Wärmepumpe: Förder-Chaos und Drosselung verunsichern Kunden
Lohnt sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe? Viele Menschen sind derzeit verunsichert. Gerade Privathaushalte wünschen sich Klarheit, viele setzen ihre angedachten Sanierungs- oder Baumaßnahmen vorerst aus. Betroffene wissen nicht, was 2024 auf sie zukommt.
67 Prozent haben Vertrauen in Heizungsförderung verloren
Dabei hatte die Energiewende doch gut Fahrt aufgenommen – dann lähmte der Streit in der Koalition um das gigantische Haushaltsloch sowohl Kommunen als auch Endverbraucher bundesweit. Das Resultat: Viele Verbraucher in Deutschland sind aktuell verunsichert, wenn es um den Heizungswechsel geht.
Zu diesem Ergebnis kommt der Stiebel Eltron-Trendmonitor 2024, in dem 1.000 Bundesbürger befragt wurden. Demnach berichten 67 Prozent, sie haben das Vertrauen in die staatliche Wärmepumpen-Förderung verloren. Rund 70 Prozent halten die Förderbedingungen für nicht transparent genug.
Umweltfreundliche Heiztechnik steht in Deutschland laut Trendmonitor weiterhin hoch im Kurs: 75 Prozent der Menschen würden eine Wärmepumpe installieren, die mit Strom vom eigenen Dach betrieben wird.
Zögern lässt die Bevölkerung jedoch die emotional geführte Heizungsdebatte und ein Vertrauensverlust in die staatliche Unterstützung: 86 Prozent ist wichtig bis sehr wichtig, dass Förderprogramme langfristiger laufen, damit sich die Menschen auf die Planung verlassen können.
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Drosselung neuer Wärmepumpe verunsichert Interessenten
Neue Regelungen wie eine mögliche Abschaltung der Wärmepumpe bei Netzüberlastung sorgen überdies für eine Kaufzurückhaltung. Denn der Wärmepumpen-Boom und die steigende Anzahl an Elektroautos könnte die Belastung der Stromnetze vor Ort an manchen Tagen im Jahr über Gebühr belasten.
Aus diesem Grund dürfen Verteilnetzbetreiber seit Januar 2024 den Strombezug bei neuen, steuerbaren Wärmepumpen und Ladesäulen in zwingenden Ausnahmen zeitweise drosseln. Mit den Eingriffen sollen Engpässe im Verteilnetz minimiert werden.
Was viele aber nicht wissen: Gemäß Paragraf 14 a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) sind seit Jahresbeginn nur zeitlich befristete Eingriffe in Ausnahmefällen erlaubt. Eine vollständige Abschaltung der Wärmepumpe ist nicht erlaubt, sondern nur eine temporäre Reduzierung der elektrischen Anschlussleistung auf bis zu 4,2 Kilowatt. Die Grundversorgung von Wärmepumpen und Ladesäulen bleibt so sichergestellt.
Viele, die jetzt eine neue steuerbare Wärmepumpe installieren, dürfte überdies einen Eingriff - wie bei den bekannten Sperrzeiten - nicht merken. Reduziert sich die Leistung für zwei Stunden auf 4,2 Kilowatt, ändert sich dadurch an den allermeisten Tagen im Jahr nichts an der Raumtemperatur im Haus. Und auch an besonders kalten Tagen, an denen die maximale Leistung nötigt ist, ist der mögliche Drosselungszeitraum viel zu kurz, um ein Haus auskühlen zu lassen.
Im Gegenzug für die mögliche Leistungsreduzierung erhalten die Betreiber von Wärmepumpen sogar eine Entschädigung vom Netzbetreiber: Sie müssen weniger Netzentgelt zahlen. Zudem dürfen Netzbetreiber den Anschluss einer neuen Wärmepumpe oder Wallbox nicht mehr aufgrund von drohenden Netzengpässen verweigern.
„Seit Juni 2023 ist der Trend beim Absatz rückläufig“
BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel warnt aufgrund der großen Verunsicherung der Verbraucher durch die Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz und die Förderung vor einem schwierigen ersten halben Jahr: „Seit Juni 2023 ist der Trend beim Absatz rückläufig. Besonders alarmierend ist der jüngste Einbruch im Dezember 2023 – im Vergleich zum Vorjahr haben wir im Dezember einen Absatzrückgang um über 40 Prozent verzeichnen müssen.
Damit ist leider genau das eingetreten, wovor wir auf Grundlage der rückläufigen Zahl an Förderanträgen bereits seit dem Sommer gewarnt haben. Falls sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern und die Politik nicht aktiv eingreift, rechnen wir eher mit einem gleichbleibenden oder sogar rückläufigen Absatz im Jahr 2024. Der Klimaschutz duldet aber keinen Aufschub, wir brauchen also eine Fortführung der guten Dynamik aus den beiden Vorjahren.“
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Strompreise zu hoch: Verbrauchern fehlt intuitives Argument
Die Politik könne sich daher nicht auf der neuen Förderkulisse und dem Gebäudeenergiegesetz ausruhen. Ein wesentlicher Faktor zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor seien die Energiepreise: „Wer im Moment eine Wärmepumpe einbaut, spart schon heute durch den hohen Anteil kostenloser Umweltwärme viel CO2, schützt sich damit vor steigenden CO2-Preisen für fossile Energieträger und spart somit unter dem Strich Geld.
Gleichzeitig aber fehlt den Verbrauchern beim Blick auf die aktuellen Energiepreise das entscheidende, intuitive Argument. Erst ab einem Verhältnis von Gas- zu Strompreisen von eins zu zweieinhalb oder weniger wird der Wechsel auf eine Wärmepumpe für viele besonders attraktiv“, erläutert Sabel.
Vor diesem Hintergrund sei es unverständlich, dass auf Wärmepumpen-Strom immer noch das Doppelte an Steuern, Abgaben und Umlagen anfällt wie auf Erdgas: „Hier geht es schlicht und ergreifend darum, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die fossilen Energien zumindest nicht weiter bevorteilt werden“, so Sabel.
Verbrauchern rät der Verbandschef, sich frühzeitig mit ihrem Fachhandwerker in Verbindung zu setzen, wenn sie sich für eine neue Heizung interessieren: „Aktuell haben einige Fachhandwerker nach Jahren des Ansturms auch kurzfristig Kapazitäten für den Heizungstausch. Wer clever ist, nutzt das jetzt.“