Im Ortskern von Weißenhorn-Wallenhausen südlich von Günzburg bei Ulm entstand 2021 das größte jemals gedruckte Haus Europas. (Quelle: Michael Rupp Bauunternehmung GmbH)

Im Ortskern von Weißenhorn-Wallenhausen südlich von Günzburg bei Ulm entstand 2021 das größte jemals gedruckte Haus Europas. (Quelle: Michael Rupp Bauunternehmung GmbH)

Erstes in 3D-gedrucktes Mehrfamilienhaus im KfW-55-Standard

Im Ortskern von Weißenhorn-Wallenhausen südlich von Günzburg bei Ulm entstand 2021 das größte jemals gedruckte Haus Europas. Das erste Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Betondrucker ist ein durchweg gelungenes Erstlingswerk im KfW-55-Standard: Auf drei Etagen und 380 Quadratmetern Fläche sind fünf Wohnungen entstanden, die – bis auf die Musterwohnung – bereits alle vermietet sind.

Dämmung und Energieersparnis

Gebaut bzw. gedruckt wurde im KfW-55-Standard, das heißt, das Haus kann mit lediglich 55 Prozent der Energie bewirtschaftet werden, die ein exakt den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) entsprechendes Gebäude benötigt. Dadurch werden nicht nur die anfallenden Treibhausgasemissionen bei der Gebäudebewirtschaftung reduziert.

Der niedrige Energiebedarf schont über die Heizkosten auch den Geldbeutel der Bewohner. Zu niedrigen Energiekosten trägt auch die Außendämmung bei, die bereits beim Druck des Rohbaus beginnt: Die Außenwand besteht aus einem zweischaligen Wandaufbau. Die äußere gedruckte Hohlwand wird mit einer mineralischen Einblasdämmung gefüllt, die innere mit Ortbeton mit der jeweiligen Geschossdecke ausbetoniert.

Obwohl es im wahrscheinlich derzeit modernsten Verfahren erbaut wurde, kommt das Haus optisch recht klassisch daher. So erhielt das Gebäude Gauben, Fensterläden, und das Steildach wurde mit Biberschwanz-Ziegeln eingedeckt. Zu jeder der vier Zweizimmerwohnungen gehört ein Kellerraum und eine Terrasse. Außerdem befinden sich im Keller ein Wäscheraum, der gemeinsam genutzt wird, sowie ein Technikraum mit Heizungsanlage und Haustechnik.

Vorteile des 3D-Drucks

Der 3D-Druck hat dabei viele Vorteile: Da sind einerseits die große Planungssicherheit und die damit verbundene Zeitersparnis. Der Drucker wird mit Daten ‚gefüttert‘, die in jeder gängigen CAD-Software erstellt wurden. Er verarbeitet diese Daten und arbeitet sie einfach nacheinander ab. Dadurch lassen sich seine Arbeitszeit und der Ablauf des Bauvorhabens exakt und verlässlich planen.

Da der Drucker mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde arbeitet, kann ein typisches Einfamilienhaus beispielsweise in durchschnittlich 48 Stunden fertig gedruckt sein. Auch lange Trocknungs- oder Wartezeiten sind kein Thema, so dass nachfolgende Gewerke ihren Einsatz exakt planen können.

Da der Drucker auch gleich alle Aussparungen und Kanäle, beispielsweise für Sanitärleitungen und Elektrik, mitdruckt, müssen diese später nicht mehr herausgebrochen oder geschlitzt werden. All dies führt zu einer nicht unerheblichen Zeitersparnis und macht den Gebäudedruck zu einer tollen Alternative zu Fertighäusern.

Für Planer und Architekten liegt der große Vorteil zudem in der Designfreiheit. Dem Drucker ist es egal, ob er gerade oder geschwungene Wände drucken soll, glatte oder raue Oberflächen. Auch Überhänge und dergleichen sind problemlos möglich und gedruckt viel günstiger als beim konventionellen Verfahren, wo man eine Sonderschalung bräuchte.

Und schließlich spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: Der 3D-Betondruck ermöglicht eine material- und kostensparende Bauweise, so dass möglichst keine Rohstoffe verschwendet werden. Er wirkt also nachhaltig für Geldbeutel und Umwelt.

Betondrucker machen Druck

Gedruckt wurde das Haus in Wallenhausen von der Michael Rupp Bauunternehmung GmbH in Zusammenarbeit mit der Firma PERI aus dem benachbarten Weißenhorn. Das Unternehmen ist international einer der größten Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen und verkauft und vermietet seit 2020 auch Betondrucker.

„Als Familienunternehmen bauen wir schon seit mehr als 25 Jahren Häuser, aber eines aus dem 3D- Drucker war auch für uns neu“, sagt Fabian Rupp, Geschäftsführer der Michael Rupp Bauunternehmung GmbH, die gleichzeitig Bauherr und ausführender Betrieb war.

Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Sebastian hat er sich dem Thema Betondruck verschrieben und wird mit der Rupp Gebäudedruck GmbH im Laufe des Jahres 2021 sogar eine neue Firma dafür gründen. Das Ziel der Brüder: den 3D- Betondruck massentauglich zu machen, um so das Bauen insgesamt nachhaltiger zu gestalten.

„Durch selbstentwickelte, nachhaltige Gebäude wollen wir der Komplettanbieter für 3D-gedruckte Häuser werden und das 3D-Druckverfahren in Deutschland und Europa als sichere, günstige, schnelle und ökologisch sinnvolle Bauweise etablieren“, erklärt Sebastian Rupp.

In Wallenhausen kam ein 3D-Betondrucker des Typs COBOD BOD2 zum Einsatz. So einen wollen sich Fabian und Sebastian Rupp für ihre neue Firma nun auch anschaffen. Damit werden sie Gebäude und Fertigbauteile drucken. Die nächsten Projekte sind bereits in der Pipeline.

“Wir werden auf jeden Fall einen Teil unserer neuen Firmenzentrale drucken“, erklärt Fabian Rupp. Eigentlich sollte damit schon begonnen werden, allerdings spürt auch die Firma Rupp die Knappheit am Baustoffmarkt. „Wir bekommen gerade einfach nicht genug Material“, so Fabian Rupp. Für die nächsten Aufträge von Architekten und privaten Bauherren hofft er auf eine schnelle Entspannung der Situation. Denn die fertigen Pläne liegen bereits in der Schublade und warten nur noch auf Ihre Umsetzung.

Steckbrief
Projektnummer:
113
Objekt:
Mehrfamilienhaus
Ort:
Weißenhorn-Wallenhausen
Beteiligte Unternehmen:
Michael Rupp Bauunternehmung GmbH, PERI
Baujahr:
2021
Quelle:
rupp-gebaeudedruck.de


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Projektnummer:
113
Objekt:
Mehrfamilienhaus
Ort:
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Baujahr:
2021
Quelle:
rupp-gebaeudedruck.de

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