Gaspreis knackt Börsen-Rekord – Experten: Heizen wird "signifikant" teurer!
Erdgas-Futures erstmals auf über 300 Euro pro MWh gestiegen
Die europäischen Gaspreise am niederländischen TTF-Hub, einem wichtigen Benchmark-Preis, haben in dieser Woche eine neue Rekord-Marke geknackt. Am 25.08.2022 stiegen die Erdgas-Futures erstmals auf über 300 Euro pro MWh! Der Preissprung wird auf die von Gazprom angekündigte Lieferunterbrechung der Nord Stream 1 Pipeline zurückgeführt.
Gazprom hat angekündigt, die Lieferung durch Nord Stream 1 vom 31. August bis zum 2. September für drei Tage zu stoppen. Dies dürfte die Gasmangellage nur unwesentlich verschärfen, da ohnehin derzeit nur 20 Prozent der Kapazität der Pipeline genutzt werden.
Für den Preisanstieg an der EU-Börse dürfte es aber eher von Brisanz sein, ob die Unterbrechung von Nord Stream 1 am 3. September auch wirklich wieder aufgehoben wird oder die Situation von Russland genutzt wird, um die Liefermengen weiter zu verzögern.
Zum Vergleich: Vor genau einem kostete eine Megawattstunde Gas nur Ende August 2021 rund 50 Euro – ein Plus von mehr als 500 Prozent. Schaut man wenige Monate weiter zurück, so ist der Gaspreisanstieg noch krasser: Anfang März 2021 lag der Dutch TTF noch bei etwa 15 Euro pro MWh. Seitdem haben sich die Börsengaspreise damit fast verzwanzigfacht! Eine Steigerung von 1900%.
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Die Börsenpreise selbst bedeuten aber nicht, dass es auch zu Gaspreis-Steigerungen für Verbraucher im gleichen Ausmaß kommt. Sie sind allerdings ein wichtiger Indikator wie teuer das Heizen in 3 bis 6 Monaten tendenziell werden könnte.
Denn der virtuelle Handelspunkt TTF gehört zwar zum niederländischen Marktgebiet des Ferngasnetzbetreibers GTS (Gasunie Transport Services B.V.), einer Tochtergesellschaft der Gasunie, ist aber aufgrund seines hohen Handelsvolumens einer der wichtigsten Handelspunkte für Erdgas in Europa.
Und die Preise, die dort bezahlt werden, müssen irgendwann auch von den Verbrauchern mehr oder weniger eingefordert werden.
„Auf die Gaskunden werden noch signifikante Kostensteigerungen zukommen“
„Unternehmen und private Verbraucher müssen sich auf deutlich steigende Gaspreise einstellen“, heißt es schon seit einigen Wochen auf der Webseite der Bundesnetzagentur. Mitte Juli konkretisierte Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) diese Aussage: "Ab 2023 müssen sich Gaskunden auf eine Verdreifachung der Abschläge einstellen, mindestens", so seine Prognose für das kommende Jahr.
Dennoch hielt es Klaus Müller kurz zuvor auch für möglich, dass der Gaspreis ein Plateau erreicht hat und nicht mehr so stark steigen wird. Als Anzeichen dafür sah er den relativ stabil gebliebenen Gaspreis, als Nord Stream 1 am 11. Juli 2022 für Wartungszwecke abgeschaltet wurde.
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Das könne nach Klaus Müller darauf hinweisen, dass „die Märkte den Ausfall russischer Gaslieferungen bereits eingepreist” haben. Allerdings lag zu diesem Zeitpunkt der Dutch TTF-Börsenkurs aber noch bei rund 160 Euro. Also bei etwa der Hälfte des jetzigen Börsenkurses.
„Wenn die bereits vor der Krise beschafften Energiemengen der Energieversorger verbraucht sind, werden sie zu den aktuellen Rekordpreisen an der Börse einkaufen müssen", erklärte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie CHECK24, am 19.08.2022 die Preisrallye der Dutch TTF Gas Futures der letzten Wochen.
Eine Megawattstunde Gas kostete vor 7 Tagen allerdings noch 241 Euro. Seitdem ist der Börsenkurs um weitere 25% gestiegen. „Auf die Gaskunden werden noch signifikante Kostensteigerungen zukommen“, prognostizierte jetzt Veronika Grimm, Ökonomin und Mitglied des Sachverständigenrates, bei "maybrit illner" am 25. August 2022.