H-Gas (High calorific gas) ist ein Gas mit höherem Brennwert. L-Gas (Low caloric gas) ist hingegen ein Gas mit einem geringeren Methangehalt. Seit Jahrzehnten werden Haushalte in Deutschland in getrennten Leitungssystemen mit beiden Gasarten beliefert. Da das L-Gasaufkommen rückläufig ist erfolgt in den kommenden Jahren eine sogenannte „Marktraumumstellung“. Alle betroffenen Gasnetzbetreiber, die L-Gas liefern, haben dazu in Abstimmung mit der Bundesnetzagentur einen Ausbauplan - den Netzentwicklungsplan Gas (NEP Gas) - für das deutsche Gasnetz entwickelt, der schrittweise in verschiedenen Regionen in Deutschland ab dem Jahr 2015 umgesetzt wird. Das erste Umstellgebiet ist Schneverdingen.
Ablauf der Umstellung von L-Gas auf H-Gas
Die Umstellung von L-Gas auf H-Gas kann jedoch nicht nur rein von Seiten der Gas-Versorger erfolgen, sondern erfordert auch technische Anpassungen an den Gasheizungen der Betreiber gemäß den technischen Regeln des Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) durch entsprechend zertifizierte Fachunternehmen. Je nach Geräteart gibt es hierzu entsprechende Umrüstsätze (Gasdüsen, Luftblenden) des jeweiligen Geräteherstellers. Nach der Umstellung erfolgt dann eine unabhängige Kontrolle der Anpassungsarbeiten. Auf diese Weise werden in den kommenden Jahren so insgesamt vier bis fünf Millionen Gasheizungsanlagen und weitere Gasgeräte von L-Gasbezug auf H-Gasversorgung umgestellt werden.
Technische Möglichkeiten zur Umstellung
Laut Buderus, einem der Marktführer bei Öl- und Gasheizungen, können für die Umstellung von L-Gas auf H-Gas auch für ältere Geräte ab Baujahr 1985 Umstellteile und Umstellinformationen angefordert werden, sodass ein Heizungstausch nicht zwingend notwendig ist. Bei neueren Brennwertgeräten kann die Umstellung über das Gasart-Einstellrad vorgenommen werden, sodass eine zuverlässige Modulation bei jeder Gasqualität gewährleistet ist. Bei sehr alten Anlagen sei laut Buderus eine Umrüstung aber nicht mehr sinnvoll, denn diese verschwenden sehr viel Energie. Denn Gaskessel, die 25 Jahre oder länger in Betrieb sind, arbeiten im Vergleich zu modernen Geräten deutlich weniger effizient. Bei einer Modernisierung durch einen Brennwertkessel lassen sich die Verbrauchkosten pro Jahr um bis zu 30 Prozent senken.
Industrieumrüstungen werden von Netznutzungsentgelten getragen
Komplizierter wird der Umbau bei industriellen Anlagen. Bei Spezialanwendungen, zum Beispiel in der Keramikindustrie, können umfangreiche Umbauten notwendig werden, um H-Gas nutzen zu können. Hier können zum Teil hohe Kosten anfallen, die aber zunächst von den Netzbetreibern getragen werden. Die Kosten werden dann allerdings über die Netznutzungsentgelte wiederum von den Endverbrauchern getragen werden müssen. Darauf weisen die Energieexperten der ISPEX AG hin.
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