Letzte Aktualisierung: 16.09.2024

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Auslegungssache: Wärmepumpen in 2 Schritten richtig auslegen!

Der Auslegungspunkt einer klassischen Heizung bezieht sich auf die tiefste Außentemperatur am Aufstellungsort. Wärmepumpen werden hingegen – außer bei leistungsgeregelten Wärmepumpen – in der Regel auf 70 % der benötigten Heizlast ausgelegt. An sehr kalten Tagen wird der Restbedarf dann durch einen Elektroheizstab gedeckt. So vermeidet man eine Überdimensionierung und stellt sicher, dass die Wärmepumpe an den allermeisten anderen Tagen des Jahres optimal, monovalent läuft. Wir zeigen Ihnen hier, wie Sie in zwei Schritten, eine Wärmepumpe richtig auslegen!

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Auslegungsschritt 1: Heizlast im Bivalenzpunkt bestimmen!

Eine genaue Auslegung und Dimensionierung der benötigten Heizleistung einer Wärmepumpe ist entscheidend für einen effizienten und langlebigen Betrieb. Ist die Wärmepumpe zu groß berechnet oder eben zu klein dimensioniert, resultieren unnötig hohe Heizkosten und das Risiko von Betriebsstörungen.

Um eine Wärmepumpe richtig auszulegen, müssen Sie zunächst die Heizlast nach folgender Formel bestimmen:

\(\dot{Q}_{H,B} = \dot{Q}_{H,N} \cdot {\vartheta_{H,G} - \vartheta_{B} \over \vartheta_{H,G} - \vartheta_{N}}\)

Handelt es sich um eine bivalente Wärmepumpe, so wird die Heizlast H des Gebäudes im sogenannten Bivalenzpunkt B ermittelt. Typischerweise handelt es sich dabei um eine Luftwärmepumpe, die z.B. ab einer Außentemperatur von -5 Grad ein zweites Heizsystem wie einen Heizstab oder eine Gasbrennwerttherme benötigt, um die vollständige Heizlast zu decken.

Monovalente Auslegung von Luft- und Erdwärmepumpen

Soll eine Erdwärmeheizung z. B. monovalent ausgelegt werden, so kann man diesen Auslegungsschritt überspringen und im zweiten Schritt mit der eigentlichen Gebäudeheizlast H im Normauslegungspunkt N weiterrechnen.

Tabelle: Überblick über den typischen Heizwärmebedarf des Gebäudes je nach Bauweise
Bauweise des Gebäudes spezifischer Wärmebedarf pro m2 130m2
Passivhaus 0,015 kW/m2 1,95 kW
Neubau nach EnEV 0,04 kW/m2 5,2 kW
Neubau mit Standardwärmedämmung 0,06 kW/m2 7,8 kW
Sanierter Altbau mit oder Neubau ohne Wärmedämmung 0,08 kW/m2 10,4 kW
Altbau ohne Wärmedämmung 0,12 kW/m2 15,6 kW

Bivalente Auslegung von Luft- und Erdwärmepumpen

Um die Heizlast im Bivalenzpunkt zu ermitteln, wird dann zunächst die ermittelte Gebäudeheizlast QH,N in die Formel eingefügt, z. B. 10 kW, und mit einem Bruch aus Heizgrenztemperatur ϑH,G, Bivalenztemperatur ϑB und Normauslegungstemperatur ϑN multipliziert.

Um den Bruch zu berechnen, wird dann im Zähler von der Heizgrenztemperatur ϑH,G (z. B. 15°C) die Bivalenztemperatur ϑB von z.B. -5°C subtrahiert. Die Bivalenztemperatur hängt letztlich von der Leistungskurve der gewählten Wärmepumpe ab.

Im Nenner wird von der Heizgrenztemperatur die Normauslegungstemperatur ϑN von z. B. – 10°C abgezogen. Die Normauslegungstemperatur ist dabei stark vom Standort abhängig. Im Norden kann diese z. B. – 8°C betragen, im Süden sogar – 16°C.

Beispiel zur Berechnung der Heizlast des Gebäudes im Bivalenzpunkt von -5°C:

10 kW x (15°C – (-5°C)) / (15°C – (-10°C)) = 10 kW x 0,8 = 8 kW

Auslegungsschritt 2: Heizleistung der Wärmepumpe berechnen!

Aber welche Leistung benötigt denn jetzt eigentlich die Wärmepumpe? Um jetzt die Größe der Wärmepumpe den Allgemeinen Regeln der Technik folgend auszulegen, wird die Wärmepumpengröße, wie auch bei anderen Wärmeerzeugern, anhand einer Heizleistungs- bzw. Heizlastberechnung gemäß der EN 12831 bestimmt.

Auslegung der Wärmepumpe für Ein- und Zweifamilienhäuser

Die erforderliche Heizleistung der Wärmepumpe wird dann – insbesondere für Ein- und Zweifamilienhäuser - nach folgender Formel berechnet:

\(\dot{Q}_{WP} = {d \cdot \dot{Q}_{H,B} + \dot{Q}_{WW} \over d - \sum{t}}\)

Die benötigte Heizleistung der Wärmepumpe QWP ist dann das Ergebnis folgender Faktoren:

  • Heizwärmebedarf QH,B im Bivalenzpunkt oder
  • bei monovalenter Auslegung QH die Gebäudeheizlast
  • Leistungsbedarf für Trinkwarmwasser QWW
  • Anzahl der Nutzungsstunden pro Tag d
  • Summe der Sperrzeiten pro Tag t

Die benötigte Energiemenge pro Tag QTW, die man für die Warmwasserbereitung benötigt, kann für Ein- und Zweifamilienhäuser vereinfacht mit folgender Faustformel berechnet werden:

1,45 kWh pro Person und Tag x 2 (zum Ausgleich von Speicher- und Rohrleitungsverlusten)

Beispiel zur Berechnung der wirklich erforderlichen Heizleistung einer Wärmepumpe:

24 h x 8 kW + 5 kWh / 24h – 4h = 9,85 kW

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Auslegung der Wärmepumpe für Mehrfamilienhäuser und weitere Anwendungen

Für Mehrfamilienhäuser und andere Anwendungssituationen kann die folgende Auslegungsformel herangezogen werden. Hier wird z. B. der Leistungsbedarf für Sonderanwendungen QS berücksichtigt.

Der Sperrzeitfaktor fSperr ist in dieser Auslegungsformel bereits aus dem Quotienten aus der täglichen Nutzungsdauer (24 h) und der Differenz aus den täglichen Nutzungsstunden abzüglich der Sperrzeiten gebildet worden.

\(\dot{Q}_{WP} = (\dot{Q}_{H,B} + \dot{Q}_{WW} + \dot{Q}_{S}) \cdot f_{Sperr}\)

Beispiel-Rechnung:

(6 kW + 0,8 kW + 0,2 kW) x 1,2 = 8,16 kW

Mit dieser Leistung kann dann ein entsprechendes Modell ausgesucht werden, dass beim eingesetzten Bivalenzpunkt diese Wärmepumpen-Leistung erbringt.

Tabelle: Beispiele für die Nennwärmeleistung bei unterschiedlichen Außentemperaturen
Luft-Wasser-Wärmepumpe Wärmeleistung bei A7/W35 (EN 14511) Wärmeleistung bei A2/W35 (EN 14511) Wärmeleistung bei A-7/W35 (EN 14511)
Stiebel Eltron WPL 25 AC 7,84 kW 8,33 kW 12,86 kW
Viessmann Vitocal 250-A 8,1 kW 6,7 kW 11,1 kW
Vaillant aroTHERM plus 8,1 kW 5,8 kW 9,2 kW

Überschlägige Auslegung der Wärmepumpen-Größe

Wer grob wissen möchte, wie groß eine Wärmepumpe in seinem/ ihrem Haus ausfallen würde, kann dies aus dem Verbrauch entsprechend der Heizstunden am Standort berechnen:

10.000 kWh / 2.000 h = 5 kW

Liegt ein Energieausweis vor, so kann man für eine überschlägige Auslegung auch den spezifischen Energiebedarf des Gebäudes in Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter (m2) und Jahr (a) heranziehen:

(120 kWh/m2*a x 130m2) / 1.900 h = 8,2 kW

Fehler bei der Wärmepumpen-Auslegung

Wärmepumpen reagieren auf Planungsmängel bei ihrer Auslegung besonders empfindlich:

  • Übermäßig hohe Vorlauftemperaturen,
  • niedrige Verdampfungstemperaturen durch Behinderung des Luftstromes und
  • hohe Schalthäufigkeiten

können den Stromverbrauch im ungünstigsten Fall verdoppeln. Durch übermäßigen Einsatz des Heizstabs sind noch ungünstigere Verbräuche möglich.

Tabelle: Häufige Fehler bei der Wärmepumpen-Auslegung
Fehler Folgen Maßnahmen
Fehlende Temperaturoptimierung der Heizflächen Überhöhte Betriebstemperatur, dadurch geringe Effizienz und hoher Verbrauch Berechnung nachholen
Kein hydraulischer Abgleich berechnet Pumpen- und Ventileinstellung nicht möglich Berechnung nachholen
Berechnung der Jahresarbeitszahl fehlt (z. B. VDI 4650 Blatt 1) keine Effizienzprognose / Verbrauchsabschätzung möglich Nachträgliche Berechnung für Wartung sinnvoll
Schall: Abstände zu Gebäuden nicht ausreichend (siehe hierzu TA Lärm, Leitfaden LAI) Beschwerden über Lärmbelästigung Versetzen der Wärmepumpe, Schallschutzhaube
Brennbare Kältemittel: Abstände zu Gebäudeöffnungen oder zur Entwässerung unzureichend Schadensrisiko, Haftungsrisiko Umbau des Umfeldes oder Versetzen der Wärmepumpe
Ausrichtung:Ausblasrichtung auf Fuß- oder Fahrwege Rutsch- und Sturzgefahr durch Bildung von Eisflächen bereits deutlich über dem Gefrierpunkt (ab ca. 10°C Außentemperatur) Ausrichtung der Wärmepumpe ändern
Unnötiger Einbau von Mischern Mischer erhöhen die Vorlauftemperaturen der Wärmepumpe, dadurch geringere Effizienz und hoher Verbrauch Mischer nur, wenn zwingend erforderlich, z. B.: Mehrkreisanlagen, Kühlung, Pufferspeicher mit Übertemperatur
Vorhandener Vierwegemischer nicht ausgebaut (in Standardkesseln zur Rücklauftemperaturanhebung) Auch in Durchgangsstellung führt der innere Wärmeübergang zu einer Anhebung der Heizkurve, dadurch geringere Effizienz und hoher Verbrauch Ausbau des Vierwegemischers

Auslegungsprogramme & Wärmepumpen-Rechner

Viele Hersteller, Beratungsfirmen oder wissenschaftliche Einrichtungen bieten kostenlose Wärmepumpen-Rechner zur überschlägigen als auch detaillierteren Auslegung von Wärmepumpen an.

Tabelle: Überblick über Auslegungsprogramme & Wärmepumpen-Rechner
Zweck Tools & Rechner Geeignet für Anbieter
Eignung & Empfehlungen Wärmepumpen-Ampel Starter FfE München
WärmepumpenCheck Starter co2online
Verbrauch, Kosten & CO2 JAZ-Rechner Starter Bundesverband Wärmepumpe
LWP-Simulation Fortgeschrittene Dr. Stefan Holzheu (Uni Bayreuth)
Wärmepumpen Web-Tool Fortgeschrittene Hochschule Emden/Leer
Auslegung & Planung Heizreport Fortgeschrittene SHK INFO
Schallrechner Fortgeschrittene Bundesverband Wärmepumpe
Heizkörperrechner Starter Bundesverband Wärmepumpe
Heizlastrechner Starter Bundesverband Wärmepumpe
Förderrechner Starter Bundesverband Wärmepumpe
Online-Wärmepumpenberater Starter Europäische Energiewende Community
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Häufige Fragen zur Wärmepumpen-Auslegung (FAQ):

Wie legt man eine Wärmepumpe aus?

Um die nötige Heizleistung einer Wärmepumpe bestimmen zu können, müssen der Warmwasserbedarf und die Gebäudeheizlast bestimmt werden. Während man beim Warmwasserverbrauch auf Richtwerte zurückgreifen kann, muss die Gebäudeheizlast individuell entsprechend eines mono- oder bivalenten Einsatzes der Wärmepumpe berechnet werden.

Wann ist eine Wärmepumpe zu groß, wann zu klein?

Eine Wärmepumpe ist "zu groß" dimensioniert, wenn ihre Leistung die Wärmebedürfnisse des Gebäudes deutlich übersteigt. Dies kann zu ineffizientem Betrieb, höheren Anschaffungskosten und unnötigem Energieverbrauch führen. Eine Wärmepumpe ist "zu klein" ausgelegt, wenn ihre Leistung nicht ausreicht, um den Wärmebedarf des Gebäudes zu decken. Dies kann dazu führen, dass die Heizung nicht ausreichend funktioniert und das Gebäude nicht angemessen beheizt werden kann.

Warum sind Luftwärmepumpen häufig kleiner als Erdwärmeheizungen?

Luftwärmepumpen werden im Gegensatz zu Erdwärmepumpen i.d.R. am Bivalenzpunkt ausgelegt. Dieser ist kleiner als der Normauslegungspunkt, an dem sich die Auslegung von monovalent betriebenen Erdwärmepumpen orientiert. Da die Luftwärmepumpe eine kleinere Heizlast abdecken muss, fällt auch ihre Leistung kleiner aus.

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