Am 25. Juli 2013 wurde das Bioenergiedorf Büsingen eröffnet. Richtigerweise müsste es allerdings Solar-Bio-Energiedorf heißen, denn im Zentrum der Wärmeversorgung steht eine Kombination aus Solarthermie und Biomasse: Im Sommer wird die Grundlast des Wärmebedarfs durch solarthermische Kollektoren bereitgestellt. Im Winter sorgt eine Holzheizung und ein zusätzlicher Rapsölkessel zur Spitzenlastabdeckung für die Wärmeversorgung der rund 107 an das 5 km lange Nahwärmenetz angeschlossenen Gebäude. Die durch Solarthermie und Biomasse erzeugte Wärme ersetzt so rund 400.000 Liter Heizöl im Jahr und senkt den CO2-Ausstoß um etwa 1.200 Tonnen.
Heizkostenersparnis stärkt Kaufkraft der Region
Das Solarthermiesystem setzt sich zusammen aus zwei fast 500 m2 großen Kollektorfeldern im Freiland und zusätzlichen 100 m2 Kollektoren an der Fassade des Kesselhauses. Das Solarsystem aus Vakuumröhrenkollektoren wurde von Ritter XL Solar geplant und schlüsselfertig errichtet. Technische Besonderheit ist dabei, dass das von Ritter XL Solar entwickelte AquaSystem Wasser und nicht Glykol als sogenannte Solarflüssigkeit nutzt. Das kostet weniger und ist deutlich effektiver. Durch die Heizkostenersparnis verbleiben jährlich rund 350.000 Euro Kaufkraft in der Region. Auch der benötigte Betriebsstrom wird mit einer PV-Anlage auf dem Dach des Kesselhauses selbst produziert.
Solarcomplex AG realisiert Bürgerbeteiligung am Bioenergiedorf
In Auftrag gegeben wurde das Projekt von der Solarcomplex AG aus Singen, die es den rund 1.300 Büsinger Einwohnern ermöglicht, sich auch finanziell am Bau und Betrieb der Anlagen des Bioenergiedorfes zu beteiligen. Dabei ist Büsingen nicht das einzige Bioenergiedorf, das die Solarcomplex AG realisiert hat. So wurden u. a. diese Wärmeversorgungskonzepte über ein Nahwärmenetz und vielfach basierend auf einer Biogasanlage und einer Holzheizung auch bereits in Mauenheim, Lippertsreute, Schlatt, Randegg, Lautenbach, Weiterdingen, Messkirch und Emmingen umgesetzt. Insgesamt hat die Solarcomplex AG auf diesem Wege in Bioenergiedörfer mehr als 40 km Wärmenetze installiert.
Immer mehr Bioenergiedörfer erzielen Stromüberschüsse
Bioenergiedörfer zeichnen sich dadurch aus, dass sie versuchen, so viel Strom und Wärme wie in dem Ort verbraucht wird aus Biomasse zu erzeugen. Dabei setzen Bioenergiedörfer insbesondere auf Biogasanlagen, die die in der Region anfallende Biomasse aus Landwirtschaft und Viehhaltung vergasen und mit einem BHKW verstromen. Die dabei anfallende Abwärme des Abgases als auch des Motors selbst wird dann zur Wärmeversorgung der an ein Nahwärmenetz angeschlossenen Wohnhäuser, Gewerbebetriebe etc. genutzt. Darauf aufbauend werden je nach Ressourcen und individuellen baulichen Gegebenheiten weitere Erneuerbare Energiequellen wie Holz- und Solarenergie eingesetzt, um saisonale Schwankungen auszugleichen als auch den Betrieb der Anlagen mit Ökostrom sicherzustellen. Auf diese Weise produzieren viele Bioenergiedörfer sogar Stromüberschüsse, die dann in das Stromnetz eingespeist werden können und den beteiligten Bürgern neben der Strom- und Heizkostenersparnis weitere Einnahmen verschafft.