pflanzen, die in der ersten Stufe der Photosynthese organische Säuren mit vier Kohlenstoff-Atomen produzieren. Gegenüber dem Weizen oder Sonnenblumen, die zu den C-3-Pflanzen zählen, setzt der Bambus bei durch Züchtung erzeugten Varianten bei vergleichbaren Temperaturen etwa 40% mehr Kohlendioxid um.
Wie bei vielen regenerativen Energieträgern steht auch der Bambus als Energiepflanze im Wettbewerb zu konventionellen Energieträgern, wenngleich auf ihren Einsatz in Deutschland keine Steuern erhoben werden. Die Ölpreise sind immer noch zu niedrig, um in großem Maßstab auf Bambus umzusteigen. Diese rein betriebswirtschaftliche Denkweise verkennt den volkswirtschaftlichen Schaden, der aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe und auch aus Monokulturen, die mit Herbiziden und Pestiziden behandelt werden, resultiert. Trotzdem sehen die Wissenschaftler den Bambus zunächst nur als Teil eines Biomasse-Mixes in Form "integrierter Energieplantagen". Hier werden verschiedenste Pflanzenarten auf einer Plantage angebaut, die gegenseitig ihre Resistenz verstärken und bei den vorherrschenden regionalen klimatischen Bedingungen wachsen. So lässt sich nachhaltig Biodiesel pressen, Äthanol destillieren, Biogas "ergären" und Energie durch Pyrolyse aus Holz gewinnen.