Die Wärmedämmung des Gebäudebereichs ist eine der entscheidenden Voraussetzungen zur Reduzierung des Energieverbrauchs in Deutschland. Doch nur, wenn die Energieverluste über die Gebäudehülle im Neubau als auch im Bestand konsequent reduziert werden, können die klimapolitischen Zielvorhaben der Bundesregierung, den deutschen Gebäudebestand bis 2050 auf einen klimaneutralen Zustand zu bringen, erreicht werden. Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Wärmeschutz e.V. München (FIW) haben in ihrer Metastudie "Technologien und Techniken zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden durch Wärmedämmstoffe" jetzt das Einsparpotenzial näher beziffert, welches durch eine konsequente Wärmedämmung erzielt werden könnte.
WSchV und EnEV sparen 167 TWh Heizenergie
Hierzu haben die Wissenschaftler zunächst errechnet, wieviel Energie nicht eingespart worden wäre, wenn nicht Ende der 70er Jahre die erste Wärmeschutzverordnung eingeführt worden wäre. Hätte man laut FIW seit 1978 sämtliche neu errichtete Wohngebäude ohne Verbesserungen im baulichen Wärmeschutz gebaut sowie an Bestandsgebäuden ausschließlich nicht energetische Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt, würde heute der jährliche Endenergieverbrauch im Wohngebäudebereich etwa 767 TWh betragen. Das heißt, die Einführung der WSchV 1977 und den entsprechenden Anpassungen, bzw. die Einführung der EnEV 2002, spart bereits jetzt jährlich in etwa 167 TWh an Endenergie für Heizung alleine im Wohnungsbau ein. Bezogen auf den Gesamtverbrauch an Endenergie in Höhe von ca. 2500 TWh sind dies 6,7%, so das FIW.
Effizienzverbesserungen von 500 TWh möglich
Hätte man nur, wie damals gefordert, die Anforderungen an den energetischen Standard im Neubau entsprechend geregelt, aber die Sanierungen im Gebäudebestand ohne jede Verbesserung des baulichen Wärmeschutzes umgesetzt, würde der Endenergieverbrauch 86 TWh über dem aktuellen Ist-Wert liegen. Ausgehend von einem technisch realisierbaren Einsparpotential von 50 Prozent, ergibt sich im gesamten Gebäudebereich (Wohn- und Nichtwohngebäude) grob geschätzt ein möglicher Minderverbrauch von ca. 500 TWh pro Jahr. Diese theoretische Effizienzverbesserung ist natürlich nur abrufbar, wenn bei allen Gebäuden sämtliche Möglichkeiten, wie eine ausreichende Dämmung der Gebäudehülle, eine Fenstermodernisierung und der Einsatz moderner Technik, vollständig genutzt werden, so die Wissenschaftler des FIW.
Sanierungsfahrplan und neutrale Aufklärung nötig
Das FIW weist im gleichen Zuge jedoch auch darauf hin, dass diese Dämmungseffekte natürlich nicht zum Nulltarif zu haben seien, sondern erhebliche Investitionen erfordern. Dies mache jedoch wiederum geeignete und verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen nötig, der laut FIW in einem Sanierungsfahrplan, der den Akteuren sowohl den Orientierungsrahmen für Investitionen gibt, als auch die notwendige Flexibilität belässt, festgeschrieben werden müsse. Zudem fordert das FIW, den sich häufenden negativen Medienberichten über angeblich systematische bautechnische Dämmungsprobleme, die z. B. Schimmel- und Algenbildung begünstigen, eine neutrale Aufklärung der Bauherren entgegenzusetzen, um das Vertrauen in die energetische Sanierung wieder zu stärken.
Die vollständige Metastudie "Technologien und Techniken zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden durch Wärmedämmstoffe" steht hier zum Download zur Verfügung.