Immer größer: Chinesische 700 Watt-Solarmodule erobern den Markt

Wenn man auf den wichtigsten internationalen PV-Messen wie der Genera in Spanien, der SNEC in Shanghai und der Intersolar Europe unterwegs ist, so steht fest: Module mit einer Spitzenleistung von 600 Watt und mehr sind heute der Standard. Es geht aber noch mehr: Auf der EU PVSEC im September wurde von z. B. Akcome auch ein 730 W_p starkes Solarmodul mit 23,5% Wirkungsgrad vorgestellt. Das Modul des chinesischen Herstellers aus Zhangjiagang mit 6 x 22 HJT 210 x 105mm Zellen erregte aber nicht nur wegen seiner Leistung Aufsehen.

In den sozialen Medien geriet schnell die Größe des Moduls in den Blickpunkt: Denn mit 2384 x 1303 x 33 mm ist das neue Modul nicht gerade klein und mit 38,3 kg auch nicht gerade leicht. In China definieren solche großformatigen Module mit mehr als 3 m² Fläche allerdings mehr und mehr die Standardmaße der chinesischen Hersteller.

Dieser Eindruck verfestigte sich auf zwei der wichtigsten PV-Messen in Nord- und Südamerika, der RE+ und Intersolar South America: Großformatige Hochleistungsmodule entwickeln sich zum vorherrschenden Branchentrend. Module mit einer Leistung von 600 Watt+ dominierten die Messen, wobei fast 80% 210-mm- oder 210R-Zellen verwenden.

Auf den beiden Messen stellten insgesamt 99 Aussteller 217 n-Typ-Produkte aus, die 54,1 % aller Exponate ausmachten und damit den Anteil der p-Typ-Module übertrafen und zur dominierenden Technologie wurden. Bei den n-Typ-Modulen machten die TOPCon-Module fast 80 % der Exponate aus und etablierten sich damit als eindeutige erste Wahl.

Auch Branchenführer wie Trina Solar präsentierten dort ihre Module der Serien Vertex N 610W und Vertex N 700W+, die auf der neuesten n-Typ-i-TOPCon Advanced-Technologie basieren. Mit der Mitte des Jahres gestarteten Massenproduktion von Vertex N 700W+-Modulen ist Trina Solar der erste Modulhersteller, der TOPCon-Module mit einer Leistung von mehr als 700W in Massenproduktion herstellt.

Die Vertex N 700W+ Serie von Modulen verwendet die n-Typi-TOPCon Advanced-Technologie, die von Trina Solar im Mai vorgestellt wurde. Die ersten n-Typi-TOPCon-Zellen liefen Anfang August in der Provinz Qinghai vom Band. Die Zelleneffizienz in der Massenproduktion hat nun 25,8 % erreicht. Bis Ende dieses Jahres wird die Zellkapazität von Trina Solar 75 GW erreichen, einschließlich 40 GW n-Typ Zellen, die alle mit der n-Typi-TOPCon Advanced-Technologie ausgestattet sind.

Die großen Unternehmen stellten auf den Messen allesamt rechteckige Wafermodule in der Größe 238Xx1134mm aus. Unter ihnen präsentierten Trina Solar, Jinko Solar und JA Solar alle ihre Modulprodukte mit 210R-Technologie.

Trina Solar war das erste Unternehmen, das im vergangenen Jahr 210R-Module auf den Markt gebracht hat, und hat die Produkte an Projekte in China und anderswo geliefert. Die Unternehmen verwenden für ihre rechteckigen Wafermodule in erster Linie die n-Typ-Technologie, was auf ein erhebliches Marktpotenzial hindeutet.

Laut TrendForce wird die Produktionskapazität für 210-mm-Module 508 GW übersteigen und einen Marktanteil von fast 60 % erreichen. Damit ist die PV-Industrie eindeutig auf dem Weg zur Einführung von Hochleistungsmodulen und großformatigen Modulen. Mit der 210-mm-Produkttechnologieplattform hat Trina Solar die Branche in die 600W+-Ära geführt. Mit der Kombination aus 210-mm- und n-Typ-i-TOPCon-Technologie beginnt jetzt die PV 7.0-Ära.

Der Trend zu größeren Modulen geht auch an den deutschen Behörden nicht vorbei. Während die Ampel mit den Solarpaketen versucht, die von Altmaier & Co. aufgebauten Bürokratie-Hürden einzureißen, tut sich auch was auf Länderebene bei den Bauordnungen. Denn eigentlich dürfen in Deutschland nur Solarmodule mit bis zu zwei m² Fläche ohne bauaufsichtliche Zulassung für Photovoltaik-Dachanlagen genutzt werden.

So hat Hessen jetzt die Bagatellgrenze von zwei auf drei m² angehoben. Solarmodule bis zu einer Größe von drei m² bedürfen ab sofort keines bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweises mehr. Hessen ist damit das erste Bundesland, das den entsprechenden Vorschlag des Deutschen Instituts für Bautechnik übernimmt.

Die Anpassung des technischen Regelwerkes ist auch in anderen Bundesländern geplant, sodass auch rechtlich nix mehr dem Einsatz der größeren 600 oder 700 Watt-Module im Wege steht.

Auch wenn die formalen Hürden es zulassen, so darf man trotz der Größe und Effizienz der neuen Modul-Technologien natürlich nicht vergessen, dass diese für eine flotte Dachmontage mit ihren Maßen und mit fast 40 Kilogramm doch eine eher unhandliche Sache werden dürften. Aus diesem Grund sind sie vermutlich eher für den Einsatz auf freier Fläche geeignet.

Zudem muss man natürlich auch den Preis und die Leistung pro m² mit betrachten. Neben einer aufwändigeren Montage kann es daher gut sein, dass die kleineren Standard-Module immer noch die wirtschaftlichere Option sind. Daher sollte man die Preise in den nächsten Monaten im Blick behalten.