Fernwärmespeicher sind zumeist drucklose, mit Wasser gefüllte Behälter, die Schwankungen im Wärmebedarf des Fernwärmenetzes bei gleicher Erzeugungsleistung der Fernheizwerke ausgleichen sollen. Um die Fernwärmeerzeugung effizienter zu machen, besteht die Möglichkeit, in der Nacht Wärme in den Fernwärmespeicher zu laden und diese am Tage, insbesondere in der Morgenspitze, wieder zu entnehmen.
Besteht ein Überangebot von Ökostrom im Netz, kann in einem großen Speicher aber auch aus Elektrizität Wärme erzeugt werden ("Power-to-heat"). Ist die Erzeugung aus Sonne und Wind zu gering, um den Bedarf zu decken, wird per Kraft-Wärme-Kopplung die Lücke automatisch ausgefüllt. Dieser variable Einsatz hilft nicht nur, regenerative Energie optimal auszunutzen. Er unterstützt gleichzeitig die Netzstabilität und damit die sichere Versorgung unter den sich ändernden Anforderungen der Energiewende.
Ein solcher Power-to-heat Fernwärmespeicher wurde jetzt am 19. September 2018 in Halle (Saale) von der Energie-Initiative Halle (Saale) in Betrieb genommen. Rund 10 Millionen Euro investierte die EVH GmbH, Energietochter der Stadtwerke Halle, in den Bau eines der weltweit größten Fernwärmespeicher dieser Bauart als ersten Schritt ihres Gesamt-Investitionsprogramms.
Nach dem ersten Baggerstich im Oktober 2016 wuchs die weithin sichtbare „Riesen-Thermoskanne“ in der Dieselstraße seit Mai 2017 in die Höhe. Ende 2017 wurde sie verschlossen und mit Wasser befüllt. Das Wasser wurde vorher in einer chemischen Wasseraufbereitungsanlage entmineralisiert, um Ablagerungen und Korrosion im Fernwärmenetz zu verhindern. Im Sommer 2018 wurde der Fernwärmespeicher in das Fernwärmesystem eingebunden. Mit der Wasserfüllung der Rohrleitungen begann jetzt der Probebetrieb.
Der neue "Energie- und Zukunftsspeicher" mit 40 Metern Durchmesser und 45 Metern Höhe bietet ein nutzbares Speichervolumen von 50.000 Kubikmetern. Das entspricht der Füllmenge von etwa 250.000 Badewannen. Rechnerisch reicht die Speichermenge aus, den Fernwärmebedarf der Hallenser bis zu drei Tage lang zu decken. Dank seiner technischen Auslegung kann er zudem auch überschüssige Energie aus dem Energiepark Trotha aufnehmen. Das macht die Energieerzeugung in Halle insgesamt effizienter.
Darüber hinaus ermöglicht die neue „Riesen-Thermoskanne“, regenerative Energien optimal auszunutzen. Ein weiterer Vorteil: Der Speicher unterstützt die Netzstabilität und damit eine sichere Versorgung unter sich ändernden Anforderungen der Energiewende. Der Speicher führt durch eine stromgeführte Fahrweise zudem zu Kosteneinsparungen: Denn die Anlagen arbeiten dann, wenn der Strompreis günstig ist, die gleichzeitig entstehende Wärme wird gespeichert und dann als Fernwärme verwendet, wenn die Hallenser die Wärme abrufen.
Mit seinen 50.000 m3 Fassungsvermögen zählt der Fernwärmespeicher der Stadtwerke Halle zu den weltgrößten. Vergleichbare Fassungsvermögen besitzen nur die Fernwärmespeicher mit ebenfalls 50.000 m3 der EVN AG am Kraftwerk Theiß in Gedersdorf in Niederösterreich und der Fernwärmespeicher des Grosskraftwerk Mannheim AG in Mannheim mit 45.000 m3.
Größer ist bisher nur der Erdbecken-Fernwärmespeicher mit 75.000 m3 im dänischen Marstal. Solche Erdbecken-Fernwärmespeicher bestehen aus einem großen, abgeschlossenen und (teil-) gedämmten Erdbecken, das mit verschiedenen Speichermedien gefüllt sein kann. Mittels Brunnen oder Rohrleitungen wird Wärme in den Speicher direkt oder indirekt eingespeist und bei Bedarf wieder entnommen. Das Dach liegt meist nur auf der Speicherfüllung auf.