Letzte Aktualisierung: 19.10.2018
Seit den 1960er-Jahren ist expandiertes Polystyrol (EPS), landläufig bekannter unter der Bezeichnung Styropor, als WDVS-Dämmstoff auf deutsche Fassaden geklebt worden. Neuerdings werden vermehrt Dämmplatten aus Mineralwolle eingesetzt. Welche Vorzüge Mineral- und Steinwolleplatten gegenüber EPS-Hartschaumplatten als Dämmstoff im Wärmedämmverbundsystem (WDVS) bieten und wann Mineralwolle in der Praxis als WDVS eingesetzt wird, erklären wir hier.
Als Alternative zum Einsatz von EPS als WDVS kommen Mineralschaum-Platten, Dämmstoffplatten aus Holzfasern und WDVS-Platten aus Mineralwolle, also Stein- und Glaswolle, infrage. Obwohl Mineralwolle nicht ganz so gute Wärmedämmwerte (wie z. B. U-Wert) wie EPS aufweist, dafür aber mit vielen anderen Vorteilen punkten kann, ist Mineralwolle heute neben EPS-Hartschaumplatten einer der beliebtesten Dämmstoffe für WDVS. Folgende Vorteile sprechen u. a. für ein Mineralwolle-WDVS:
Der wohl wichtigste Grund, WDVS-Mineralwolle anstelle von EPS einzusetzen, ist die Brandsicherheit, denn Mineralwolle ist nicht brennbar. Mineralwolle wird daher mit der Klassifizierung A1 in die höchste Brandschutzklasse nach der europäischen Norm DIN EN 13501-1 eingestuft. Der Schmelzpunkt von Mineralwolle liegt bei mehr als 1000 Grad Celsius. WDVS-Mineralwolle hemmt so die Ausbreitung eines Feuers und erschwert beziehungsweise verhindert, dass ein Feuer auf andere Gebäudeteile oder Gebäude übergreift.
Daher wird Mineralwolle auch in Verbindung mit EPS-Dämmplatten bei Gebäuden mit mehr als drei Geschossen häufig als sogenannter Brandriegel eingesetzt. Dazu legt man alle zwei Geschosse einen Gürtel aus Mineralwolle um das gesamte Gebäude, der in das WDVS integriert wird. Der Brandriegel aus nichtbrennbarer Mineralwolle verhindert dabei wirksam ein Ausbreiten eines Feuers auf andere Geschosse innerhalb der Dämmstoffebene.
Während Styropor als diffusionsdicht gilt und die Entstehung von gesundheitsschädigendem Schimmel im Innenraum oder Algenbildung auf der äußeren Putzfläche fördern kann, gewährleisten WDVS mit Mineralwolle sowie die zugehörigen Komponenten wie Kleber, Armierungsmörtel und Putz auf mineralischer Basis eine hohe Diffusionsoffenheit des gesamten Wärmedämmverbundsystems. Dank der diffusionsoffenen Struktur der Mineralwolle, kann Feuchtigkeit von innen nach außen transportiert werden, so dass das Risiko, dass sich Restfeuchte in den Wänden ansammelt und staut, deutlich niedriger ist. Das wiederum schließt aus, dass sich auf der Oberfläche des WDVS Pilze oder Algen festsetzen.
Da sich mit der WDVS-Dämmung aus Stein- und Mineralwolle an den Außenwänden zugleich die Temperatur an deren Innenseiten erhöht, trägt die Steinwolle zudem zum gesunden und angenehmen Innenraumklima bei, das wiederum Grundlage für Wohnbehaglichkeit ist. Im Winter sorgt WDVS-Mineralwolle dafür, dass die Oberflächen im Innenraum nicht zu stark abkühlen, was zu unangenehmen Zugerscheinungen führen kann. Im Sommer können Steinwolle-WDVS Wärme aufnehmen und so verhindern, dass sich Wohnräume unangenehm aufheizen.
Für die Herstellung von EPS aus dem fossilem Rohstoff Erdöl, der nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, ist viel Energie nötig, die davon verursachten Emissionen klimaschädlicher Stoffe sind entsprechend hoch. Und selbst wenn EPS als normal bis schwer entflammbar gilt, so kommt es im Falle eines Brandes zu starker Rauchentwicklung, wobei giftige Gase freigesetzt werden können. Zudem können Dämmplatten aus Polystyrolgiftige Brandschutzmittel enthalten, die eine Entsorgung erschweren bzw. verteuern.
Mineralwolle ist hingegen ein anorganischer Dämmstoff. Die Herstellung künstlicher Mineralfasern erfordert einen geringeren Rohstoff- als auch Energiebedarf, obwohl bei der Herstellung selbst auch CO2-Emissionen anfallen. Zudem lässt sich Verschnitt an Mineralwolle, der an Baustellen anfällt, zu 100 Prozent recyceln und auch später lässt sich mineralisches WDVS leichter entsorgen. Aufgrund der vergleichsweise guten Ökobilanz wird der Einsatz von WDVS-Mineralwolle auch als nachhaltig bezeichnet.
Während EPS gegenüber Basen und Säuren recht beständig ist, setzt ihm zudem UV-Licht schnell zu, denn die Oberfläche von EPS vergilbt unter Einwirkung von Sonnenlicht. Ist Styropor lange der Sonne ausgesetzt, wird das Material spröde. Überdies können EPS-Platten schrumpfen, was unerwünschte Fugen und Risse im WDVS entstehen lässt, auch wenn sie zuvor stoßdicht verlegt wurden.
WDVS mit Mineralwolle als Putzträgerplatten oder -lamellen sind hingegen sehr widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen und Belastungen. Dies verlängert die Lebensdauer und verursacht geringere Kosten für die Instandhaltung des Wärmedämmverbundsystems als EPS-WDVS. Zudem weist Steinwolle als WDVS bessere Werte in Sachen Schalldämmung aufgrund der offenporigen Struktur der Mineralwoll-Dämmmaterialien auf.
Dämmstoff-Eigenschaften | Kennwerte WDVS-Mineralwolle |
---|---|
Brandverhalten nach DIN EN 13501-1 | A1 |
Anwendungsgebiet nach DIN 4108-10 | WAP-zh und WAP-zg |
Zugfestigkeit senkrecht zur Plattenebene nach DIN EN 1607 | 5 kPa bis 80 kPa |
Verhalten der Druckspannung bei 10% Stauchung nach DIN EN 826 | 10 kPa bis 40 kPa |
Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit λ | 0,035 W/mK bis 0,041 W/mK |
Neuentwickelte Mineralschaumplatten, bestehend aus einer Kalzium-Silikat-Mischung, sind diffusionsoffen und haben einen U-Wert von etwa 0,040 Watt pro Quadratmeter und Kelvin. Die Wärmeleitfähigkeit von Dämmplatten aus Polystyrol ist mit rund 0,035 Watt pro Quadratmeter und Kelvin ein bisschen besser als der von WDVS-Mineralwolle.
Da sich EPS-Hartschaum günstig produzieren - Quadratmeterpreise liegen je nach Dicke der EPS-Platten zwischen fünf und zwanzig Euro - lässt, sind EPS-WDVS gerade bei einem materialintensiven Einsatz bei WDVS auf großen Flächen auch preislich im Vorteil. Zudem lassen sich EPS-Platten etwas leichter verarbeiten, sodass auch die Kosten für das Anbringen des Wärmedämmverbundsystems geringer ausfallen.
Trotz dieser Vorteile von Polystyrol sollte bei der Auswahl beachtet werden, dass insbesondere die Entsorgung der Polystyrol-Dämmplatten trotz neuer Techniken immer noch problematisch ist. Eine Entsorgung kann daher teuer werden. Letztlich sollte daher der Kostenvorteil immer auch mit dem ökologischen Nutzen abgeglichen werden. Der Einsatz von WDVS-Mineralwolle ist hier im Vorteil.