Erstmalig hat das nova-Institut aus Hürth (Rheinland) in einer Studie die gesamte stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen in Deutschland systematisch erfasst und in ihren Besonderheiten analysiert, um darauf aufbauend geeignete Förderinstrumente zur Erschließung des Potenzials der stofflichen Nutzung zu entwickeln.
Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass in Deutschland im Jahr 2007 die Gesamtmenge der zur stofflichen Nutzung verwendeten nachwachsenden Rohstoffe in der verarbeitenden Industrie 3,6 Mio. t (Agrarrohstoffe ohne Stroh) plus 44,3 Mio. t Holz, also insgesamt etwa 47,9 Mio. t beträgt. Hinzu kommen noch bis zu 6 Mio. t Getreidestroh, die vor allem im landwirtschaftlichen Bereich genutzt werden. Demgegenüber gehen 10,1 Mio. t Agrarrohstoffe und 32,6 Mio. t Holz, also insgesamt etwa 42,7 Mio. t in die energetische Nutzung. Insgesamt wurden im Jahr 2007 in Deutschland demnach 90,6 Mio. t nachwachsende Rohstoffe industriell genutzt (Agrarrohstoffe und Holz, ohne Stroh), davon 53% stofflich und 47% energetisch. Betrachtet man nur den Agrarbereich, so sind es 26% für die stoffliche und 74% für die energetische Nutzung. Der Anteil der energetischen Nutzung hat sich dabei in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gesteigert.
Die Studie schlägt zwei übergreifende Förderinstrumente vor, um die aktuellen Marktverzerrungen und Rohstoff-Fehlallokationen durch die einseitige Förderung der energetischen Nutzung zu überwinden und gleichzeitig dem Ressourcen- und Klimaschutz Rechnung zu tragen: Eine "Basisförderung über Produktionskostenerstattung auf Basis vermiedener CO2-Äquiv.-Emissionen pro Hektar" sowie den "Ausbau von Lenkungssteuern auf fossile Kohlenstoffträger". Die Basisförderung bezieht sich dabei nur auf den Agrarbereich, der Forstbereich benötigt im Konsens mit Branchenvertretern keine entsprechende Basisförderung, sondern vor allem ein Ende der Bevorzugung der energetischen Nutzung von Holz in möglichst allen Regularien sowie eine Stärkung der Kaskadennutzung.
Unternehmen, die nachwachsende Rohstoffe in ihrer Produktion einsetzen, sollen eine Produktionskostenerstattung erhalten, die sich an den "vermiedenen CO2-Äquiv.-Emissionen pro Hektar" orientiert. Durch den Ausbau von Lenkungssteuern sollen fossile Kohlenstoffträger auch in der stofflichen Nutzung (z.B. in der chemischen Industrie) teurer werden, wodurch der Einsatz nachwachsender Rohstoffe an Attraktivität gewinnt.
Beide Instrumente führen die Förderung auf eine nachvollziehbare Basis zurück, führen zu einem einheitlichen und kalkulierbaren Markteingriff, der unter dem Blickwinkel des Ressourcen- und Klimaschutzes Marktverzerrungen überwindet, und lassen ansonsten die Kräfte des freien Marktes walten, ohne bestimmte Nutzungen oder Technologien zu bevorzugen.
Die Kurzfassung der Studie kann unter >> www.nova-institut.de/nr kostenfrei heruntergeladen werden. Die Langfassung (etwa 450 Seiten) ist auf Anfrage erhältlich.
Quelle: nova-Institut für politische und ökologische Innovation GmbH