Solarflaute in Europa: Aktienkurse brechen ein - Lagerbestände steigen weiter!
Gewinnwarnung schockt Anleger: „Installationsraten im dritten Quartal deutlich langsamer“
Am Donnerstag versetzte der israelische Wechselrichter-Anbieter SolarEdge seine Anleger in Panik. Grund war eine Umsatz- und Gewinnwarnung: Statt den für das dritte Quartal prognostizierten Umsätzen von 880 bis 920 Millionen US-Dollar rechnet SolarEdge nur noch mit 720 bis 730 Millionen.
“During the second part of the third quarter of 2023, we experienced substantial unexpected cancellations and pushouts of existing backlog from our European distributors,” sagte Zvi Lando, Chief Executive Officer of SolarEdge.
Die Börse quittierte die Gewinnwarnung mit deutlichen Abschlägen. Mit 77,40 Euro pro Aktie schloss SolarEdge die Börsenwoche mit einem Minus von 37,54 Euro, was einem prozentualen Rückgang von mehr als 30% entspricht.
„Wir führen diese Stornierungen und Verschiebungen auf einen höheren als erwarteten Lagerbestand und langsamere als erwartete Installationsraten zurück. Insbesondere am Ende des Sommers und im September, wo traditionell ein Anstieg der Installationsraten zu verzeichnen ist, waren die Installationsraten im dritten Quartal deutlich langsamer“, so Lando.
Auch die Aktie des Konkurrenten Enphase Energy, ebenfalls ein Spezialist für Mikrowechselrichter, verlor rund 15%. Auch die breiter aufgestellte SMA Solar AG aus Nordhessen musste Kursverluste hinnehmen. Die Kurse dieser Unternehmen unterstreichen damit, dass in Europa gerade eine Solarflaute herrscht.
PV-Anlage im Rundum-Sorglos-Paket!
Konfiguriere jetzt online Deine eigene Solar-Anlage + erhalte in wenigen Minuten die besten Experten-Angebote aus Deiner Region!PV-Anlage online planen und kostenlos Angebote erhalten
Nachfrage-Rückgang lässt Lagerbestände auch an Stromspeichern und Modulen steigen
Noch vor einiger Zeit konnten sich Installationsbetriebe kaum retten vor Aufträgen. Doch seit ein paar Monaten hat die Nachfrage spürbar nachgelassen. Laut Bundesnetzagentur ist die im September neu installierte Photovoltaik-Leistung mit 919 Megawatt die niedrigste seit Februar (887 Megawatt). Der Rückgang betrifft vor allem die EEG-geförderten Dachanlagen und die über Ausschreibungen geförderten Solarparks.

Damit bestätigt sich, was Analysten schon länger aus ihren Zahlen für den europäischen PV-Markt herauslasen: Den Analysten von S&P Global, einem börsennotierten, US-amerikanischem Finanzdienstleister, zufolge gingen die Auslieferungen von Photovoltaik-Heimspeichern im zweiten Quartal 2023 z.B. nach Belgien und Spanien um 60 Prozent, nach Italien um mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Weltweit gingen die Auslieferungen aber nur um 2 Prozent zurück.
Zudem meldeten europäische Lagerhäuser hohe Lagerbestände bei Batteriespeichern für Privathaushalte. Die Lagerbestände in Europa bei Heimspeichern, insbesondere bei importierten Systemen, seien bis Ende 2022 erheblich gestiegen, so die Analysten weiter. In Verbindung mit der gedämpften Nachfrage in der ersten Jahreshälfte trug dieser hohe Lagerstand zum Rückgang der Lieferungen bei. S&P Global erwartet daher weiter sinkende Speicherpreise.
Heizkosten sparen & Umwelt schonen?!
Unsere Experten erstellen Dir in wenigen Minuten ein Wärmepumpen-Angebot nach Deinen Wünschen. Digital & kostenlos.Jetzt kostenloses Angebot anfordern!
Europäische Nachfrage-Flaute ursächlich auch für hohe Bestände chinesischer PV-Module
Diese Zahlen bringen auch ein wenig Licht ins Dunkel der Diskussion um die hohen Lagerbestände an chinesischen Solarmodulen (wir berichteten). Denn laut des Beratungsunternehmens Rystad Energy „stapeln“ sich mittlerweile Module mit einer Gesamtkapazität von etwa 40 Gigawatt bei europäischen Händlern. Rystad Energy prognostiziert bis Ende 2023 eine Lagerkapazität von sogar 100 GW.

Im Lichte der Gewinnwarnung von SolarEdge scheint es sich diesbezüglich also nicht um böse Absicht Chinas zu handeln, den Modul-Herstellern in Europa schaden zu wollen, sondern wohl größtenteils ebenfalls um nicht prognostizierte Auftragsrückgänge und vermehrte Stornierungen zu handeln.
Wann sich die Lage wieder normalisiert ist jedoch schwer zu sagen. Denn niemand weiß genau, wann die Überbestände abgebaut sind, sodass sich auch Angebot und Nachfrage wieder in einem wirtschaftlichen Verhältnis einpendeln. Experten gehen daher davon aus, dass sich auch in den kommenden Wochen die Preise für Solarmodule, Stromspeicher und Wechselrichter weiter sinken werden.