Schweinezyklus oder Dumping? Wie viel kosten chinesische Solarmodule wirklich?
Solarmodule aus China sind günstig wie nie. Hohe Lagerbestände führen seit Monaten zu einem ruinösen Preiskampf. Einige vermuten Absicht, andere lediglich marktwirtschaftlich bedingte Überkapazitäten („normaler Schweinezyklus“) oder eben Umstände wie z. B. niedrige Löhne und geringe Umwelt- und Menschenrechtsstandards, die China in die Lage versetzen, Solarmodule einfach billiger produzieren zu können. Wie dem auch immer sei, die niedrigen Solarmodul-Preise bergen gravierende Folgen für die im Aufbau befindliche europäische Solarindustrie.
Hersteller | Modul | DDP-Preise |
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Longi | LR4-60HPB-350/355 | 0,138 €/Wp |
Longi | LR5-54HIB-405M Full Black | 0,153 €/Wp |
Longi | LR5-54HIB-405M Bifazial | 0,155 €/Wp |
TW | TW410MAP-108-H-S | 0,156 €/Wp |
TW | TW400MAP-108-H-F | 0,157 €/Wp |
TW | TW405MAP-108-H-F | 0,159 €/Wp |
Trina | NEG9R.28 NTYPE Dual Glass 435 W | 0,178 €/Wp |
Trina | NEG9R.28 NTYPE Dual Glass 440 W | 0,180 €/Wp |
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SIRE fordert EU-Hilfe für europäische Solarindustrie
Ein von Sachsen initiiertes Netzwerk der europäischen Solarindustrieregionen Solar Industry Regions Europe (SIRE) fordert vor diesem Hintergrund und der Gefahr von weiteren Insolvenzen unter den europäischen PV-Herstellern in einem Positionspapier entschlossene und rasche Maßnahmen auf EU-Ebene, um die europäische Solarindustrie nachhaltig zu schützen.
Als eine Ursache für das Überangebot an chinesischen Solarmodulen sehen die SIRE das US-amerikanische Gesetz zur Verhinderung uigurischer Zwangsarbeit (Uyghur Forced Labor Prevention Act - UFLPA), in dessen Folge nun eine erhebliche Anzahl von Modulen, die ursprünglich für den US-amerikanischen Markt bestimmt waren, nach Europa verschifft werden. Unter anderem fordert SIRE deshalb ein sofortiges Verbot von Solarmodulen, die in Zwangsarbeit hergestellt wurden.
Zudem sollen EU-Mittel für kurzfristige Maßnahmen und strategische Anreize genutzt werden. Beispielsweise könnten europäische PV-Module im Rahmen des Vorübergehenden Krisen- und Übergangsrahmens (Temporary Crisis and Transition Framework, TCTF) oder im Rahmen der Ukraine-Fazilität für die Ukraine-Hilfe und den Wiederaufbau beschafft werden.
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Modulpreise decken noch nicht einmal die chinesischen Herstellungskosten
Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichen, um den chinesischen Modulpreisen ernsthaft Paroli bieten zu können ist jedoch mehr als fraglich. Denn Meyer Burger CEO Gunter Erfurt hat auf Linkedin jetzt vorgerechnet, wie gravierend die Preise chinesischer Module von den eigentlichen Marktpreisen bzw. „normalen“ Herstellungskosten abweichen.
Anhand eines Glas-Glas-Moduls "TOPCon 585W Bifacial" aus 144 Halbzellen aus M10 n-type Wafern ("182N"), das zu einem Preis von 12,8 Ct/Wp angeboten wird, rechnet er vor, dass damit noch nicht einmal die chinesischen Herstellkosten gedeckt werden.
Kosten |
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N-type Waferpreis = 45,5ct/Stk. + Transport und Ausbeuteverlust = 46ct/Stk |
Waferkosten (585 Watt-Modul besteht bei 144 Halbzellen aus 72 Wafern) = ca. 5,7ct/Wp bei 8,125 Watt/M10 Wafer => TOPCon-Herstellkosten Zelle = min. ca. 4,5ct/Wp |
Kosten für 2x Glas = Glaspreis in China ca. $3,50/m² x Modulfläche 2,6 m² ("2279x1134") x2 + Transport/ Ausbeuteverlust = $18,5 Glaskosten/Modul => 585W = ca. 3,2ct/Wp |
Rahmenset = ca. $7,70/Stk. = ca. 1,3ct/Wp |
Dosenset = ca. $5-6/Stk. = ca. 1ct/Wp |
Herstellungskosten Solarmodul ohne „Kleinkram“ wie Silikon, Zellverbinder, Interconnectors, Folien, Label, Fertigungsgemeinkosten = 16ct/Wp |
Verpackung/Transport = ca. 18ct/Wp + Bruttomarge von ca.15% = 21ct/Wp (ohne Transport nach Europa) |
Die Frage, ob diese Preisunterschiede wirklich nur Folge der aufgebauten Überkapazitäten sind oder bereits als Dumping bezeichnet werden müssen, lässt Erfurt unbeantwortet. Davon unabhängig fordert Erfurt die Politik auf, endlich zu handeln, um einen fairen Wettbewerb herzustellen und die europäische Solarindustrie zu unterstützen.