Letzte Aktualisierung: 16.01.2024

Ratgeber: Was Sie über Dachbahnen aus Bitumen, Kunststoff und Kautschuk wissen müssen

Was ist eine Dachbahn? Wo kommen Dachbahnen zum Einsatz? Welche Arten von Dachbahnen gibt es und wie unterscheiden sie sich? Was ist beim Abdichten mit Dachbahnen zu beachten?

Eine Dachbahn, auch Dachdichtungsbahn, Dachabdichtungsbahn bzw. umgangssprachlich Dachfolie oder Dachpappe genannt, ist eine Abdichtung, die in Bahnen über die abzudichtende Fläche flacher und geneigte Dächer verlegt wird. Die einzelnen Dachbahnen aus Kunststoff, Bitumen oder Kautschuk werden dicht verbunden und schützen Dach und Gebäude vor allem vor Feuchtigkeit.

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Allgemeine Anforderungen an Dachabdichtungen mit Dachbahnen

Mit Dachbahnen dichtet man sowohl Flachdächer als auch Steildächer ab, so dass Feuchtigkeit von außen nicht in die Dachkonstruktion, Dachdämmung und das Gebäude darunter vordringen und Schaden verursachen kann. Man unterscheidet Dachbahnen nach ihrer werkstofflichen Beschaffenheit in 

  • Dachbahnen aus Bitumen
  • Dachbahnen aus Kunststoff
  • und Dachbahnen aus synthetischem Kautschuk.

Aus der Aufgabe, ein Dach beziehungsweise Bauwerk abzudichten, ergeben sich Anforderungen an Dachbahnen, die sich wiederum in erwünschten Eigenschaften angeben lassen: Als Haupteigenschaften von Dachbahnen wären zu nennen:

  • Festigkeit
  • Dehnfähigkeit
  • Einreiß- und Weiterreißfestigkeit
  • Nagelausreißfestigkeit
  • Perforationsbeständigkeit (oder -festigkeit)
  • Maßhaltigkeit
  • Dimensionsstabilität
  • Gradheit
  • Formstabilität und Planlage
  • Haftfestigkeit des Bahnengefüges
  • Dampfdiffusionswiderstand
  • Brandverhalten

Dachbahnen aus Bitumen (Bitumenbahnen)

Dachbahnen aus Bitumen (Bitumenbahnen) sind aus sogenannten Trägereinlagen gefertigt, die man beidseitig mit Bitumen beschichtet hat. Die Bitumenschichten nennt man auch Bitumendeckschichten.

Normen und Regelungen für Bitumen-Dachbahnen

Verschiedene europäische Normen, darunter die DIN EN 13707 und die DIN 13969, regeln die Eigenschaften von Bitumenbahnen zur Abdichtung von Dächern und Bauwerken. Auf die Anwendungen der Bitumendachbahnen bezogene Mindestanforderungen schreiben die jeweiligen Anwendungsnormen vor, zum Beispiel DIN V 20000-201 und DIN V 20000-202.

Aufbau und Beschaffenheit von Bitumendachbahnen

Die bereits erwähnten Trägereinlagen dienen den Bitumenschichten der Dachbahn als Armierung. Sie beeinflussen, wie sich die Dachbahn mechanisch verhält, wenn sie mit unterschiedlichen 

  • Verarbeitungstechniken verarbeitet,
  • auf verschiedenen Untergründe verlegt und
  • mit unterschiedlichen Temperaturen konfrontiert wird.

Die Trägereinlagen bestimmen darüber hinaus die bauphysikalischen Eigenschaften der Bitumendachbahn, also Kenngrößen wie den sd-Wert und das Brandverhalten von Bedachungen gegen Brandbeanspruchung von außen. Als Trägereinlagen kommen bei Bitumendachbahnen folgende Werkstoffe beziehungsweise Werkstoffkombinationen zum Einsatz: 

  • Glasvlies (V)
  • Glasgewebe (G)
  • Polyestervlies (PV)
  • Kombi-Trägereinlage mit überwiegendem Glasanteil (KTG)
  • Kombi-Trägereinlage mit überwiegendem Polyesteranteil (KTP)
  • Metall-Kunststoff-Verbund (VCu, VAl)

Die Bitumendeckschicht von Bitumen-Dachbahnen kann entweder aus Oxidationsbitumen oder Polymerbitumen bestehen. Sie nimmt Einfluss auf

  • die Wasserdichtheit,
  • das Witterungs- und Temperaturverhalten
  • sowie die Alterungsbeständigkeit der Dachbahnen.

Je nach Trägereinlage und Bitumendeckschicht besitzen Dachbahnen unterschiedliche Flexibilität, Verarbeitbarkeit und Langzeitverhalten.

Polymerbitumen vs. Oxidationsbitumen

Im Vergleich zu Oxidationsbitumen punktet Polymerbitumen mit einem sehr guten Langzeitverhalten und einer hohen Alterungsbeständigkeit, einer überdurchschnittlichen Wärmestandfestigkeit, einem verbesserten Kaltbiegeverhalten sowie einer erhöhten Kälteflexibilität. Kombiniert man Polymerbitumen mit Polyestervlies- und Kombi-Trägereinlagen zeigen Elastomerbitumendachbahnen wie Plastomerbitumenbahnen ausgezeichnete mechanische Eigenschaften, also Zugverhalten, Dehnfähigkeit und Perforationssicherheit.

Polymerbitumendachbahnen unterscheidet man in

  • Elastomerbitumenbahnen (PYE) und
  • Plastomerbitumenbahnen PYP.

Elastomerbitumen-Dachbahnen sind aus Destillationsbitumen, das mit Elastomeren wie SBS (Styrol-Butadien-Styrol) modifiziert ist. Solche Elastomerbitumendachbahnen sind recht unempfindlich gegenüber Temperaturänderungen, besitzen eine gute Wärmestandfestigkeit und eine sehr gute Kälteflexibilität, zeigen ein ausgeprägtes elastisches Verhalten und punkten mit einer langen Lebens- sowie Nutzungsdauer mit hoher Witterungs- und Alterungsbeständigkeit, einer guten Verklebbarkeit.

Plastomerbitumen-Dachbahnen sind aus Destillationsbitumen, das mit Plastomeren wie APP (ataktischem Polypropylen) modifiziert ist. Solche Plastomerbitumendachbahnen sind ebenfalls unempfindlich gegenüber Temperaturänderungen, bringen eine sehr gute Wärmestandfestigkeit und gute Kälteflexibilität mit und zeigen ein gutes plastisches Verhalten, das zugleich eine hohe Flächenstabilität der Dachbahn bewirkt. Die Lebens- und Nutzungsdauer ist mit hoher Witterungs- und Alterungsbeständigkeit lang.

Oberflächen von Bitumendachbahnen: die Möglichkeiten

Je nach Einsatzzweck und Anforderung sind bei der Herstellung von Bitumenbahnen folgende Oberflächenausstattungen möglich:

  • leichter Oberflächenschutz aus Mineralien: Schieferplättchen, Granulat
  • flächiger leichter Oberflächenschutz: Metallfolienkaschierung
  • haftverbessernde Schichten: Sand, Vlies, Folie
  • trennende Schichten: Sand, Folie, Vlies

Expertenwissen: Bei mineralisch bestreuten Bitumen- und Polymerbitumendachbahnen sind Farbabweichungen möglich. Sie werden zum einen von der Bestreuung selbst verursacht, die als Naturprodukt in Form und Farbe kaum einheitlich ist. Zum andern verfärben sich die Bitumendeckschichten bei Temperaturwechsel. Witterungseinflüsse bauen solche Verfärbungen jedoch ab und gleichen die Farbe der Bestreuung an. Verfärbungen der Dachbahnen bedeuten keine Beeinträchtigung ihrer technischen Eigenschaften.

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Dachbahnen aus Kunststoff und synthetischem Kautschuk

Dachbahnen aus Kunststoff kommen in der Regel als Unterdächer, ausnahmsweise auch als Dachdeckungsmaterial zur Anwendung. Man unterscheidet Kunststoffdachbahnen in thermoplastische und elastomere Dachbahnen.

Thermoplastische und elastomere Dachbahnen

Thermoplastische (auch plastomere genannt) Dachbahnen bestehen i.d.R. aus Polyvinylchlorid mit Weichmacher (PVC), Ethylen-Copolimerisat-Bitumen (ECB), Polyisobutylen (PIB), Polyolefin-Legierungen (TPO/FPO), Ethylen-Vinyl-Acetat-Copolymer (VAE/EVA) und Chloriertes Polyethylen (PEC)

Elastomere Dachbahnen bestehen i.d.R. aus synthetischem Kautschuk: Ethylen-Propylen-Terpolymer-Kautschuk (EPDM), Chlorsulfoniertes Polyethylen (CSM), Nitril-Kautschuk (NBR) und Butyl-Kautschuk (IIR)

Solche Kunststoffdachbahnen beziehungsweise Elastomerdachbahnen sind wasserdicht. Man verlegt sie einlagig. Als Trägereinlage kommen am häufigsten Glas- und Kunststoffvliese sowie Gittergelege zum Einsatz. Kunststoffdachbahnen ohne Trägereinlage, die man auch homogen nennt, benutzt man wegen ihrer hohen Dehnbarkeit vor allem für die Detailausbildung.

Normierte Dachbahnenstärke bei Kunststoff- und Kautschukdachbahnen

Auf die Lebensdauer der Dachbahn nehmen die Stärke (Dicke) und werkstoffliche Beschaffenheit erheblich Einfluss. Gemäß der Norm DIN 7864-1 „Elastomer-Bahnen für Abdichtungen; Anforderungen, Prüfung“ gibt man die Dicke der Dachbahn einschließlich des aufkaschierten Trennvlieses oder Klebeschichten als Nenndicke an. Maßgebliche Dickenangaben der Fachregeln beziehen sich nur auf die Dicke der Kunststoff- oder Kautschukschicht.

Für Dachbahnen aus Kunststoffen und Elastomeren beträgt nach dem Produktdatenblatt des Deutschen Dachdeckerhandwerks die Mindestdicke von 1,2 Millimeter, bei ECB- und PIB-Bahnen 1,5 Millimeter. Wird die Dachfläche genutzt, zum Beispiel als Terrassen, gilt grundsätzliche eine Mindestdicke von 1,5 Millimetern. Damit die Dachabdichtung wasserdicht wird, sind Art und korrekte Ausführung der Nahtverbindung zwischen den Dachbahnen wichtig. Dabei gilt, dass verklebte Nähte unter stehendem Wasser nicht auf Dauer sicher sind. Sie sollten deshalb nicht dort angewendet werden, wo kein Gefälle besteht.

Die derzeit gültigen Anwendungsnormen DIN V 20000-201 „Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken - Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung in Dachabdichtungen“ und DIN V 20000-202 „Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken - Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung in Bauwerksabdichtungen“ legen Mindestanforderungen für Kunststoffdachbahnen fest. In der Praxis stellt man allerdings meist höhere Anforderungen daran.

Für Kunststoffdachbahnen aus PVC, PE, EVA, PIB oder Thermopolyolefine gelten teilweise eigenständige Richtlinien, zum Beispiel die der europäischen Norm DIN EN 13956 „Abdichtungsbahnen - Kunststoff- und Elastomerbahnen für Dachabdichtungen - Definitionen und Eigenschaften“. Das heißt: Es gelten andere Prüfwerte als bei EPDM-Dachbahnen.

Verbindung von Kunststoff- und Kautschukdachbahnen

thermoplastische Dachbahnen verbindet man mit Verfahren wie: 

  • Quellschweißen
  • Heißluftschweißen
  • mit Dichtungs- oder Abdeckbändern
  • Heizkeilschweißen (industrielle Fertigung)

elastomeren Dachbahnen verbindet man mittels:

  • Kontaktkleber
  • Heißvulkanisieren
  • Dichtungs- oder Abdeckbänder
  • Schmelzklebebänder
  • Hochfrequenzschweißen (industrielle Fertigung)

Was bei der Verwendung von Dachbahnen zu beachten ist

Kombination von Bitumen- und Kunststoff-Dachbahnen ist nicht stabil

Zwischen Kunststoff-Flächen und Bitumen ergeben sich nicht beständige Adhäsionshaftungen. Das ist der Grund, warum Verbindungen zwischen Kunststoff- und / oder Kautschukdachbahnen und Bitumen-Dachbahnen weder dauerhaft noch fachgerecht gelingen. Die Ausnahme: Ethylen-Bitumen-Copolymer Bahnen (ECB-Bahnen) und ihre Schweißnähte gelten als wurzelfest. Dennoch halten auch diese Dachbahnen stark verdrängenden Wurzeln von Bambus, Schilf und einigen Gräser nicht stand.

Das Shattering-Phänomen

Bei schnellen und großen Temperaturwechseln von bis zu 40 Kelvin entstehen häufig Schäden an mechanisch befestigten Dachbahnen, die sich als „explodierende“ Risse über längere Strecken und mit vielen Verästelungen über die Dachfläche zeigen. Der Grund für das sogenannte Shattering-Phänomen (to shatter = zerspringen, zersplittern) sind langanhaltende Fröste, die die Dachbahnen unter hohe Spannung stellen. Werden diese dann mechanisch belastet, folgt aus der lokalen Spannungskonzentration das beschriebene Rissverhalten.

Alternative zu Dachbahnen: flüssige Kunststoff-Dachabdichtungen

Im Sanierungsfall setzt man inzwischen aus Kostengründen häufig gespritzte Flüssigkunststoffe ein. Sie bringen die Vorteile mit, dass sie 

  • nahtlos /fugenlos auf die abzudichtende Dachfläche gebracht werden können,
  • dabei hochelastisch sind
  • und sich auf allen Untergründen auftragen lassen.

Flüssigkunststoffe werden mit einer Zweikomponenten-Heißspritz- und -Dosieranlage, mit Reaktionszeiten von 2 bis 15 Sekunden je nach Material, aufgebracht.

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