Letzte Aktualisierung: 05.11.2022
Was ist ein Aufheizprotokoll? Wie wird es beim Aufheizen des Estrichs eingesetzt? Wo bekommt man es und wer führt das Protokoll? Was wird darin im Einzelnen protokolliert?
Das Aufheizprotokoll ist eine Vorschrift zum kontrollierten Funktions-, Belegreif- und Abheizen eines Estrichs mit einer Fußbodenheizung. Es dient als Dokumentation der Arbeitsschritte, besitzt Urkundencharakter und ist dem Auftragnehmer spätestens vor der Oberbelagsverlegung zuzustellen.
Eine Fußbodenheizung ist quasi die Heizschicht im systematisch und so gesehen schichtweise aufgebauten Fußboden. Der auf diese Weise flächenbeheizte Fußboden muss geplant werden, so dass sämtliche Komponenten, angefangen vom Untergrund über die Dämmung, die Fußbodenheizung selbst bis hin zum Oberflächenbelag, optimal aufeinander abgestimmt sind, so dass sie eine dauerhaft funktionale Einheit bilden, die allen energetischen Ansprüchen gerecht wird.
Das Material und die Techniken, die zu seiner Verarbeitung und Verlegung angewendet werden, müssen sowohl dem aktuellen Stand der Technik, als auch dem zugehörigen Merkblatt sowie den Verlege-Richtlinien der entsprechenden Systemgeber und Hersteller entsprechen. Das fachmännische Aufheizen des Estrichs betreffend sind folgende DIN von Bedeutung:
Bei Fußbodenheizung ist ein Aufheizprotokoll zu führen, das dem Oberbelagsleger nach VOB DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten vorzulegen ist. Hinweise zur Koordination der bei der Planung und Ausführung Beteiligten findet man in "Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktion" des Bundesverband Flächenheizungen e.V. (BVF).
Expertenwissen: Wird eine Fußbodenheizung verlegt, nutzt man statt einem herkömmlichen Estrich sogenannten Heizestrich. Der unterscheidet sich unter anderem in den Richtwerten für die Restfeuchte vom herkömmlichen Estrich, der ohne Fußbodenheizung zum Einsatz kommt.
Für die Inbetriebnahme einer Fußbodenheizung unter dem Estrich, gibt es Vorschriften, die den Ablauf genau definieren. Sich an die vorgeschriebenen Abläufe zu halten, ist von höchster Wichtigkeit, denn nur dann trocknet der Heizestrich fachgerecht, schadlos und kann mit dem Fußbodenbelag belegt werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Belegreife des Estrichs, die mit dem vorschriftsgemäßen Aufheizen erzielt wird.
Nach dem Aufbringen und einer entsprechenden Liegezeit des Estrichs sowie der Funktionsprüfung, also der Dichtigkeitsprüfung der Fußbodenheizungsrohre, ist die Belegreife des Estrichs mit einem kontrollierten Beheizen der Konstruktion nach dem sogenannten Aufheizprotokoll (auch Maßnahmen-Protokoll genannt) für die Vorbereitungs- und Verlege-Maßnahmen von elastischen, textilen Belägen sowie Parkett und Holzfußböden sicherzustellen.
Expertenwissen: Eine Feuchtemessung, die während der Unterbodenprüfung stattfindet, kann ohne vorgegebene Messstellen eventuelle Schäden an der Fußbodenheizung nicht zuverlässig ausschließen. Die Messstellen zur Feuchtebestimmung im Estrich ersetzen weder das Auf- noch das Abheizen zur Austrocknung des Heizestrichs vor dem Verlegen der Fußbodenbeläge. Das Auf- und Abheizen dient auch dem Zweck, dass sich die Estrichplatte beziehungsweise Estrichkonstruktion entspannt.
Die genauen Abläufe zum Aufheizen legt das sogenannte Aufheizprotokoll fest. Sie hängen unter anderem von der Art des Estrichs ab, sind prinzipiell aber gleich.
Man unterscheidet beim Aufheizen zwischen dem
Das sogenannte Funktionsheizen ist abhängig von der Estrichart (spezifischen Liegezeit) und startet nach der ersten Trocknungs- und Abbindezeit. Es wird realisiert, indem man die Fußbodenheizung über mehrere Tage hinweg testweise bei maximaler Heizleistung laufen lässt.
Allgemein gilt, dass während des Aufheizzeitraumes die Heizung ohne Tag- oder Nachtabsenkung gesteuert werden sollte. Während der Aufheizperiode ist gut zu lüften um die freiwerdende Feuchtigkeit abzuführen. Der Restwärmefühler sollte sich in unmittelbarer Nähe eines Heizleiters befinden. Falls keine Restwärmefühler vorhanden sind, ist die Estrichtemperatur manuell zu überwachen und durch eine Aufheizintervallsteuerung ein analoges Temperaturregime einzustellen.
Nach Abschluss des Funktionsheizens ist das Belegreifheizen an der Reihe: Es geht solange, bis der Estrich auf die nötige Restfeuchte abgetrocknet ist. In dieser Phase wird quasi der Estrich bei konstanter Temperatur "gebacken".
Damit der Baufortschritt reibungslos erfolgt, ist es empfehlenswert, dass sich das Belegreifheizen möglichst direkt an das Funktionsheizen anschließt. Während des Belegreifheizens ist die Heizung möglichst nicht abzuschalten und die Vorlauftemperatur nicht abzusenken. Die Belegreife ist erreicht, wenn die maximale Feuchte des Estrichs
Das Abheizen meint die schrittweise Drosselung der Vorlauftemperatur der Fußbodenheizung und folgt als letzte Phase auf das Auf- und Belegreifheizen. Je nach Estrichart gibt es auch hier Unterschiede in der Dauer und der Drosselung der Vorlauftemperatur.
Bei allen drei Phasen wird ein Aufheizprotokoll geführt, in dem alle relevanten Daten des Aufheiz-, Belegreif- und Abheizprozesses protokolliert werden.
Expertenwissen: Das Belegreifheizen ist gemäß VOB/C (DIN 18380) eine besondere Leistung. Sie muss vom Auftraggeber gesondert beauftragt und auch vergütet werden. Für das ausführende Fachunternehmen heißt das, darauf zu achten, den Zeitpunkt zu bestimmen und auch im Prüfprotokoll (Protokoll P7 in der Schnittstellenkoordination) zu dokumentieren, ab dem der Heizbetrieb vom Funktionsheizen in das Belegreifheizen übergeht.
Der Bauherr muss für die ordnungsgemäße Inbetriebnahme der Fußbodenheizung laut Aufheizprotokoll diverse Aspekte beachten. In der Praxis lässt er sich vom ausführenden Handwerker bestätigen, dass das Protokoll angewendet wurde.
Auch die Dichtheit der Heizkreise sollte vor und während der Estricheinbringung durch eine Wasserdruckprobe getestet und protokolliert werden. Bei Gussasphalt erfolgt die Druckprobe nach DIN 4725 Teil 4 mit Druckluft.
Die Mindestliegezeit des Estrichs nach dessen Herstellung bis zum Beginn der ersten Aufheizmaßnahme ist von Estrich zu Estrich verschieden. So beträgt sie bei u.a.:
Expertenwissen: Bei Trockenestrich-Systemen kann bereits nach einem Tag mit dem Funktionsheizen begonnen werden. Abweichungen von den genannten Fristen sind möglich – maßgeblich sind hier die Herstellerangaben.
Heizestriche sind i.d.R. mineralische Estriche, alternativ können Heizestriche auch mit einem Gussasphalt (AS) ausgeführt werden. Mineralische Estriche unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Zusammensetzung nach Zementestrich (CT) und Calciumsulfatestrich (CA). CA-Estriche werden auch als Anhydritestrich bezeichnet.
Zement-Estrich und Fließestrich unterscheiden sich dabei hinsichtlich Ihres Bindemittels und der Art des Einbaues. Bei Zementestrich ist ausschließlich Zement das Bindemittel, beim Fließestrich ist dies Calciumsulfat. Je nachdem, ob es sich um Zementestrich oder Fließestrich handelt, sieht das Aufheizprotokoll unterschiedliche Funktions-, Belegreif- und Abheizphasen vor. Zudem gibt es Unterschiede, ob es sich um eine Warmwasser- oder Elektro-Fußbodenheizung handelt.
Bei Inbetriebnahme einer Fußbodenheizung unter Gussasphalt sind im Gegensatz zu hydraulisch abbindenden Estrichen keinerlei Aufheizprotokolle einzuhalten. Gussasphalt gilt demnach allgemein als der ideale Estrich.
Laut Protokoll des Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik wird für Calciumsulfat- und Zement-Heizestriche folgendes Aufheizprotokoll empfohlen:
Protokollphase | Tage | Vorlauftemperatur |
---|---|---|
Funktionsheizen | 1. Tag | 20 °C |
Funktionsheizen | 2. Tag | 30 °C |
Funktionsheizen | 3. Tag | 40 °C |
Funktionsheizen | 4. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 5. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 6. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 7. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 8. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 9. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 10. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 11. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 12. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 13. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 14. Tag | 50 °C |
Belegereifheizen | 15. Tag | 50 °C |
Abheizen | 16. Tag | 40 °C |
Abheizen | 17. Tag | 30 °C |
Abheizen | 18. Tag | 20 °C |
* Quelle: "Merkblatt: Maßnahmen zur Verlegung von Parkett sowie elastischer und textiler Bodenbeläge auf Calciumsulfat- und Zement-Heizestrichen" vom Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (2006)
Haben Sie Flächenheizsystem der sogenannten Bauart A, also eins, das so aufgebaut ist, dass seine Heizrohre nicht auf sondern oberhalb der Abdeckung (Systemplatte) im Estrichquerschnitt liegen, sollten Sie dafür sorgen, dass die Restfeuchte unter den Heizrohren nach der Abheizphase (18. Tag) ausgetrocknet wird.
Das gelingt Ihnen, indem Sie nach einer Heizpause von fünf Tagen noch einmal auf- und abheizen - und zwar wie vom Aufheizprotokoll vorgeschrieben. Das heißt, Sie heizen nach Protokoll wie an den Tagen 1 bis 4auf und wie an den Tagen 16 bis 18 ab. Damit verlängern Sie die Gesamtdauer des Heizvorganges von 18 Tagen auf 30 Tage. Erst im Anschluss findet dann die Feuchtemessung des Heizestrichs statt.
Bei Elektro-Fußbodenheizungen und Calciumsulfat-Fließestrich (CAF) wird empfohlen, die Temperatur in den ersten drei Tagen 20 °C am Restwärmefühler nicht zu überschreiten. Danach ist die Temperatur täglich um 5 °C zu erhöhen bis zu einer Temperatur von maximal 45 °C am Restwärmefühler. Die maximal erreichte Temperatur ist bei 50 mm Estrichdicke 5 Tage zu halten, danach wird in Temperaturschritten von 10 °C die Fläche wieder abgeheizt.
Laut des Aufheizprotokolls von maxit wird folgendes Auf- und Abheizen empfohlen:
Protokollphase | Tage | Vorlauftemperatur |
---|---|---|
Funktionsheizen | 1. Tag | 20 °C |
Funktionsheizen | 2. Tag | 20 °C |
Funktionsheizen | 3. Tag | 20 °C |
Funktionsheizen | 4. Tag | 25 °C |
Funktionsheizen | 5. Tag | 30 °C |
Funktionsheizen | 6. Tag | 35 °C |
Funktionsheizen | 7. Tag | 40 °C |
Belegereifheizen | 8. Tag | 45 °C*** |
Belegereifheizen | 9. Tag | 45 °C |
Belegereifheizen | 10. Tag | 45 °C |
Belegereifheizen | 11. Tag | 45 °C |
Belegereifheizen | 12. Tag | 45 °C |
Abheizen | 13. Tag | 35 °C |
Abheizen | 14. Tag | 25 °C |
** Quelle: "Protokoll zum Funktions- und Belegreifheizen für Calciumsulfat-Fließestrich (CAF) auf Elektro-Fußbodenheizsystem" von maxit Baustoffwerke GmbH
*** bezogen auf 50 mm Schichtdicke. Für jeden weiteren cm Schichtdicke verlängert sich die Haltetemperatur um 1 Tag.
Bedacht werden sollte, dass der im Aufheizprotokoll aufgeführte Zeitplan einem Minimum an Heiztagen entspricht: Jeder weitere Heiztag bringt der Konstruktion extra Sicherheit. Für den Fall, dass der Zeitraum zwischen dem letzten Abheiztag des Estrichs (mehr als sieben Tage) und den Verlegearbeiten länger ausfällt, kann ein nochmaliges Auf- und Abheizen erforderlich sein, um die sich infolgedessen ergebene Feuchteanreicherung im Heizestrich wieder zu beseitigen.
Je nach Estrich-Hersteller können aber o.g. Angaben auch variieren. Beispielhaft finden Sie daher im Folgenden das Aufheizprotokoll des HASIT 420 Zement-Fließestrich Standard CT-C25/F4, der eine deutlich kürzere Funktions- und Belegreifheizphase aufweist.
Protokollphase | Tage | Vorlauftemperatur |
---|---|---|
Funktionsheizen | 1. Tag | 25 °C |
Funktionsheizen | 2. Tag | 25 °C |
Funktionsheizen | 3. Tag | 25°C |
Belegereifheizen | 4. Tag | max. 45 °C |
Belegereifheizen | 5. Tag | max. 45 °C |
Belegereifheizen | 6. Tag | max. 45 °C |
Belegereifheizen | 7. Tag | max. 45 °C |
Abheizen | 8. Tag | Abheizen bis 20 °C |
**** Quelle: "Aufheizprotokoll für HASIT 420 Zementestrich Standard CT-C25/F4" von HASIT Trockenmörtel GmbH
Ob der Estrich wirklich trocken ist, kann überprüft werden, indem man PE-Folie (Abmessung ca. 50 cm x 50 cm) auf die beheizte Estrichoberfläche auflegt und die Ränder mit Klebeband abklebt. Beim Heizen darf sich innerhalb von 24 Stunden unter der Folie kein Kondenswasser bilden – sonst weiterheizen.
Dann muss der Estrich vor dem Belegen mechanisch gereinigt (z. B. mit Industriestaubsauger absaugen) und grundiert werden.
Die Oberbeläge verlegt man bei
Für Fußbodenheizungen geeignete Belagskleber verwenden, bei starrem Belag (Fliesen, Naturstein) elastifizierte Kleber einsetzen.
Expertenwissen: Haben Sie die Bodenkonstruktion fertig, müssen Sie die eben beschriebenen Raumklimawerte sieben Tage lang sicherstellen, damit Klebstoffe & Co. vorschriftsgemäß abbinden und aushärten können. Parkett- und Holzfußböden sind dann fertiggestellt, wenn die letzte Maßnahme zur Oberflächenbehandlung erfolgte und die Oberfläche getrocknet ist.
Grundsätzlich gilt, auf ein Raumklima mit etwa 20 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent zu achten. Temperatur und Luftfeuchte nehmen großen Einfluss auf das Quell- und Schwindverhalten und damit auf das Liegeverhalten und die Fugenbildungvon z. B. Parkett-Fußböden. Aus gesundheitlichen Gründen (Risiko der Ödembildung) sollte die Fußboden-Oberflächentemperatur bei höchstens 25 Grad Celsius liegen.
Im Internet gibt es eine Vielzahl an Aufheizprotokollen, die man herunterladen (downloaden) kann. In aller Regel erfüllen diese Protokolle ihren Zweck. Wenngleich formal unterschiedlich, ist es bei Ihnen allen möglich, das schrittweise An- und Abheizen mit der entsprechenden Dauer und Temperatur einzutragen bzw. zu vermerken.
Es empfiehlt sich jedoch, ein vom Estrich-Hersteller autorisiertes Aufheizprotokoll zu verwenden, da dort die empfohlenen Auf- und Abheizphasen explizit genannt werden.
Das Aufheizprotokoll definiert Vorschriften zum kontrollierten Funktions-, Belegreif- und Abheizen eines Estrichs mit einer Fußbodenheizung. Es dient als Dokumentation der Arbeitsschritte, besitzt Urkundencharakter und ist dem Auftragnehmer spätestens vor der Oberbelagsverlegung zuzustellen.
Bei Fußbodenheizung ist ein Aufheizprotokoll zu führen, das dem Oberbelagsleger nach VOB DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten vorzulegen ist. Hinweise zur Koordination der bei der Planung und Ausführung Beteiligten findet man in "Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktion" des Bundesverband Flächenheizungen e.V. (BVF).
Verantwortlich für das Ausfüllen und Führen des Aufheizprotokolls ist der Heizungsbauer. Er nimmt die Heizung in Betrieb, ist für die Temperaturen verantwortlich und kann als einziger eine richtige Heizungssteuerung gewährleisten. Nicht umsonst muss der Bauherr und der Heizungsbauer dieses Protokoll unterschreiben.