Der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) für November 2013 sinkt erneut um 1,8 % unter den Wert des Vormonats Oktober und erreicht mit 76,50 einen neuen Tiefststand. Die Österreichische Energieagentur sieht zudem keine Anhaltspunkte für eine Trendumkehr: "Durch die hohe Einspeisung großer Mengen an Strom aus Erneuerbaren Energieträgern in Deutschland wird der Rückgang des ÖSPI weiter anhalten. Auch die aktuellen Wirtschaftszahlen sind eher verhalten, somit ist keine gesteigerte Nachfrage nach Energie zu erwarten", so DI Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur.
Österreichischer Strompreisindex ist um fast 20 % gesunken
Die seit Jahresbeginn anhaltende rückläufige Entwicklung betrifft sowohl das Preisniveau der Grundlast mit einem Minus von 1,8 % als auch die Spitzenlastpreise, die um 1,6 % gegenüber dem Vormonat sinken. Im Vergleich zum November 2012 ist der ÖSPI damit um 19,9 % gesunken. Für Grundlast ist ein Rückgang von 20,6 % zu erwarten, für Spitzenlast von 18,1 %. Ursächlich ist laut Österreichischer Energieagentur sowohl der Rückgang der Energienachfrage seit der Wirtschaftskrise 2008 als auch der in den letzten Jahren erfolgreiche Ausbau der Erneuerbaren Energie mit Photovoltaik und Windkraft in Deutschland. Beide Entwicklungen bedingen ein niedriges Preisniveau an der Strombörse.
Österreich importiert vor allem im Winter deutschen Strom
In welchem Umfang der Nachfragerückgang oder die deutschen Ökostromexporte den österreichischen Strompreis drücken, geht aus dem ÖSPI der Österreichischen Energieagentur nicht hervor. Dass allerdings die zunehmende Stromproduktion der Erneuerbaren Energien daran einen maßgeblichen Anteil trägt, darf allerdings bezweifelt werden, denn obwohl der Stromaußenhandel saisonale Schwankungen aufweist, die in den Alpenregionen besonders stark ausgeprägt sind, decken Österreich und auch die Schweiz vornehmlich während der Wintermonate ihre zusätzliche Nachfrage durch Stromimporte.
Strompreissenkung durch Wind- und PV-Stromexporte fraglich
Dies schließt Stromexporte aus PV-Anlagen eher aus. Und obwohl die Stromexporte und die Windeinspeisung sehr ähnlich verlaufen und auch im Winter zunehmen, konzentriert sich die Erzeugung von Windstromeher auf den Norden Deutschlands und wird vor allem in angrenzende Nachbarländer wie z. B. Polen exportiert. Da die Leitungskapazität in den Süden Deutschlands zu gering ist, um den Windstrom abzutransportieren, muss auch der Einfluss der deutschen Windkraft auf die österreichischen Strompreise eher bezweifelt werden.
ÖSPI basiert auf den Notierungen an der Energie-Börse EEX
Trotzdem ist die Schlussfolgerung der Österreichischen Energieagentur aus marktwirtschaftlicher Sicht natürlich richtig, denn der ÖSPI basiert auf den Notierungen an der Energie-Börse EEX in Leipzig und zieht als Grundlage die Marktpreise für Strompreis-Futures der kommenden vier Quartale heran. So zeigt der ÖSPI an, um wie viel Prozent sich der Einkaufspreis für Strom im kommenden Monat gegenüber der Basisperiode, dem Vormonat und dem Vorjahr auf Grundlage eines fiktiven Beschaffungsverhaltens verändert. Ein Steigen bzw. Fallen des ÖSPI lässt jedoch nur eine entsprechend geringere Erhöhung bzw. Senkung des gesamten Strompreises erwarten und kann nicht als Indikator dafür dienen, wie die Energieanbieter ihre Strompreise gegenüber den Endkunden tatsächlich gestalten.