Letzte Aktualisierung: 26.02.2024

Anzeige

PV-Anlage: Bis zu 37% sparen!

Wir sparen für Sie bis zu 37% - durch unseren Experten-Vergleich!
Jetzt Preise vergleichen!

Habeck erlaubt Offshore-CCS - Kritiker befürchten fossilen Lock-In

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat heute Eckpunkte für eine Carbon Management Strategie vorgelegt. Künftig soll CO2 in der Nordsee verpresst und ein grenzüberschreitender Handel mit CO2 erlaubt werden. Dazu soll ein europaweites Netz an CO2-Pipelines gebaut werden. Experten kritisieren, dass diese Strategie der Industrie ein “Weiter so” erlaube und dringend notwendige drastische Maßnahmen zur Emissionsvermeidung ausbremst.

Im norwegischen Brevik entsteht bis Ende 2024 die weltweit erste CO2-Abscheideanlage in einem Zementwerk im industriellen Maßstab. Nach der Inbetriebnahme will Heidelberg Materials so 400.000 t CO2 pro Jahr abscheiden speichern, was 50 % der Emissionen des Werks entspricht. (Foto: © Heidelberg Materials AG)

Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat heute die Eckpunkte für eine Carbon Management-Strategie und einen darauf basierenden Referentenentwurf für die Novelle des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (KSpG) vorgelegt. Demnach sollen die Anwendung von CCS/CCU, der Transport und die Offshore-Speicherung in Deutschland ermöglicht werden. Meeresschutzgebiete werden ausgeschlossen.

Der strategische Fokus für den Einsatz von CCS liegt dabei auf schwer oder nicht vermeidbaren Emissionen. Das betrifft insbesondere Prozesse, die man weder in Gänze vermeiden, noch unmittelbar auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen oder Wasserstoff umstellen kann.

Lösungen, wie Betriebsgenehmigungen für Energieinfrastruktur (Kraftwerke oder Gasleitungen) mit fossilen Brennstoffen rechtssicher so erteilt werden können, dass der Betrieb über das Jahr 2045 hinaus nur mit nicht-fossilen Brennstoffen fortgesetzt werden kann, ohne einen Investitionsstopp, Fehlinvestitionen und Entschädigungsansprüche auszulösen, müssen aber noch entwickelt werden.

In der heutigen Pressekonferenz betonte Habeck, dass die CCS-Technologie nur eine notwendige Ergänzung in der Klimapolitik sei, um die ambitionierten Ziele Deutschlands, bis 2045 klimaneutral zu sein, erreichen zu können. Man dürfe keine weitere Zeit vergeuden. Gerade in Hinblick auf die Abscheidung von CO2 von Gaskraftwerken betonte Habeck, man müsse jetzt pragmatisch denken.

CO2 soll in der Nordsee verpresst werden

Das aus der Industrie abgeschiedene CO2 soll dann in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) bzw. dem Festlandsockel verpresst werden. Onshore – also in Deutschland selbst – bleibt CCS verboten. Eine Injektion von Kohlendioxid in Meeresschutzgebieten ist ausgeschlossen.

Dagegen wird die dauerhafte Speicherung von CO2 im geologischen Untergrund auf dem Gebiet des deutschen Festlands (onshore) weiterhin nicht ermöglicht. Robert Habeck sei auch kein Bundesland bekannt, das sich hierzu bereits bereiterklärt hätte.

„Wir blicken mittlerweile auf viele Jahre der Erforschung, Erprobung und Anwendung der CCS-Technologie zurück. Mit diesem Erfahrungsschatz können wir heute sagen: Diese Technologie ist sicher. Risiken sind - wie die im Bergbau oder in der Chemieindustrie – managebar“, so Habeck.

Greenpeace zweifelt jedoch die Sicherheit ab: „Kohlendioxid aus Industrieprozessen unter dem Meeresboden zu verpressen führt zu giftigen Ablagerungen in den Böden und kann Erdbeben auslösen. Dass die CO2-Endlager dauerhaft dicht bleiben, ist wissenschaftlich nicht erwiesen.“

Anzeige

PV-Anlage im Rundum-Sorglos-Paket!

Konfiguriere jetzt online Deine eigene Solar-Anlage + erhalte in wenigen Minuten die besten Experten-Angebote aus Deiner Region!
PV-Anlage online planen und kostenlos Angebote erhalten

Tausende Kilometer langes Pipelinenetz quer durch Europa

Bislang ist es verboten, CO2 in Pipelines zu transportieren. Daher soll nun im Referentenentwurf ein einheitliches Zulassungsregime für Kohlendioxidleitungen geschaffen, damit Unternehmen mit dem Bau von CO2-Pipelines beginnen zu können.

Mit dem heute verkündeten Freifahrtschein für CCS werden CO2-Leitungsnetze und Deponien für die Gaskonzerne zum Geschäft, das umso profitabler ist je mehr CO2 entsteht, reagierte Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Die Grünen in Schleswig-Holstein, die vor Kurzem einen eigenen Vorschlag zum CCS gemacht haben, reagierten empört: „Die Idee, eine CCS-Infrastruktur aus Steuergeldern zu finanzieren, während für viele Klimaschutzmaßnahmen das Geld fehlt, ist absurd.“

CO2-Abscheidung von Gaskraftwerken geplant

Um klimaschädliche Emissionen in der Stromerzeugung zu vermeiden, setzt die Bundesregierung auf den beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien sowie auf den in der Kraftwerksstrategie beschriebenen Kapazitätsmechanismus und im Vorgriff darauf den Neubau von Gaskraftwerken, die auf Wasserstoff umgestellt werden.

In diesem Zuge soll es nun auch möglich sein, CCS in Verstromungsanlagen mit gasförmigen Energieträgern oder Biomasse anzuwenden. Bei Gas soll dies aber nicht noch gefördert werden. Für Emissionen aus der Kohle-Verstromung wird der Zugang zu CO2-Pipelines ausgeschlossen.

Mit dieser Entscheidung rückt die Bundesregierung ein gutes Stück weit vom bisherigen Konsens ab, nach dem nur unvermeidbare Restemissionen, wie bei Prozessen der Kalk- und Zementherstellung und bei der Müllverbrennung abgeschieden werden dürfen.

„Dass dieser Konsens offensichtlich auf Betreiben der FDP in letzter Minute abgeräumt worden ist, droht die gesellschaftliche Akzeptanz jeder Art von CCS in Deutschland zu zerstören“, erklärt Simon Wolf, Bereichsleiter für deutsche und europäische Klimapolitik bei Germanwatch.

„CCS bei Gaskraftwerken ist erstens nicht notwendig, weil es bessere und mittelfristig günstigere Alternativen zur CO2-Vermeidung gibt. Es ist zweitens hochgefährlich, weil dadurch neue fossile Infrastrukturen und Geschäftsmodelle entstehen und damit neue fossile Abhängigkeiten, für die die Gesellschaft einen hohen Preis zahlt. Drittens setzt die Bundesregierung ihre internationale Glaubwürdigkeit aufs Spiel, nachdem sie noch bei der jüngsten Weltklimakonferenz auf einen Konsens hingearbeitet hat, CCS im Energiebereich auszuschließen“, so Wolf.

Inwiefern CCS für Gaskraftwerke künftig aber überhaupt eine Rolle spielen kann, werde vor Allem von den Kosten abhängen, so der auf der Pressekonferenz teilenehmende Ökonom Ottmar Edenhofer. Er verwies darauf, dass diesbezüglich vorausgesetzt werden muss, dass auch alle „Vorketten bepreist werden“. Wenn das der Fall ist, bestünde laut Edenhofer auch keine Gefahr für einen fossilen Lock-in. „Daran müsse man allerdings jetzt arbeiten.“

Anzeige

Heizkosten sparen & Umwelt schonen?!

Unsere Experten erstellen Dir in wenigen Minuten ein Wärmepumpen-Angebot nach Deinen Wünschen. Digital & kostenlos.
Jetzt kostenloses Angebot anfordern!

Wer übernimmt die Ewigkeitskosten der CO2-Speicherung?

In Europa betreiben bzw. planen Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Island, Italien, Frankreich, Kroatien, Polen, Rumänien und das Vereinigte Königreich bereits geologische Speicher. Die USA fördern mit dem Inflation Reduction Act die CCS/CCU-Technologien.

Auch die Europäische Kommission treibt die europaweite Anwendung der Technologie u.a. über den Net Zero Industry Act voran. Am 6. Februar 2024 wurde zudem eine Mitteilung der Kommission mit einer Industrial Carbon Management Strategy veröffentlicht.

Wer allerdings für Ewigkeitskosten der sicheren Lagerung aufkommen soll, scheint in anderen EU-Ländern und in Deutschland noch nicht klar zu sein. Der ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesende Chef von Heidelberg Materials verwies auf ein Kooperationsprojekt in Norwegen, bei dem das verursachende Unternehmen diese Kosten tragen soll. „Die Industrie müsse auf Dauer beweisen, dass sie das selber kann“, so CEO Dominik von Achten.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Wir sollten auch Ihre News bei uns veröffentlichen? Schreiben Sie uns unkompliziert eine Email an unsere Redaktion unter info[at]energie-experten.org

Sie wollen keine News von uns verpassen?

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Energie-Experten-Newsletter!

Photovoltaik

Fordern Sie hier 5 kostenlose Photovoltaik-Angebote an und vergleichen Sie die Preise!

Kostenlose Angebote anfordern:

Das könnte Sie auch interessieren:

  • Heizung planen

    Mit unserem Heizungsplaner ermitteln Sie einfach online ein Heizungskonzept, das Ihre Heizwärmeanforderungen am Besten erfüllt. Dabei richtet sich die…

    Heizung planen
  • Solarrechner

    Mit unserem Online-Solarrechner können Sie sofort prüfen, ob sich Ihr Dach für eine Photovoltaik-Anlage technisch eignet und finanziell lohnt. Mit nur wenigen…

    Solarrechner
  • Dämmung berechnen

    Mit unserer Online-App "Dämmkostenrechner" ermitteln Sie in wenigen Schritten einfach & unkompliziert, welche Dämmung in welcher Dicke wie viel kostet, was sie…

    Dämmung berechnen

Ihre Suchanfrage wird bearbeitet