Nicht erst seit der jüngsten Debatte um die Sicherheit von Atomkraftwerken ist klar: der größte Teil der deutschen Stromproduktion ist mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Rund ein Viertel der hierzulande produzierten Elektrizität stammt aus der Risikotechnologie Atomkraft, knapp die Hälfte aus den fossilen Energieträgern Braun- und Steinkohle, die klimaschädigende Gase freisetzen und so zur globalen Erwärmung beitragen. Mehr und mehr Haushalte suchen daher nach Stromanbietern, die eine Versorgung aus sauberen, erneuerbaren Quellen versprechen.
Doch nicht überall, wo Ökostrom draufsteht, sind nur erneuerbare Energien drin, warnt Ramona Ballod von der Verbraucherzentrale Thüringen: "Der Begriff Ökostrom ist rechtlich nicht definiert. Viele Energiekonzerne und Stadtwerke schichten lediglich vorhandene Strommengen um oder erwerben sogenannte RECS-Zertifikate." Diese Zertifikate gelten als Herkunftsnachweis für erneuerbare Energien und stammen überwiegend von Wasserkraftwerken aus Skandinavien und den Alpenländern. "So lässt sich deutscher Kohle- oder Atomstrom ganz legal in Ökostrom umetikettieren, ohne dass dabei auch nur ein einziges Gramm Kohlendioxid eingespart wird", so Ballod weiter.
Die entscheidende Frage ist, ob die Nachfrage nach Ökostrom tatsächlich zum Ausstieg aus der Atomkraft und zum Ausbau erneuerbarer Energien führt. Ramona Ballod: "Derzeit gibt es vier Ökostromanbieter auf dem deutschen Markt, die konsequent in erneuerbare Energien investieren und nicht mit einem Unternehmen verbunden sind, das Atom- oder Kohlekraftwerke betreibt oder mit Strom aus diesen Quellen handelt." Diese Anbieter sind die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), LichtBlick, Greenpeace Energy und die Naturstrom AG.
Doch auch Bezieher von Ökostrom sollten sparsam mit Energie umgehen und auf effiziente Elektrogeräte setzen: "Wer es wirklich ernst meint mit seinem persönlichen Atomausstieg, der beginnt beim Verbrauch. Der klimafreundlichste Strom ist jener, der gar nicht erst erzeugt werden muss. Die private Haushaltskasse wird auch entlastet", so Ballod abschließend.
Quelle: Verbraucherzentrale Thüringen e.V. (vzth)