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Letzte Aktualisierung: 29.07.2024
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Schimmelpilze sind Teil unserer natürlichen Umwelt. Ihre Sporen sind quasi immer in der Luft unterwegs. Meist haften sie an Staubteilchen. Die Mikroorganismen können jedoch, wenn sie unsere vier Wände befallen, arge Probleme machen, die nicht nur rein hygienischer Natur sind. An die 17 Prozent aller Wohnungen hierzulande hätten laut Institut für Bauforschung e.V. mit Schimmel zu tun. Das ist mehr als jede sechste Wohnung.
Schimmel ist nachweislich eine Gefahr für unsere Gesundheit und die Bausubstanz an sich. Angefangen vom typischen Schimmelgeruch (muffig, erdig) bis hin zu tödlicher Vergiftung reichen die Folgen, die eine Begegnung mit Schimmel für uns Menschen bedeuten kann.
Hat sich so eine Schimmelpilz-Spore einmal auf einem Substrat niedergelassen, bildet sich daraus ein Myzel, eine Art Fadengebilde, das aus unzähligen Fäden (Hyphen) besteht, die zum einen verzweigt sind und die zum anderen an den Spitzen wachsen. So breitet sich der Schimmelpilz allseitig kreisförmig aus. Er kann verschiedene Farben haben, zum Beispiel weiß, grau, grün. Ernähren tut er sich von organischen Molekülen, darunter Kohlenhydrate, Fette und Proteine.
Als Substrate nutzt der Schimmel Nährstoffe wie sie in Lebensmitteln, im Erdboden, in Holz, in Wandfarben, in Tapeten, in Stoff oder in Leder stecken. Es gibt zig Schimmelpilzarten (von geschätzten 1,5 Millionen Arten sind etwa 130.000 näher bestimmt), nahezu allen gemein ist, dass sie neben den Nährstoffen vor allem Feuchtigkeit zum Wachsen brauchen, Temperatur und pH-Wert sind dagegen weniger von Bedeutung für einen Schimmelpilzbefall. Allerdings ändert sich die Feuchtigkeit in Abhängigkeit von der Temperatur, so dass man sie nicht außer Betracht lassen darf, wenn ein Schimmelbefall wirksam saniert werden soll.
Sowohl die feuchte Luft in einem Raum als auch die Feuchtigkeit in der Bausubstanz selbst begünstigen die Entwicklung von Schimmel. Der Wassereintrag in die Bausubstanz geschieht im Wesentlichen auf zweierlei Wegen:
Die Durchfeuchtung von Baustoffen wird von innen und / oder außen verursacht. In der Regel stecken dahinter bauliche Mängel:
Sowohl von innen als auch außen ist zudem eine nachrangige Bauteildurchfeuchtungmöglich, wenn eine Reduzierung der Wärmedämmung und die Erhöhung der Raumluftfeuchte und infolgedessen ein Tauwasserausfall raumseitig oder innerhalb des Bauteils erfolgt sind.
Bei Unterschreitung des Taupunktes kondensiert Luftfeuchtigkeit, so dass sich Tauwasser (auch Kondenswasser genannt) bildet und an den kältesten Stellen der Bausubstanz absetzt. Dort bildet das Wasser idealen Nährboden für Schimmelpilze: Häufig befallen sind Fensterrahmen und Ecken von Räumen.
Das heißt, die Ursache für Tau-/Kondenswasser sind eine (zu) hohe relative Raumfeuchte und /oder zu kalte Raumluft- beziehungsweise Oberflächentemperaturen. Beides wird zum einen vom Heiz- und Lüftungsverhalten der Bewohner und zum anderen von der Beschaffenheit der Bausubstanz (Baustoffe) beeinflusst.
Expertentipp: Bei einem Schimmelbefall ist schnelles Handeln gefragt. Allerdings sollte die Schimmelsanierung fachmännisch geplant und ausgeführt werden. Das erfordert eine genaue Untersuchung der Ursache für Schimmel und eine sich daraus ergebende Ursachenbekämpfung.
Sichtbarer Schimmelbefall lässt sich grob nach den Kriterien bewerten, die die folgende Tabelle enthält:
Kategorie | Merkmal | Beurteilung |
---|---|---|
0 | Spuren von oberflächlichem Schimmelbewuchs mit folgender Ausdehnung: bis 100 cm2, an einer Stelle, nur in einem Raum; Stockflecken (Verfärbungen), eine Vorgeschichte von Wasserschäden oder weitere Anzeichen/Hinweise, die auf ein Problem hindeuten könnten, sind nicht vorhanden. | Normalzustand oder geringfügiger Schaden: Gesundheitlich und bauphysikalisch unproblematisch |
1 | Oberflächlicher Schimmelbewuchs oder Stockflecken an einer Stelle, nur in einem Raum mit folgender Ausdehnung (bis 0,5 m2 bei vereinzeltem Bewuchs, bis 100 cm2 bei dichtem Bewuchs). Eine Vorgeschichte von Wasserschäden oder weitere Anzeichen/Hinweise, die auf ein Problem hindeuten könnten, sind nicht vorhanden. | Geringer bis mittlerer Schaden: Die Situation ist im Sinne der Gesundheitsvorsorge kritisch zu betrachten und zu verbessern. Bauphysikalisch ist die Situation wenig problematisch, der Zustand kann sich aber verschlechtern (manchmal innerhalb kurzer Zeit). |
2 | Vereinzelter Schimmelbefall oder Stockflecken auf einer Fläche von über 0,5 m2 oder dichter flächiger Schimmelbewuchs auf einer Fläche von über 100 cm2 oder Schimmelbewuchs in tieferen Schichten oder Schimmelbewuchs oder Stockflecken an mehreren Stellen im selben Raum oder in verschiedenen Räumen, bis total 10 m2 oder deutlicher Schimmelgeruch ohne sichtbaren Schimmelbewuchs. | Großer Schaden: Die Situation ist im Sinne der Gesundheitsvorsorge inakzeptabel und es besteht rascher Handlungsbedarf. Bauphysikalisch ist die Situation häufig problematisch, der Zustand kann sich weiter verschlechtern. |
3 | Vereinzelter Schimmelbefall oder Stockflecken auf einer Fläche von über 10 m2 oder dichter flächiger Schimmelbewuchs auf einer Fläche von über 2 m2 | Extremer Schaden: Solange die Schimmelpilzart nicht bekannt ist, muss von einer akuten Gesundheitsgefährdung ausgegangen werden! Ohne Sofortmaßnahmen sollte der Raum nicht mehr ungeschützt betreten werden. |
Bevor der Schimmel saniert werden kann, sollte der Umfang des Befalls, die Art des Schimmels und auch der Ort des Befalls genau festgestellt werden. Hierzu gibt es verschiedene Methoden der Luftbeprobung als auch der Untersuchung von Schimmelpilzen auf oder in Materialien. U.a. werden Methoden wie die
angewendet und von einem Labor ausgewertet.
Je nach Einschätzung des Schimmelgutachters können zur Feststellung des Befalls auch invasive Maßnahmen nötig werden, indem z.B. Löcher an Wänden und Fußböden gebohrt werden. Um diesen Aufwand der für die Probenentnahme notwendigen Zerstörung zu minimieren, lohnt sich der Einsatz von Schimmelspürhunde, die gerade versteckte Schimmelschäden schnell aufspüren können.
Die schlechte Nachricht zuerst: Auch abgetötete Partikel von Schimmelpilzen und Sporen besitzen noch gesundheitsschädigendes (allergenes) Potential. Daher bedeutet Schimmelsanierung nicht nur das Abtöten des Schimmelpilzes, sondern auch dessen sorgfältige Entfernung.
Man unterscheidet Schimmelsanierungs-Maßnahmen in:
Chemikalien helfen meist nur kurzfristig und oberflächlich - und werden in der Regel nur von Fachleuten als Schimmelsanierung angewendet. Wirkungsvoll, also schimmelpilztötend oder schimmelpilzhemmend, sind Chemikalien wie die Oxidationsmittel
Die genannten Mittel zerstören Schimmelsporen und entfärben den Schimmelbelag. Mitunter muss der Schimmel dann nicht mehr samt Substrat entfernt werden. Anders ist es mit 70-prozentigem Alkohol, er wird vor allem zum Lösen und Abwischen des Schimmels von glatten Flächen benutzt.
Das Umweltbundesamt rät hingegen, dass für eine fachgerechte Sanierung bei Schimmelpilzbefall der Einsatz von Desinfektionsmitteln unnötig ist, da sie Schimmelpilze und Bakterien nicht dauerhaft entfernen und sogar ein Gesundheitsrisiko darstellen können.
Ultraviolettes Licht zerstört Schimmelsporen, allerdings nicht das Myzel an sich. Daher ist eine Schimmelentfernung nur mit einer UV-Bestrahlung schwer möglich, zur späteren Desinfektion nach einer Schimmelsanierung kann UV-Licht jedoch eine weitere Sanierungsmaßnahme darstellen.
Als Alternative wurde in neueren Studien der Einsatz von blauem Licht getestet, das den Lebensrhythmus von vielen Schimmelpilzen so nachhaltig stört, dass kein Pilzgift gebildet wird und im besten Fall sogar das Wachstum unterbleibt.
Kleinere Flächen mit einer Materialtiefe von bis zu zwei Zentimetern kann man auch mit einem heißen Föhn behandeln. Ein Großteil der Schimmelsporen stirbt bei Temperaturen über 50 Grad Celsius ab.
Eine Ozonbehandlung greift die Zellwände der Sporen an und sprengt sie regelrecht auf. Bei aktivem bzw. vitalem Schimmel diffundiert das Ozon durch die Zellwände in das Zytoplasma und zerstört die Zellen. Bei einer Schimmelsanierung muss Ozon dazu durch eine permanente Luftbewegung durch Ventilation mit den Sporen in Kontakt kommen. Ohne diese Luftbewegung wird Ozon weniger Wirkung entfalten.
Sogenannte Mikrowellengeneratoren sorgen für hohe Temperaturen auch in tieferen Bausubstanzen. Was die Behandlung von holzzerstörenden Pilzen, insbesondere des Echten Hausschwamms (Serpula lacrymans) angeht, so erscheint die thermische Abtötung durch Erwärmung mit Mikrowellenstrahlung als nachgewiesen. Zur Desinfektion mikrobiell kontaminierter Flächen bei einer Schimmelsanierung ist das Verfahren laut Untersuchungen der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen jedoch nicht geeignet. Kommt es zu einem wiederholten Feuchtigkeitseinbruch ist ein erneutes Wachstum des Schimmelbefalls zu erwarten.
Ein weit verbreitete Methode der Schimmelsanierung ist die fachmännische Trocknung des verschimmelten Bauteils. Diese Methode wird u.a. häufig bei Böden angewendet, die von einem Wasserschaden betroffen wurden. Während ein einfacher Verbundestrichboden nach einem Wassereinbruch wieder gut trocknet, bleibt das Wasser beim wärmegedämmten z. B. Kellerfußboden in der Regel zwischen Bodenplatte und Wärme- beziehungsweise Trittschalldämmung stehen. Neben einem Austausch des des Estrichs und der Fußbodendämmung wird zur Schimmelsanierung häufig eine Trocknung angewendet.
Dazu wird der Estrich an verschiedenen Stellen aufgebohrt und heiße Luft eingeführt. Über die Anschlussfugen ringsum wird dann die feuchte Luft aus dem Boden geblasen und anschließend der Luft die Feuchtigkeit mit Kondensattrocknern entzogen. Zur effektiven Trocknung sollten dazu die Räume geschlossen werden, sonst ist das Luftvolumen, das entfeuchtet werden muss, unnötig groß. Anschließend kann dann der Einbau eines diffusionsoffenen Estrichfugensystems ratsam sein, um gasförmige und partikelartige Schimmelpilzbestandteile aus dem Unterboden zurückzuhalten.
Nach einer erfolgreichen Schimmelentfernung gibt es Maßnahmen, die der neuerlichen Bildung von Schimmel entgegenwirken sollen. Dazu zählen:
Die Kosten der Schimmelsanierung sind nicht pauschal zu beziffern, da sie vom Ausmaß des jeweiligen Schimmelbefalls und dessen Ursachen abhängen. Deshalb sollen hier Kostenbeispiele genannt werden.
Schimmelsanierung einer weißen Wanne eines teilunterkellerten Reihenhauses, bei dem durch die nicht fachgerechte untere und seitliche Fußpunktabdichtung der Kelleraußentür der Anschluss derselben an die Abdichtungsebene der Wanne misslang und so eine Leckage bildete. Für den Rückbau des Fliesenbelags, Estrichs und der Estrichdämmung sowie der Außentür, das Entfernen der Putzschicht im Sockelbereich, die Entfernung des Schimmelbefalls, den fachgerechten Einbau der Tür, die fachgerechte Trocknung und die Wiederherstellung fielen inklusive Kosten für Gutachter, Anwalt und mehr 45.000 Euro an.
Schimmelsanierung infolge eines Rückstaus von Regenwasser im Bereich Terrassentür zum Balkon einer Dachgeschosswohnung eines Mehrfamilienhauses, dessen Ursache die unsachgemäße Mörtelentsorgung war, während das Haus energetisch saniert wurde: über den Regenwassereinlauf. Die Reinigung des Entwässerungssystems, die fachgerechte Entsorgung des Schimmelbefalls, die Bauteiltrocknung und Erneuerung der Oberflächen, die teilweise Aufnahme des Balkonbelags und der fachgerechte Anschluss an die Abdichtung verursachten Schimmelsanierungskosten in Höhe von 16.000 Euro inklusive Gutachterkosten und sonstige Nebenkosten.
Schimmelsanierung der Raumseite einer obersten Geschossdeckenach einer Dämmungsmaßnahme derselben nach EnEV 2014. Im Bereich der Traufe fehlte die Wärmedämmung teilweise und verstärkte so eine dort eh schon vorhandene Wärmebrücke, so dass Temperaturdifferenzen zu Tauwasserausfall führten. Die fachgerechte Entfernung des Schimmels und die nachträgliche Dämmung kosteten inklusive Gutachten und Nebenkosten 7.000 Euro.
Schimmelsanierung ist keine Sache für den Heimwerker, ebenso wenig wie das Trocknen der nassen Räume. In beiden Fällen sollten sich Hausbesitzer an Sanierunsbetriebe wenden, die das Ausmaß des Schimmelbefalls beurteilen und die richtigen Maßnahmen planen und auch umsetzen können.
Wer sich unsicher ist, welche Sanierungsmethode die richtige ist oder bereits verschiedene Methoden ohne Erfolg ausprobiert hat, der findet bei verschiedenen Organisationen und Vereinen Hilfe:
Die Mitglieder des Bundesverbandes Schimmelpilzsanierung e.V. beschäftigen sich professionell mit der Prävention, Begutachtung und Beseitigung von Schimmelpilzschäden in und an Gebäuden und informieren Verbraucher, Behörden und Fachbetriebe über die Gesundheitsrisiken mikrobieller Belastungen und über die optimale Behandlung von Befallsvorkommen.
Der Verband Privater Bauherren e.V. ist ein Netzwerk aus firmenneutralen und unabhängigen Baufachleuten, die Bauherren auf dem Weg in die eigenen vier Wände beraten. Neben der baubegleitenden Beratung bei Neubauten berät der VPB auch in Fragen des Kaufs und der Sanierung von Altbauten, so auch im Falle von Schimmelsanierungen.