Im hessischen Groß-Gerau soll in den kommenden Jahren Hessens erstes Geothermiekraftwerk zur Produktion von Strom und Wärme entstehen. Im Zuge der seismischen Vorerkundung werden nun zusätzliche gravimetrische Messungen vom 8. bis zum 29. August 2012 durchgeführt. Gemessen wird an 330 Punkten in Südhessen.
"Die aktuell stattfindende Gravimetrie ergänzt die bisher durchgeführten seismischen Untersuchungen der Gesteinsschichten ideal, da sie als weitere unabhängige Erkundungsmethode Informationen im Hinblick für eine Realisierung eines Geothermiekraftwerks gibt und der Überprüfung vorhandener Daten dient. Wir versprechen uns durch die zusätzlichen Erkenntnisse der gravimetrischen Untersuchung eine höhere Sicherheit in der Interpretation der Ergebnisse für die Standortauswahl für das geplante Geothermiekraftwerk im Kreis Groß-Gerau", erläutert der Pressesprecher der projektverantwortlichen Überlandwerk Groß-Gerau GmbH Marc André Glöckner die aktuellen Maßnahmen.
Die Messungen erfolgen mit sogenannten Gravimetern, die nach dem Prinzip einer äußerst feinen Federwaage arbeiten. Gravimetrische Messungen basieren auf dem physikalischen Prinzip der Massenanziehung (Gravitation), bei dem die Schwere eines Körpers, d. h. die Größe der Schwerebeschleunigung ermittelt wird. Die Messungen ermöglichen die Ortung von horizontalen und vertikalen Unterschieden der Gesteinsdichte im Untergrund. Diese festgestellten Eigenschaften lassen auf Lagerstätten, Hohlräume und Felsauflockerungen schließen. So können zukünftig verbesserte Prognosen über die Eigenschaften von potenziell für die Nutzung der für Tiefengeothermie geeigneten Gesteinsschichten möglich werden. Zudem können durch die gravimetrische Messung Informationen über den Aufbau des Grundgebirges gewonnen werden.
2007 hat die ÜWG mit politischer Unterstützung das landesweit einmalige Projekt zur Errichtung eines innovativen Geothermiekraftwerks auf den Weg gebracht. Die Planungen sehen Investitionen in Höhe von rund 35 Millionen Euro vor. 2014/2015 könnte Hessens erstes Tiefen-Geothermie-Kraftwerk zur Gewinnung von Strom und Wärme in Betrieb genommen werden.
Ein Geothermiekraftwerk könnte pro Jahr rund 25 Millionen Kilowattstunden Ökostrom produzieren. Diese Menge reicht aus um rund 7.000 Haushalte im Kreis Groß-Gerau mit Strom zu versorgen und leistet damit einen wesentlichen Beitrag um das politische Ziel des Kreises Groß-Gerau bis zum Jahr 2020 mit etwa 30 Prozent des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien zu decken. Die Wärme, die ein solches Geothermiekraftwerk produziert, könnte den Jahreswärmebedarf von rund 400 Privathaushalten decken, was in etwa der Menge von 750.000 Litern Heizöl entspricht. Insgesamt können so gut 27.000 Tonnen CO2 eingespart werden.