Letzte Aktualisierung: 21.02.2022
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Wir sparen für Sie bis zu 37% - durch unseren Experten-Vergleich!Um sich wohl zu fühlen, braucht ein Mensch pro Stunde mindestens 30 m3 frische Luft. Leider bedeutet das regelmäßige Lüften im Winter einen Verlust an erzeugter Heizwärme. Bei konventionellen Gebäuden summiert sich dieser auf bis zu 50 %; bei modernen Passivhäusern sogar auf bis zu 70 %. Der Einsatz einer kontrollierten Wohnraumlüftung vermeidet einen Großteil dieser Wärmeverluste und ermöglicht die Rückgewinnung der Abluftwärme durch einen Wärmetauscher oder eine Wärmepumpe.
Bei Neubauten wie Sanierungsobjekten werden heute die Gebäudehüllen zumeist luftdicht isoliert, um die Wärmeverluste zu minimieren. Energetisch absolut sinnvoll, hat dies aber leider den unangenehmen Nebeneffekt, dass es keine natürliche Lüftung über Ritzen und Fugen im Mauerwerk mehr gibt. Mit negativen Folgen für die Wohnraumqualität: Überfeuchtung, Schimmelbildung sowie eine ungesund hohe CO2-Konzentration.
Eine auf den ersten Blick pragmatische Lösung wäre es, alle zwei Stunden von Hand zu lüften. Doch damit würde man die aufwendig eingedämmte Wärme gleich wieder zum Fenster rauslüften. Deshalb gibt es in Deutschland auch die Bau-Norm DIN 1946-6. Diese fordert für jeden Neubau und die meisten Sanierungsfälle zumindest ein Lüftungskonzept für den Wohnraum, wenn mehr als ein Drittel des Dachstuhls gedämmt oder über ein Drittel der Fenster ausgetauscht werden. Meist ergibt ein solches Lüftungskonzept bei neuen und sanierten Gebäuden die Empfehlung für eine kontrollierte Wohnraumlüftung.
Experten-Tipp: Architekt oder Bauplaner sind verpflichtet, den Bauherrn auf die Richtlinie DIN 1946-6 anzusprechen, ansonsten kann der Bauherr im möglichen Schadensfall Regressansprüche geltend machen.
Der Begriff der „Kontrollierte Wohnraumlüftung“ ist nicht trennscharf definiert. In der Regel wird mit diesem Begriff eine ventilatorgestützte Be- und Entlüftung von Wohnräumen bezeichnet. Dabei wird zum einen zwischen zentralen und dezentralen Lüftungssystemen unterschieden und zum anderen zwischen den verschiedenen Funktionsarten Zuluftanlagen, Abluftanlagen und einer Kombination aus beiden.
Dezentrale Lüftungsgeräte sind insbesondere für die Belüftung von einzelnen Wohnräumen geeignet. Diese können dann in Fenster, Wand, Sturz und Brüstung installiert werden. Kombiniert mit einer Wärmerückgewinnung bieten sich dezentrale Lüftungsgeräte sehr gut für den Einsatz in Feuchträumen wie zum Beispiel Bädern, aber auch feuchten Heizungskellern an. Eine Luftnacherwärmung über Konvektoren ist ebenfalls möglich.
Bei der zentralen Ablufttechnik wird die Abluft zentral aus den Wohnräumen abgeführt und die Zuluft dezentral zugeführt. Durch das Entlüften der belasteten Räume (Küche, Bad, WC) entsteht in der Wohnung ein leichter Unterdruck, der durch die zuströmende Außenluft, über die Außenwandventile in den bewohnten Räumen, wieder ausgeglichen wird. Damit ist der hygienisch erforderliche Luftaustausch in den Wohnräumen komfortabel sichergestellt. Eine zentrale Ab- und Zulufttechnik hingegen ent- und belüftet die Räume über zwei voneinander getrennte Rohrsysteme.
Grundvoraussetzung für den Einsatz einer kontrollierten Wohnraumlüftung ist die winddichte Ausführung der Außenhülle. Auch für den Betrieb von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ist die Dichtheit der Gebäudehülle mitentscheidend für die erzielbare Energieeinsparung. Durch einen sog. "Blower-Door Test" kann die Dichtheit im fertigen Gebäude überprüft bzw. können undichte Stellen aufgezeigt werden. Dazu wird mit Hilfe eines Gebläses im Gebäude ein Unter- bzw. Überdruck erzeugt und die Menge der durch Undichtheiten strömenden Luft gemessen.
Zentrale Lüftungsanlagen erreichen enorme Wärmerückgewinnungsraten von bis zu 95 Prozent und arbeiten damit äußerst energieeffizient. Allerdings müssen bei dieser Lösung die Rohrleitungen für die Luftverteilung im gesamten Haus oder der kompletten Wohneinheit verlegt werden. Durch den höheren baulichen Aufwand kommen daher zentrale Wohnraumlüftungsanlagen eher bei Neubauten oder Kernsanierungen in Frage.
Dezentrale Geräte überzeugen meist mit einer sehr einfachen Montage, in vielen Fällen genügen eine Kernlochbohrung durch die Außenfassade und ein Stromanschluss für das Lüftungsgerät. Damit können ein bis zwei Wohnräume energiesparend mit ausreichend Frischluft versorgen werden. Dezentrale Lösungen eignen sich also ideal für die preiswerte Nachrüstung, aber auch für raumweise Lösungen im Neubau.
Experten-Tipp: Bei einem dezentralen Lüftungsansatz sollte man immer die gesamte Wohneinheit in die Analyse mit einbeziehen, da eventuell in anderen Wohnräumen eine mangelnde Raumluftqualität entstehen könnte.
Je nach Gebäude- bzw. Wohnungsgrundriss können kontrollierte Wohnraumlüftungsgeräte
Nach Möglichkeit sollte ein gut zugänglicher Standort gewählt werden, so dass Filterwechsel und Wartungsarbeiten ohne Probleme durchführbar sind. Günstig ist auch ein Aufstellungsort, von dem aus alle Wohnräume mit kurzen Luftleitungen erreicht werden können. Zudem muss beachtet werden, dass durch die Wärmerückgewinnung im Wärmetauscher Kondensat anfällt, das zur Ableitung einen frostfreien Anschluss an eine Abwasserleitung erfordert.
Die meisten Lüftungsgeräte sind bereits mit Schwingungsdämpfern versehen, sodass für die Aufstellung auf Beton- oder Estrichböden keine zusätzlichen Schalldämmmaßnahmen notwendig sind. Auf Holzbalkendecken empfiehlt sich eine zusätzliche Entkopplung der Anlage durch eine Betonplatte mit Schwingungsdämpfern. Zudem sollte die kontrollierte Wohnraumlüftung nicht in der Deckenmitte aufgestellt werden.
Die Außenluft sollte in einem Bereich angesaugt werden, die eine möglichst verunreinigungsfreie Luftaufnahme gewährleistet. Nach Möglichkeit sollte daher die Luftaufnahme nicht in unmittelbarer Nähe von Garagen, Hauptverkehrsstraßen oder in Bodennähe erfolgen. Zusätzlich sollten die Ansaugöffnung für die Außenluft und die Ausblasöffnung für die Abluft möglichst weit auseinander liegen. Nicht zuletzt sollte auch die Hauptwindrichtung berücksichtigt werden, um eine Winddruck unabhängige Luftaufnahme und -abgabe zu gewährleisten.
Das Rohrsystem einer kontrollierten Lüftung dient dem Transport der Luft zu und aus den Räumen. Bei der Wahl des Rohrsystems sollte grundsätzlich berücksichtigt werden, dass die Rohre
Die Verwendung von Rohren statt Luftkanäle bietet bei gleicher Querschnittsfläche geringere Druckverluste. Geeignet sind zum Beispiel Wickelfalzrohre und Formstücke mit Lippendichtungen.
Flexible Schläuche verursachen hingegen aufgrund ihrer rauen Oberfläche einen höheren Luftwiderstand und verschmutzen auch schneller und sollten daher nur an den Schnittstellen des Geräteanschlusses Verwendung finden, da sie der Entkopplung von Gerät und Verteilnetz dienen. In Zu- und Abluftleitungen einer kontrollierten Lüftung ist unmittelbar nach dem Gerät zudem ein Schalldämpfer erforderlich, die zusätzlich auch zwischen den Wohnräumen installiert werden können. Alle Umlenkungen sollten zudem in möglichst großen Radien erfolgen.
Bei der Verlegung der Außenluftansaugung und der Fortluftführung muss beachtet werden, dass beide Leitungen in der Oberflächentemperatur unter der Raumtemperatur liegen können und daher eine Kondensation auf der Leitung möglich ist. Die Leitungen müssen daher mit einer dampfdiffusionsdichten Dämmung ausgeführt werden. Bei Geräteausführungen mit Kühlfunktion gilt dies auch für Zuluftleitungen. Die adäquate Dämmung des Luftkanalnetzes der kontrollierten Wohnraumlüftung ist zudem eine wesentliche Voraussetzung für die effiziente Wärmerückgewinnung.
Entscheidend für eine zug- und geräuschfreie Luftführung ist immer die passende Dimensionierung und Anordnung der Luftdurchlässe für Zu- und Abluft. So sollten Abluftventile immer im Deckenbereich der Wohnräume installiert werden und Zuluftventile eine diagonale Raumdurchströmung gewährleisten, ohne dass ein Gefühl von Zugluft entsteht. Das Abluftventil zum Beispiel in Küchen sollte mit einem Filter ausgestattet und mit einem seitlichen Abstand zur Kochstelle positioniert werden. Der Anschluss von Küchen-Dunstabzugshauben wird nicht empfohlen, da dabei Fette in das System gelangen können.
Experten-Tipp: Um die Zuluft so geräuscharm wie möglich einströmen zu lassen, wird empfohlen, Standardventile auf einen maximalen Luftdurchlass von 30 bis 40 m3/h und Spezial-Ventile auf höchstens 40 bis 60 m3/h zu begrenzen. Zusätzlich sollte die Luftaustrittsgeschwindigkeit am Ventil 1 m/s nicht überschreiten.
Die Wartung der kontrollierten Lüftungsanlage ist relativ problemlos. Sie begrenzt sich im Wesentlichen auf die Reinigung und Kontrolle des Filters, der Staub, Pollen, Ruß und Faserstoffe zurückhält und damit die Wärmeaustauscherfläche sowie das Rohrsystem vor einer unerwünschten Verschmutzung schützt. Für einen zuverlässigen und wirtschaftlichen Betrieb sollten die Filter daher regelmäßig kontrolliert und entsprechend der Filterwechselanzeige gereinigt und im Bedarfsfall ausgetauscht werden. Dies ist notwendig, da verschmutzte Filter die Luftmenge verringern und dadurch den Energiebedarf der Ventilatoren erhöhen.
Bei Lüftungsgeräten mit kombinierter Wärmepumpe verschlechtert sich zusätzlich die Leistungszahl. Dabei kann es je nach Verschmutzungsgrad sogar zum Komplettausfall der Wärmepumpe kommen. Auf keinen Fall sollte die Lüftungsanlage ohne Filter betrieben werden. Alle weiteren Komponenten hingegen können Im Zuge einer jährlichen Wartung von einem Fachbetrieb geprüft werden.
Grundsätzlich sollten daher die Filter am Gerät und in den Ventilen der Ablufträume wie Küche, Bad oder WC zweimal jährlich gewechselt werden. Diese sind preiswerte Verschleißteile und können eigenhändig schnell und einfach ausgetauscht werden. Zweitens ist es ratsam, das „Innenleben“ der kontrollierten Wohnraumlüftung in den vom Hersteller empfohlenen Zeitabständen zu kontrollieren und ggfs. zu reinigen. Dies lässt sich zumeist einfach selbst vornehmen, z.B. können Wärmetauscher ganz unkompliziert aus dem Gerät gezogen und unter fließendem Wasser abgespült werden. Zudem zeigen die meisten Anlagen im Display ihrer Steuerung automatisch an, wann der nächste Filterwechsel erforderlich ist. Schließlich ist es sinnvoll, alle drei bis fünf Jahre das Lüftungsgerät und bei Zentralsystemen die Luftverteilrohre von einem Fachhandwerker checken zu lassen.
Neben dem Einsatz eines klassischen Wärmetauschers wie zum Beispiel eines Kreuzwärmetauschers zur Wärmerückgewinnung lässt sich die zurück gewonnene Energie auch zur Unterstützung einer Wärmepumpe nutzen. Grundsätzlich kann dabei zwischen dem Einsatz einer Kompaktwärmepumpe in einem zentralen Lüftungssystem und einer Kleinwärmepumpe in einem dezentralen Lüftungssystem zur Wärmerückgewinnung der Abluft unterschieden werden.
Allgemein ist zunächst anzuführen, dass die Abluft gegenüber der Wärmequelle Außenluft vor allem in der Heizperiode höhere Temperaturen aufweist und die Veredelung dieser Wärme somit weniger Stromeinsatz erfordert. Da die Abluft zwar wärmer als die Außenluft ist, jedoch mengenmäßig begrenzt ist, sodass man nicht beliebig viel Energie aus der Abluft zurückgewinnen kann, sind die Einsatzmöglichkeiten lediglich auf die Warmwasserbereitung oder die teilweise Heizungsunterstützung der Wohnräume begrenzt.
Eine Wärmepumpe, die einen monovalenten Heizbetrieb gewährleisten soll, muss daher neben der Abluftwärme der kontrollierten Wohnraumlüftung noch eine weitere Umweltenergiequelle erschließen. Hier bieten sich oftmals die Außenluft und die Erdwärme an, die dann neben der Abluft einen Großteil der Primärenergie beisteuern. Eine besonders nutzbringende Form der Wärmepumpenintegration ist zum Beispiel die Rückgewinnung der Abluft, um die Sole einer Sole/Wasser-Wärmepumpe vorzuwärmen. Damit kann die Effizienz der Erdwärmepumpe gesteigert werden.
Der möglichen Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten sind jedoch auch Grenzen gesetzt, da die Integration verschiedener Umweltenergien eine über die reine Erschließung dieser Energiequellen hinausgehende Regelung der kontrollierten Lüftung bedarf, um diese wirklich sinnvoll zu integrieren. So ist insbesondere die Ausnutzung von häufig jahres- und tageszeitabhängig variierenden Temperaturvorteilen nur durch geeignete Speichermassen möglich, um die gespeicherte Wärme zu einem späteren Zeitpunkt bedarfsgerecht bereitzustellen.
Die neue Effizienz-Kennzeichnung gilt ab 1. Januar 2016 für alle Wohnraumlüftungsgeräte unter 1000 m3/h Luftförderung für den Einsatz im Privatbereich. Ausgenommen sind nur profane Toilettenlüfter ohne Wärmerückgewinnung. Rein optisch ist das Label ganz an die beim Verbraucher bereits bekannten Energielabels auf Kühlschränken, Fernsehern oder Glühbirnen angepasst. Die Idee der Kennzeichnung: Jeder Verbraucher soll auf den ersten Blick erkennen können, um welche Leistungsklasse es sich bei einem Gerät handelt.
Dazu gibt es Stufen von G bis A+. Die Klasse G symbolisiert dabei die niedrigste Energiebilanz beim Lüften von Hand. Demgegenüber zeigt A+ als höchste Einstufung eine Einsparung am Primärenergiebedarf von mehr als 42 kWh pro Quadratmeter im Jahr an. Der Verbraucher sollte diese Effizienzklassifizierung vor allem als erste Orientierung vor einer Kaufentscheidung verstehen, welche auf jeden Fall noch mit einem Fachmann abgestimmt werden sollte, da die baulichen und energetischen Rahmenbedingungen doch zumeist sehr komplex sind.
Grundsätzlich können kontrollierte Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung bis zu 80% der Wärme aus der Abluft auf die Zuluft übertragen und damit die Heizkosten um 30% bis 50% reduzieren. Auch können sie die durch Fensterlüftung verursachten Wärmeverluste um bis zu 90% senken. Gerade dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, bedenkt man, dass in einem Neubau der gesamte Heizbedarf bis zur Hälfte durch die Wärmeverluste beim klassischen Lüften beeinflusst wird. Und selbst kleinere, bedarfsgeführte bzw. dezentrale Abluftanlagen erreichen bereits eine Energiekosteneinsparung von immerhin 20%.
Neben dem ökologisch und wirtschaftlich positiven Effekt der Primärenergiereduktion, den Effekten auf das Raumklima und dem Schutz der Gebäudesubstanz durch die kontrollierte Wohnungslüftung macht eine Mehrausgabe für diese Systeme aber auch dahingehend Sinn, da die Technik maßgeblich zu einer günstigen energetischen Bewertung des Gebäudes beiträgt. Durch die EnEV positiv berücksichtigt, verhilft die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung dazu, dass schnell die KfW-Anforderungen erreicht werden und somit günstigere Finanzierungsmöglichkeiten entstehen. Zudem führt die bessere energetische Bewertung im Energieausweis zu einer langfristigen Wertsteigerung und einem höheren Wiederverkaufswert der Immobilie.