EU hortet chinesische PV-Module: 40 GW warten noch auf Installation!

In der EU häufen sich chinesische Solarmodule. Laut des Beratungsunternehmens Rystad Energy „stapeln“ sich mittlerweile Module mit einer Gesamtkapazität von etwa 40 Gigawatt. Dies entspricht in etwa der Menge, die im Jahr 2022 in ganz Europa installiert wurde. Die vorrätigen Solarmodule sind etwa 7 Milliarden Euro wert und könnten genug Strom erzeugen, um 20 Millionen Haushalte pro Jahr zu versorgen. Der Lagerbestand dürfte indes weiter zunehmen. Rystad Energy prognostiziert bis Ende 2023 eine Lagerkapazität von sogar 100 GW.

Die Ausgaben Europas für den Import von Solarmodulen haben sich in den letzten fünf Jahren fast vervierfacht, von 5,5 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf über 20 Milliarden Euro im letzten Jahr. Gleichzeitig verengte sich der Bezug immer weiter auf Modul-Hersteller aus China. Rund 18,5 Milliarden Euro, was 91% aller Ausgaben für den Import von PV-Modulen entspricht, wurden für chinesische Solar-Produkte ausgegeben.

Grund hierfür waren laut Rystad Energy ein kritischer Mangel an solarfähigem Polysilicium - einem wichtigen Rohstoff für die Herstellung von PV-Modulen - in den Jahren 2021 und 2022 und eine steigende Nachfrage nach Solarmodulen. Beides trug zu stark steigenden Modulpreisen weltweit bei. Und da China sowohl die Produktion als auch die Verarbeitung von Polysilicium zu PV-Modulen dominiert, konnten chinesische Hersteller zunehmend die Konkurrenz preislich unterbieten. Heute kosten in China hergestellte Module oft nur zwei Drittel des Modulpreises europäischer Modelle

Die hohen Lagerbestände führen aber keineswegs zu einer Verlangsamung der Importe: Allein im Januar lagen die Importe laut Rystad Energy um 17% höher als im Januar 2022. Im Februar stiegen sie sogar um 22% und im März um 51%! Der April wuchs im Vergleich zum Monat des Vorjahres „nur“ um 16% und der Mai um 6%. Wenn die aktuellen Importmengen anhalten, wird auch 2023 ein weiteres Rekordjahr für Importe und Lagerbestände. Die jährlichen Importe dürften dann 120 GW erreichen und die erwarteten Kapazitätsinstallationen von 63 GW weit übertreffen.

Die Hauptursache sieht Marius Mordal Bakke, Senior Supply Chain Analyst bei Rystad Energy, vor Allem darin, dass der geplante europäische Aufbau einer Modul-Lieferkette noch nicht ausreiche: Seit 2022 haben der Green Deal Industrial Plan (GDIP), RePowerEU und der Net Zero Industry Act ehrgeizige Ziele für Solarphotovoltaik (PV) festgelegt. Diese Ziele umfassen eine Vorgabe von 30 GW europäischer Herstellung entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis 2025 und 40% der installierten Solar-PV-Anlagen, die bis 2030 innerhalb Europas hergestellt werden sollen.

Die aktuelle Modul-Importe gehen an mehrere wichtige Zielländer, darunter die Niederlande, Spanien, Deutschland, Polen, Frankreich, Griechenland, Italien und das Vereinigte Königreich. Die Niederlande führten 2022 bei den chinesischen PV-Importen mit fast 45 GW, mehr als das Zehnfache der im Inland installierten Module im Jahr. Spanien, Deutschland und Frankreich importierten ebenfalls mehr Module aus China, als sie von jeder anderen Quelle installierten. Griechenland hat ein ähnliches Profil wie die Niederlande, jedoch in kleinerem Maßstab, wobei das Land nur 15% der aus China importierten Kapazität installiert hat.

Trotz des Lageraufbaus im letzten Jahr werden anhaltende robuste Importe und gedämpfte Aktivitäten bei der Solarinstallation zwangsläufig zu einer Überlagerung in Europa führen. Engpässe bei der Installation von Solar-PV-Anlagen - wie Arbeitskräftemangel und Verzögerungen bei wichtigen Materialien - werden voraussichtlich bis 2025 anhalten, aber der überschüssige Lagerbestand des Kontinents bedeutet, dass die Modulpreise wahrscheinlich keine bedeutenden Erhöhungen sehen werden.

Mit dem aktuellen Technologieübergang in der Solarindustrie - von P-Typ zu N-Typ-Zellen - und Anreizen für den Kauf europäisch hergestellter Module, so Rystad Energy, könnte die Lagerware allerdings auch zum Ladenhüter werden, wenn sie zu lange gelagert werden. Das sei jedoch in der aktuellen Situation nicht sehr wahrscheinlich.