Letzte Aktualisierung: 29.12.2016
Tür auf. Tür zu. Das war einmal. Moderne Türen sind komplexe Gebilde, die je nach Aufbau und Beschaffenheit den verschiedensten Ansprüchen genügen sollen. Längst geht es nicht mehr nur um Öffnen und Schließen. Türen sind inzwischen funktionaler Teil einer energie- und wetterdichten Gebäudehülle. Sie erfüllen neben Aufgaben wie Sichtschutz auch solche wie Wärmedämmung, Brandschutz und Einbruchschutz. Maßgebliche Bestandteile einer Tür sind der Türrahmen (auch Zarge genannt), der in der Maueröffnung fixiert ist, das bewegliche Türblatt und die zugehörigen Beschläge. Wir machen Sie in diesem Artikel mit den wichtigsten Bauformen von Türblättern bekannt. Sie lernen das Türblatt mit seinen unterschiedlichsten Eigenschaften kennen, die aus differierender Bauweise und verschiedenartigen Werkstoffen resultieren.
Das Türblatt ist der bewegliche Teil einer Tür, den man analog zum Fensterflügel auch Türflügel nennt. Umgangssprachlich wird das Türblatt auch als Tür bezeichnet, gleichwohl eine Tür bautechnisch betrachtet aus den drei Bestandteilen
Zu den Beschlägen zählen alle Bauteile, mit denen eine Tür beschlagen ist und die für ihre Funktionalität sorgen, darunter Türbänder- und Türscharniere, die das Türblatt mit der Zarge verbinden und so das Öffnen und Schließen ermöglichen. Je nachdem, wie die Tür konstruiert ist und in welche Richtung (links oder rechts) sie schwenken soll, positioniert man Bänder und Scharniere entsprechend am Türblatt.
Auch alle Bauteile zum Verschließen, Verriegeln und händischen Öffnen einer Tür, also Türriegel, Türfalle mit Türgriff (auch Türdrücker genannt) und Schloss zählen zu den Beschlägen eines Türblatts.
Expertenwissen: Es ist übrigens immer von einem Türblatt die Rede, ganz gleich, ob es sich um eine Dreh-Schwenktür (das meistverbaute Modell hierzulande), eine Schiebetür oder eine andere Türart handelt.
Gebräuchliche Werkstoffe für moderne Türblätter sind:
Die genannten Materialien kommen als Oberflächen oder auch als Füllung der Tür zum Einsatz.
Die Türblatt-Oberflächen werden heutzutage aus verschiedenen Materialien hergestellt, je nach gewünschter Optik, Beanspruchung und Preis-Budget. Zu den beliebtesten Oberflächen zählen folgende:
Furnier: Hier bestechen die Oberflächen durch die individuellen Echtholz-Maserungen und -Strukturen. Zudem altert das Furnier erhält einen noch ausdrucksvolleren Charakter.
CPL: Die Laminatbeschichtung CPL (Continuous Pressed Laminat) ist kratz-, abrieb-, stoßfest, lösungsmittelbeständig und besonders pflegeleicht. Die naturidentische Holz-Optik ist von Echtholz kaum zu unterscheiden.
Dekor: Dekor-Türblätter sind ebenfalls sehr robust und können Echtholz-Oberflächen nahezu identisch replizieren. Sie werden daher als Alternative zum Echtholz-Türblatt eingesetzt.
Massivholz: Ein Massivholz-Türblatt steht für natürliches Wohnen. Jedes Türblatt ist ein Unikat und dunkelt im Laufe der Jahre nach. Bei entsprechender Pflege halten Massivholz-Türblätter mehrere Jahrzehnte.
Weißlack: Mit Weißlack beschichtete Türblatt-Oberflächen wirken zeitlos und passen zu einer Vielzahl an Einrichtungsstilen. Der Aufbau aus mehrschichtigem Qualitätslack und ein glattes Finish machen die Oberfläche besonders pflegeleicht und strapazierfähig.
Je nachdem, wie und woraus das Türblatt konstruiert ist und wie es am Ende aussehen soll, kann man dessen Kanten unterschiedlich gestalten. Folgende Kantenausbildung unterscheidet man bei Türblättern:
Entsprechend den technischen Anforderungen an das Türblatt, darunter häufig
und seltener
werden Türblätter klassifiziert. Gängige Klassifizierungen von Türblättern sind:
Eine Röhrenspan-Tür hat ein Türblatt, dessen Kern aus einer Spanplatte besteht, in die Röhren gefräst sind. Sie bilden damit quasi Luftkammern, die der Wärmedämmung dienen. Ein solches Türblatt ist optimal als Innentür im hochwertigen Wohnungsbau geeignet. Solche Türblätter findet man aber auch im Objekttüren-Bereich, wo in Sachen Schallschutz keine speziellen Anforderungen an das Türblatt gestellt werden. Konstruiert ist ein solches Türblatt mit einer Dicke von mindestens 41 Millimetern aus fünf Teilen:
Nimmt man statt der Spanplatte eine Hartfaserplatte und stabilisiert das ganze Türblatt mit OSB-Stabilisatoren (bei Beanspruchungsgruppe "S") wird es sehr strapazierfähig.
Das Türblatt aus Vollspan ist eine Lösung für Wohnungseingangstüren sowie für Türen in Schulen, Horten und Kindertagesstätten, Hotelzimmern, Krankenhäusern und anderswo. Ein solches Vollspantürblatt kann man mit Lichtausschnitt oder Füllung bekommen. Auch das Vollspantürblatt besteht aus fünf Teilen:
Dank seiner Vollspanplatte als Mittellage hat das Türblatt einen Schallschutz-Prüfwert (RwP) von 32 dB und entspricht somit der Schallschutzklasse I nach VDI. Die Türblattdicke beträgt 41 oder 50 Millimeter.
Die Mittellage aus Vollspan kann aus einer Platte bestehen oder aus mehreren geschichteten. Dann sähe der Querschnitt durch das Türblatt mit drei Schichten Vollspan so aus:
Mit vier Schichten Vollspan ergäbe sich dieser Querschnitt:
Dieses Türblatt bietet neben einem hohen Schallschutz auch einen sehr guten Schutz vor Einbrüchen. Daher wir es gerne in Wohnungseingangstüren sowie im Objektbau (Kindergärten, Krankenhäuser, Praxen) verwendet. Im Querschnitt sieht das Türblatt so aus:
Dieses Türblatt mit einer Füllung aus Polystyrol (besser bekannt unter der BASF-Handelsmarke Styropor) ist speziell für den Einsatz in Nassbereichen gemacht, wo es häufig Feuchtigkeit und Spritzwasser ausgesetzt ist, zum Beispiel als Tür für Nasszellen in Krankenhäusern, Großküchen, Badeanstalten oder für extreme Beanspruchungen als WC-Tür auf Autobahnraststätten. Im Querschnitt sieht das Türblatt so aus:
Das Türblatt mit einer Füllung aus Vollspan in zwei Lagen und jeweils doppelter Hartfaserplatte als Deckplatte kann im Röntgenbereich von Arztpraxen oder Krankenhäusern gemäß den Anforderungen der DIN 6834 genutzt werden. Das Vollspantürblatt lässt sich wahlweise mit Lichtausschnitten für Strahlenschutz anfertigen. Der 5-lagige Aufbau des Türblattes sieht im Querschnitt so aus:
Dieses Türblatt kommt mit sogenannter Beschusshemmung daher – und wird als Objekttür dort eingesetzt, wo die Anforderungen der europäischen Normen DIN EN 1522 und DIN EN 1523 erfüllt werden müssen. Als Mittellage fungiert hier eine 35 Millimeter starke Panzerholzplatte. Im Querschnitt sieht man den 5-teiligen Aufbau:
Das Türblatt ist plan und fugenlos doppeltverglast. Es hat keine Glasleisten. Das Türblatt ist hochschalldämmend, dafür sorgt die Vollspanplatte als Mittellage. Die Verglasung erfolgt mit VSG-Glas und kann mit verschiedenen Oberflächenveredlungen, darunter satiniertes oder mit Siebdruck bearbeitetes Glas, ausgeführt werden. Der Querschnitt des Türblatts sieht so aus:
Fügt man dem flächenbündigen Doppelglas-Türblatt eine Einlage in Form einer Brandschutzmittellage hinzu, hat man eine hochschalldämmende Brandschutztür:
Abgestimmt mit der Norm DIN 18100 „Türen; Wandöffnungen für Türen“ legt die Norm DIN 18101 „Türen für den Wohnungsbau - Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz - Gegenseitige Abhängigkeit der Maße“ bestimmte Maße für einflügelige und zweiflügelige Türen fest.
Diese dienen dem Großteil der Türen-Hersteller als sogenannte Vorzugsmaße: Das heißt, die Maße kommen als standardisierte Größen für industriell ebenso wie handwerklich gefertigte Türen zur Anwendung. Demnach gefertigte Türblätter lassen sich also auch einmal austauschen und trotzdem sollten Zargen, Türblätter und Türbänder noch zueinander passen.
Bei der Maß-Vorgabe definiert die DIN außerdem maßliche Bezugskanten. Des Weiteren unterscheidet die Norm Türblätter in gefälzte und in ungefälzte Varianten. Demnach gelten die folgenden Außenabmessungen (angegeben in Breite mal Höhe):