Letzte Aktualisierung: 22.09.2022
Wie werden Photovoltaikanlagen bei der Einkommensteuer behandelt? Wann gilt eine Gewinnerzielungsabsicht? Welche Einnahmen muss ich versteuern? Welche Solaranlagen sind von der Einkommensteuer-Pflicht befreit?
Die Gewinne oder auch Verluste aus dem Betrieb der Photovoltaikanlage gelten aus steuerlicher Sicht gemäß § 15 Einkommensteuergesetz (EStG) als Einnahmen bzw. Einkommen, das in der Einkommensteuererklärung in Anlage G berücksichtigt werden muss.
Ergeben sich durch den Betrieb der Photovoltaikanlage Verluste z. B. in den Anfangsjahren, so können diese geltend gemacht werden, wenn sich über die gesamte Nutzungsdauer von in der Regel 20 Jahren insgesamt ein Gewinn ergibt.
Mit dem BMF-Schreiben "Gewinnerzielungsabsicht bei kleinen Photovoltaikanlagen und vergleichbaren Blockheizkraftwerken" vom 02. Juni 2021 vereinfachte das Bundesfinanzministerium die Beurteilung der "Gewinnerzielungsabsicht" kleiner Photovoltaikanlagen. Seither galt, dass sich Betreiber kleiner, privat betriebener Solaranlagen bis 10 kW von der Ermittlung und Abführung der Einkommensteuer befreien lassen können.
Mit dem Jahressteuergesetz wurden zum 1. Januar 2023 alle PV-Anlagen mit einer Leistung
von der Einkommensteuer befreit.
Durch die Einkommensteuerbefreiung entfiel auch die Verpflichtung, den Gewinn zu ermitteln und damit auch die komplizierte und oftmals nur mit Hilfe eines Steuerberaters auszufüllende „Einnahme-Überschuss-Rechnung“.
Hinweis: Auch bei größeren Solaranlagen können Sie sich von der Abführung der Einkommensteuer dann freistellen lassen, wenn mangels Gewinnerzielungsabsicht eine einkommensteuerlich unbeachtliche Tätigkeit, eine sog. Liebhaberei vorliegt. Es treten grundsätzlich die gleichen ertragsteuerlichen Folgen ein wie bei einer Inanspruchnahme der o.g. Vereinfachungsregeln. In diesem Fall wird das Fehlen einer Gewinnerzielungsabsicht von Ihrem Finanzamt aber nicht pauschal unterstellt, sondern muss durch geeignete Unterlagen von Ihnen nachgewiesen werden.
Ob die Photovoltaikanlage in einem Jahr einen Gewinn oder einen Verlust erzielt hat, wird über eine einfache Einnahme-Überschuss-Rechnung ermittelt. Dabei wird nur die Summe aller im Kalenderjahr erzielten Vergütungen aus der Einspeisung und dem Eigenverbrauch des produzierten Stroms den Betriebsausgaben wie Darlehenszinsen, Abschreibungen, Versicherungen und den Betriebs- und Wartungskosten gegenübergestellt.
Einnahmen | _______ € |
abzüglich Ausgaben | - _______ € |
Gewinn | =_______ € |
Die Einnahmen durch den Eigenverbrauch des Solarstroms wurden häufig mit 20 Cents pro Kilowattstunde angesetzt. Dieser Ansatz ist in bestimmten Fällen auch bei der Ermittlung der Umsatzsteuer relevant. Aufgrund der stark gestiegenen Haushaltsstrompreise ist dieser Ansatz aber häufig nicht mehr ausreichend.
Alternativ kann der eigenverbrauchten Strom in der Einnahmen-Überschuss-Rechnung auch mit den Wiederherstellungskosten anhand der individuell angefallenen Kosten pro kWh angesetzt werden. Hierzu gehören beispielsweise die Anschaffungskosten, die Verwaltungs- und Betriebskosten, aber auch die Finanzierungskosten.
Betriebseinnahmen | Betriebsausgaben |
---|---|
EVU-Zahlungen zzgl. Umsatzsteuer | Darlehenszinsen |
Weitere Einnahmen aus der Vorjahresabrechnung des EVU | Versicherungen |
Eigenvebrauch zzgl. Umsatzsteuer | Betriebs- und Wartungskosten |
Jährliche Abschreibung |
Hinweis: Bei der Einnahmen-Überschuss-Rechnung gilt das sogenannte Zu- und Abflussprinzip. Das bedeutet, dass Einnahmen für das Jahr erfasst werden, in dem Sie Ihnen tatsächlich zugeflossen sind. Ausgaben sind dementsprechend in dem Kalenderjahr abzusetzen, in dem sie gezahlt wurden. Rund um den Jahreswechsel (Fälligkeit sowie Zahlung 10 Tage vor und nach dem Jahreswechsel) gilt jedoch eine Besonderheit: Regelmäßig wiederkehrende Einnahmen und Ausgaben erfassen Sie in dem Jahr, zu dem sie wirtschaftlich gehören. Insofern wird hier das Zu- und Abflussprinzip aufgeweicht.
Einer der größten Posten der steuerlich absetzbaren Kosten einer Photovoltaikanlage sind die entstehenden Kosten der Absetzung für Abnutzung (AfA). Diese gilt als Betriebausgabe innerhalb der Gewinnermittlung einer Photovoltaikanlage.
Die Anschaffungskosten von sowohl auf das Dach gesetzten Photovoltaikanlagen als auch dachintegrierten Anlagen werden über eine Nutzungsdauer von 20 Jahren linear zu 5 Prozent abgeschrieben. Im Jahr der Anschaffung werden diese Kosten zeitanteilig angesetzt.
Neben der linearen Abschreibung sind unter Umständen auch Sonderabschreibungen gemäß § 7g Abs. 5 EStG in Höhe von bis zu 20 Prozent möglich, die über die ersten 5 Jahre verteilt werden können.
Zudem können unter bestimmten Voraussetzungen bereits im Jahr vor der eigentlichen Investition bis zu 40 Prozent der Anschaffungskosten als Investitionsabzugsbetrag nach § 7g Abs. 1 EStG gewinnmindernd abgezogen werden. Bei dachintegrierten Photovoltaikanlagen können zudem die Mehrkosten im Vergleich zu einer herkömmlichen Dacheindeckung steuerlich zu den Investitionskosten für die Photovoltaikanlage gezählt werden.