Die Forscher stützen sich dabei auf Entwicklungen aus dem späten 19. Jahrhundert. In dieser Zeit entstanden im Süden und in den holzarmen Gebieten der USA die ersten Häuser aus Stroh. Die Strohwände nahmen ohne zusätzliche Holzstützen die Last der Dachkonstruktion auf und leiteten sie in den Boden ab. Das erste zweigeschossige Strohhaus wurde 1936 mit einem tragenden Holzständersystem und Stroh als Dämmstoff errichtet. Im Laufe der Jahre wurde Stroh als Baustoff allerdings zunehmend durch die aufkommenden standardisierten Massenbaustoffe verdrängt, obwohl Stroh hervorragende Dämmeigenschaften besitzt.
Untersuchungen haben gezeigt, dass bei einer 36 cm dicken Dämmung aus Strohballen mit beidseitigem Lehmputz ein Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) von ca. 0,11 W/(m2K) erzielt werden kann. Die Kriterien für Passivhäuser mit Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,15 W/(m2K) werden somit unterschritten.
Für das Forschungsprojekt soll eine nicht-lasttragende Konstruktion entwickelt werden, bei der ein Ständerwerk aus Holz die Lasten der Dachkonstruktion und Zwischendecken trägt. Die Strohballen füllen die Lücken zwischen den Holzständern und umschließen so die Räume. Anschließend werden sie direkt mit Lehm oder Kalk verputzt und so vor der Witterung geschützt. Stroh, Holz und Lehm haben dabei den Vorteil, dass sie nahezu unbegrenzt zur Verfügung stehen.
Während andere Dämmstoffe wie Polystyrol aus Erdöl gewonnen werden müssen, wachsen Holz und Stroh in der Natur, wobei sie bereits Kohlendioxid binden. Durch den hohen Wärmeschutz muss weniger geheizt werden, was zusätzlich Emissionen und Kosten spart. Außerdem profitieren Allergiker von chemiefreien Bauteilen, die für ein gesundes Raumklima sorgen.