PV-Nachfrage bricht ein: Energieversum kündigt Mitarbeitern
Hinter vielen Akteuren der deutschen Energiewende liegt ein anstrengendes und aufreibendes Jahr 2023 mit Höhen und Tiefen. Besonders drastisch zeigte sich diese Achterbahnfahrt bei den deutschen Wärmepumpen-Anbietern. Anfang des Jahres gab es keine Wärmepumpen, Ende des Jahres will keiner mehr Wärmepumpen.
Auch die deutschen Solaranlagen-Anbieter blieben nicht verschont. Während das erste Quartal noch von massiver Nachfrage geprägt war, wurde spätestens im August klar, dass das Sommerloch sehr lang wird.
Obwohl noch viele Aufträge abgearbeitet wurden, zeigte sich ein drastischer Rückgang bei der Neukundenakquise. Die Gründe sind mehr oder weniger offensichtlich. Vor Allem die Zinsen und das von Krisen geprägte Umfeld haben viele davon abgehalten, noch dieses Jahr ihr Geld in eine Photovoltaikanlage zu investieren.
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Auf Anbieterseite kam hinzu, dass sich die Werbekosten vervielfachten und immer neue Anbieter – teilweise unseriös und fachlich ungeeignet – auf den deutschen Markt drängten. Bei gleichzeitig „kleinerem Kuchen“ musste nun auch der erste Branchenstar die Reißleine ziehen und Mitarbeiter entlassen.
Das Photovoltaik-Unternehmen Energieversum aus Gütersloh, eine Tochter des Speicher-Herstellers Senec, baut jetzt in großer Zahl Stellen ab. 86 Beschäftigte in Gütersloh, Steinhagen und an weiteren Standorten haben betriebsbedingte Kündigungen erhalten.
Die Kündigungswelle betrifft Mitarbeiter aus zentralen Dienstleistungsbereichen am Standort Gütersloh und aus dem Bereich Montage und Produktion am Standort Steinhagen. Weitere Kündigungen betreffen andere deutsche Standorte von Energieversum. Insgesamt entlässt Energieversum knapp jeden fünften Mitarbeiter der deutschlandweit insgesamt 450 Mitarbeiter.
Als Grund führte Andreas Freund, Head of Marketing des Gütersloher Unternehmens, gegenüber energie-experten.org die verschärfte Wettbewerbssituation in 2023 an: „Ja, es ist zutreffend, dass Energieversum Personalanpassungen an unterschiedlichen Standorten in Deutschland durchgeführt hat. Die Gesamtlage am Photovoltaikmarkt hat sich im Jahr 2023 stark verändert. Das gilt insbesondere für eine verschärfte Wettbewerbssituation. Die Marktentwicklung sowie die Prognosen sind ursächlich für die Maßnahme", so Freund.
Insgesamt wurden 86 Kündigungen deutschlandweit ausgesprochen. Diese ergeben sich aus 28 Kündigungen für Angestellte aus zentralen Dienstleistungsbereichen am Standort Gütersloh, darunter sechs Leiharbeiter (= 11% von 262 Beschäftigten am Standort), 12 Kündigungen von Mitarbeitern aus dem Bereich Montage und Produktion am Standort Steinhagen (nahe Gütersloh) (= 25% von 48 Beschäftigten am Standort) sowie 46 Kündigungen verteilt auf weitere Standorte in Deutschland (= 32% von 140 Beschäftigten an weiteren Standorten).
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Die Fortführung laufender und zukünftiger Kundenprojekte wird durch die Maßnahme aber nicht beeinträchtigt. Auch auf die geplante sukzessive Zusammenführung und Verlagerung von Unternehmensbereichen von Gütersloh ins benachbarte Steinhagen hat diese Personalmaßnahme laut Freund keinen Einfluss.
Offensichtlich geht Energieversum davon aus, dass die Nachfrage nach Solaranlagen nicht so schnell auf das vergangene Niveau zurückkehren wird, weshalb nun betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden anstatt Mitarbeiter zunächst in Kurzarbeit weiter zu beschäftigen. Derartige betriebsbedingte Kündigungen dürfen nur erfolgen, wenn dies aus betrieblicher Sicht dringend erforderlich ist.
Ein Zusammenhang zwischen den Entlassungen bei Energieversum und den Problemen der Konzernmutter SENEC, die sich aufgrund von Brandrisiken ihrer Lithium-Ionen Batterien zu kostspieligen Instandsetzungen zehntausender gedrosselter Speicher genötigt sieht, bestehe laut Presseberichten nicht.
Ob sich die Marktlage wirklich fundamental verschlechtert hat oder sich wenige Unternehmen vielleicht in ihren Wachstumschancen überschätzt haben, wird sich zeigen. Betrachtet man zumindest die stark gesunkenen Modulpreise (wir berichteten), die rund ein Drittel der Installationskosten ausmachen, dann ergeben sich durchaus auch Kostenanreize, jetzt in eine Solaranlage zu investieren.