Letzte Aktualisierung: 10.01.2021
Nachwachsende Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft decken insgesamt u. a. rund 13 Prozent des Rohstoffbedarfs der Chemischen Industrie und tragen zur Versorgung der Bauwirtschaft, der Papierindustrie und anderer Wirtschaftszweige bei. Zudem basieren rund 60 Prozent aller erneuerbaren Energien in Deutschland auf nachwachsenden Rohstoffen. Sie dominieren vor allem bei der Wärmeerzeugung und im Verkehrssektor, liefern aber auch knapp ein Drittel des erneuerbaren Stroms.
Unter dem Begriff „Nachwachsende Rohstoffe“ versteht man land- und forstwirtschaftliche Rohstoffe pflanzlichen und tierischen Ursprungs, die außerhalb des Ernährungsbereiches (Nahrungs- und Futtermittel) stofflich oder energetisch genutzt werden können.
Die Vorteile nachwachsender Rohstoffe können mittel- bis langfristig zur Lösung von wirtschafts-, umwelt- und gesellschaftsrelevanten Problemen beitragen. Die stoffliche und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe erlaubt den Einstieg in eine Kreislaufwirtschaft und damit die Entwicklung nachhaltiger Wirtschaftsformen. Mit der Produktion nachwachsender Rohstoffe erbringen die Land- und die Forstwirtschaft daher eine Dienstleistung für die gesamte Gesellschaft. Der Anbau und die Verwertung nachwachsender Rohstoffe führt zu folgenden positiven Wirkung:
Eine stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe bezieht sich hauptsächlich auf die Verwendung der Stärke, des Zuckers, biogene Öle und Fette, Fasern, Lignocellulose bzw. Holz und Proteine.
Stärke wird im chemisch-technischen Bereich u.a. zur Papier- und Pappeveredelung, für Klebstoffe, Bindemittel, Tenside, zur Herstellung von Biokunststoffen oder Sorptions- und Flockungsmittel verwendet. Zudem besteht angesichts des hohen Anfalls an Verpackungsmüll großes Interesse die Stärke nachwachsender Rohstoffe für die Entwicklung biologisch abbaubarer Verpackungen oder biologisch abbaubare Folien für den Einsatz im Landwirtschaft und Gartenbau weiter zu entwickeln.
Zu den wichtigsten Verwendungsbereichen von Zucker aus nachwachsenden Rohstoffen im chemisch-technischen Bereich zählen Tenside, Komponenten für Klebstoffe und Leime, Pharmaka (Antibiotika, Enzyminhibitoren u.a.), Biokunststoffe Polymere und Vitamine (u.a. B 12).
Biogene Öle und Fette und Fetten werden hingegen für Schmier- und Verfahrensstoffe, Tenside, Kunststoffe, Lacke und Farben und Kosmetika genutzt. Neben den chemisch-technischen Möglichkeiten Öle und Fette zu modifizieren, bieten sich auch biotechnologische Alternativen an, bei denen durch gezielten Einsatz von Enzymen oder Mikroorganismen eine Biosynthese bzw. Biotransformation erfolgt.
Derzeit werden Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen überwiegend in Textilien, Zellstoff und Papier, faserverstärkte Kunststoffe und Formteile, Bau- und Dämmstoffe, Geotextilien und Vliesen als auch für Faserdämmstoffe verwendet.
Holz wird zum einen als klassisch technischer Rohstoff als Bau- und Werkstoff für Gebäudekomponenten (z.B. Fenster, Türen, Fußböden, Wand- und Deckenverkleidungen) als auch für Holz-Dämmstoffe eingesetzt. Holz als chemischer Rohstoff wird zu modernen Verbundwerkstoffen, biologisch abbaubaren Folien, Trägermaterialien für Arzneimittel, Farbstoffe, Agrochemikalien und Grundstoffe und Zwischenprodukte für die chemische, kosmetische und pharma-zeutische Industrie genutzt. Im Zusammenhang mit der Etablierung neuer, schwefelfreier Holzaufschlussverfahren sind neben der Cellulose auch Lignin und die Hemicellulosen als weitere wesentliche Bestandteile des Holzes als nachwachsender Rohstoff von großer Bedeutung.
Anwendungsmöglichkeiten für Proteine aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen in den Bereichen technische Polymere, Tenside, Klebstoffe, Leime, Binde- und Anstrichmittel, Folien und Verpackungsmaterialien, Waschmittel und Kosmetika.
Bei der energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffen unterscheidet man zwischen festen, flüssigen und gasförmigen Energieträgern. Mit festen Energieträgern (z.B. Durchforstungsholz, Stroh, speziell angebaute Energiepflanzen) können Wärme, Strom und grundsätzlich auch Treibstoffe erzeugt werden. Flüssige Energieträger (z.B. Öle, Fettsäuremethylester, Ethanol, synthetische Biokraftstoffe) können auf Basis verschiedener nachwachsender Rohstoffe produziert werden. Diese können als Brennstoff zur Wärme- und Stromerzeugung und Treibstoff genutzt werden. Biogas wird durch Vergärung von Biomasse (z.B. land- und ernährungswirtschaftlicher Rest- und Abfallstoffe) gewonnen. Biogas kann als Brennstoff zur Wärme- und Stromerzeugung und Treibstoff genutzt werden.
Mit geschätzten 2,45 Millionen Hektar ist die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe hierzulande in 2018 im Vergleich zu 2017 annähernd gleichgeblieben. Insgesamt bleibt die Biomasseerzeugung auf fast 21 Prozent der Ackerflächen ein bedeutendes Standbein für die Landwirte. Gemeinsam mit den Forstwirten liefern sie Deutschlands mengenmäßig wichtigste erneuerbare Energieträger sowie biobasierte Rohstoffe für Chemikalien und Produkte.
Energiepflanzen für Biogasanlagen beanspruchten mit 1,35 Mio. Hektar auch 2018 die mit Abstand größte Fläche beim Anbau nachwachsender Rohstoffe. Silomais belegte etwa zwei Drittel dieser Fläche, auf dem anderen Drittel standen weitere Energiepflanzen wie Gräser, Getreide, Rüben und Leguminosen oder die Durchwachsene Silphie. Diese bienenfreundliche Dauerkultur hat ihren Anbauumfang mit fast 3.000 Hektar innerhalb der letzten fünf Jahre verzehnfacht.
Deutlich rückläufig auf etwa 560.000 ha entwickelte sich der Rapsanbau für Biodiesel, der vor allem auf die stärkere Verwendung von Soja- und Palmöl für die Biodieselherstellung in deutschen Anlagen zurückzuführen ist. Rohstoffe für die Bioethanolproduktion wuchsen nahezu unverändert auf etwa 246.000 Hektar, feste Brennstoffe wie Kurzumtriebsholz und Miscanthus wurden auf ca. 11.000 Hektar erzeugt.
Der heimische Anbau zur Gewinnung von Industrierohstoffen bewegt sich weiterhin auf einem stabilen, aber niedrigen Niveau von etwa 275.000 Hektar. Es dominieren Industriestärke (Weizen, Körnermais, Kartoffeln) mit 129.000 Hektar und Rapsöl für technische Zwecke mit rund 109.000 Hektar. Zuckerrüben für Industriezucker wuchsen auf 12.000 Hektar sowie Arznei- und Färbepflanzen ebenfalls auf etwa 12.000 Hektar.
Rohstoff | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
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Industriestärke | 108.000 | 128.000 | 128.000 | 129.000 |
Industriezucker | 12.300 | 12.800 | 15.400 | 12.000 |
Technisches Rapsöl | 138.000 | 132.000 | 131.000 | 109.000 |
Technisches Sonnenblumenöl | 7.100 | 7.740 | 7.740 | 7.210 |
Technisches Leinöl | 3.500 | 3.500 | 3.500 | 3.500 |
Pflanzenfasern | 1.490 | 1.520 | 1.520 | 2.200 |
Arznei- und Farbstoffe | 12.000 | 12.000 | 12.000 | 12.000 |
Rapsöl für Biodiesel/ Pflanzenöl | 805.000 | 720.000 | 713.000 | 560.000 |
Pflanzen für Bioethanol | 238.000 | 259.000 | 251.000 | 246.000 |
Pflanzen für Biogas | 1.340.000 | 1.394.000 | 1.374.000 | 1.350.000 |
Pflanzen für Festbrennstoffe | 11.000 | 11.000 | 11.000 | 11.000 |