Heizöl um 111% teurer: Gas-Krise und Pegelstände treiben Preis über 1,50€ pro Liter
Gestern gab Gazprom Export erneute Lieferkürzungen über Nord Stream 1 bekannt: Ab dem 27. Juli soll wegen einer weiteren Turbinen-Wartung die Gaslieferungen auf 33 Millionen Kubikmeter pro Tag von mehr als 160 Millionen Kubikmeter bei voller Kapazität verringert werden. Das entspräche dann einer Auslastung von nur noch gut 20 Prozent und könnte die deutsche Gasversorgung ernsthaft in Gefahr bringen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) reagiert mit Unverständnis: "Es gibt nach unseren Informationen keinen technischen Grund für eine Reduktion der Lieferungen." Robert Habeck reagierte nicht sehr überrascht: "Die 40 Prozent Wiederaufnahme nach der Wartung von Nord Stream 1 waren nie eine Sicherheit", sagte der Wirtschaftsminister in den tagesthemen.
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Gazprom-Lieferkürzung lässt Heizöl-Preise steigen
Die Zahl der kurzentschlossenen Heizöl-Vorratsbestellungen ist schlagartig nach oben geschnellt. Denn auch viele Unternehmen steigen aufgrund der mit der weiteren Lieferverknappung russischen Gases einhergehenden höheren Gaspreise wieder auf Öl um. So bevorraten sich aktuell Unternehmen wieder mit Heizöl, um im Winter die Produktion aufrecht zu erhalten. Zudem treibt auch ein psychologischer Effekt die Nachfrage und damit die Ölpreise nach oben.
So notierte der durchschnittliche Referenzpreis für Heizöl bei Liefermengen von 2500 Litern inkl. MwSt. heute bei 152 Cents pro Liter. Das entspricht einer Preissteigerung gegenüber dem Vorjahr von 111,1%! Am 26.07.2021 lag der Heizölpreis noch bei 72 Cents pro Liter.
Bundesland | Heizölpreis pro 100 Liter |
---|---|
Bayern | 157,93 € |
Baden-Württemberg | 154,50 € |
Berlin | 152,90 € |
Schleswig-Holstein | 152,81 € |
Brandenburg | 152,05 € |
Mecklenburg-Vorpommern | 151,13 € |
Thüringen | 150,32 € |
Hessen | 150,23 € |
Rheinland-Pfalz | 149,82 € |
Bremen | 149,35 € |
Saarland | 149,12 € |
Sachsen | 149,11 € |
Niedersachsen | 148,91 € |
Sachsen-Anhalt | 147,03 € |
Nordrhein-Westfalen | 146,53 € |
Hamburg | 145,18 € |
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Trockene Flüsse lassen Heizöl-Preis noch weiter steigen
Auch der Klimawandel heizt die Heizölpreise weiter an: Im Südwesten dürfte es auch aufgrund stetig abnehmender Pegelstände zu weiter steigenden Heizölpreisen kommen. Denn ein Problem für die Versorgung stellt die Rheinschiene dar, die durch sinkende Wasserstände nur noch geringe Schiffsbeladungen zulässt.
Und die Wasserstände werden in nächster Zeit vermutlich weiter sinken, sodass dortige Ölzwischenlager bereits ziemlich knapp fahren. Deshalb muss man laut tecson.de insbesondere im Südwesten Deutschlands "in nächster Zeit mit merklich anziehenden Öl- und Kraftstoffpreisen rechnen".
Viele Energie-Experten sehen zudem fehlende Raffineriekapazitäten, den schwachen Euro und, dass viele Förderstaaten am Limit produzieren, als weitere Preistreiber.
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Private geraten in akute Existenznot - Holzpellets keine Öko-Alternative mehr
Die erneute Teuerung der Heizölpeise sind aber nicht nur reine Zahlen. Sie bringen viele Menschen in Deutschland, die mit einer Ölheizung heizen, teilweise in Existenznot.
Roland schrieb uns am Wochenende: "Wir haben 480 m2 Wohnfläche. ca. Die Hälfte bewohnen wir selbst und den Rest vermieten wir an sogenannte Tagesgäste. In den letzten Jahren lag der Heizölpreis bei um die 80 Cent je Liter, wobei der Schnitt noch etwas günstiger war, weil wir bei 5000 L Verbrauch etwa 2 bis 3 mal getankt haben. Wir zahlen nach alten Preisen etwa 650 € nur für Strom und Öl im Monat. Nach den neuen Preisen würde das deutlich mehr sein und das ist für uns nicht mehr zu wuppen. Wenn die Preise so bleiben, wird uns nichts anderes überbleiben, als das Haus über den Winter einfach zu zumachen."
Viele Alternativen bleiben für Heizöl-Heizer nicht. Denn auch die für größere Altbauten bislang beliebte Öko-Alternative Holzpelletheizung ist von einem massiven Preisanstieg betroffen. Während der Preis für Holzpellets bislang als eigentlich recht stabil galt, hat die Energiekrise auch diesen Markt erfasst. Obwohl die Hersteller ihre Produktionskapazitäten kontinuierlich erhöht haben, ist der Preis für eine Tonne Holzpellets förmlich explodiert:
Um satte 125,5 Prozent ist der Preis für Pellets im Vergleich zum Juli 2021 gestiegen! Der deutsche Pellet-Verband DEPI rät daher vom Kauf ab: Wer aktuell keine Pellets benötigt, sollte Preise "nicht durch unnötige Bestellungen weiter anheizen."