Letzte Aktualisierung: 10.10.2024

Bauphysik von Dämmstoffen: Einfluss der Rohdichte auf die Dämmwirkung

  • Jeder Bau- und Dämmstoff besitzt seine eigenen Fähigkeiten Wärme zu leiten, zu speichern und wieder abzugeben. Diese Fähigkeiten werden maßgeblich von der Rohdichte beeinflusst. Die Rohdichte beschreibt die Masse eines Materials pro Volumen, einschließlich seiner Poren und wird in Kilogramm pro Kubikmeter (kg/m3) angegeben.
  • Für Dämmstoffe ist die Rohdichte ein entscheidender Wert, da sie die Wärmeleitfähigkeit und andere bauphysikalische Eigenschaften beeinflusst. Materialien mit höherer Rohdichte bieten besseren Schallschutz, aber (häufig) eine schwächere Dämmwirkung.
  • Berechnung Rohdichte: Die Rohdichte wird berechnet, indem die Masse eines Materials durch sein Volumen geteilt wird. Die Formel lautet: ρ = m/V​. Dabei ist ρ die Rohdichte, m die Masse in Kilogramm und V das Volumen in Kubikmetern.
  • Rohdichte vs. Reindichte? Die Rohdichte eines Materials umfasst auch seine Poren, während die Reindichte nur die dichte, porenfreie Masse eines Materials beschreibt. Ein unporöser Körper hat dieselbe Reindichte wie Rohdichte, aber bei porösen Materialien wie Dämmstoffen sind diese Werte unterschiedlich.
  • Rohdichte und U-Wert: Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) gibt an, wie gut ein Material gegen Wärmeverluste schützt. Dämmstoffe mit niedriger Rohdichte haben in der Regel einen besseren U-Wert, was bedeutet, dass sie Wärme effizienter isolieren.
  • Bedeutung der Rohdichte fürs Dämmprojekt zeigt sich bei den Materialien selbst: Steinwolle bzw. Mineralwolle hat eine relativ niedrige Rohdichte, was sie ideal für den Wärmeschutz macht. Ihre Rohdichte liegt zwischen 15 und 150 kg/m3. Normaler Beton bietet hingegen mit einer hohen Rohdichte um 2.400 kg/m3 kaum Dämmwirkung, aber exzellenten Schallschutz und Tragfähigkeit.
  • Rohdichte & sommerlicher Hitzeschutz: Dämmstoffe mit höherer Rohdichte wie Holzfaserdämmplatten bieten besseren sommerlichen Hitzeschutz, da sie Wärme langsamer aufnehmen und später abgeben (Phasenverschiebung). Ausschlaggebend ist dabei die Temperaturleitfähigkeit: Je kleiner, desto besserer Hitzeschutz.

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Definition und Berechnung der Rohdichte

Die Rohdichte wird auch scheinbare Dichte, geometrische Dichte oder Raumgewicht genannt und typischerweise in der Einheit kg/m3 angegeben. Sie ist die Dichte eines porösen Festkörpers und basiert auf dessen Volumen einschließlich der ihm inhärenten Hohlräume (Porenräume).

Die Porosität ist für die Dichte eine maßgebliche Größe, gleichwohl sie selbst eine Messgröße ohne Dimensionen ist. Sie gibt das Verhältnis von Hohlraumvolumen zu Gesamtvolumen eines Stoffes oder Stoffmixes wieder.

Dank der Porosität lassen sich tatsächliche Hohlräume klassifizieren. Die Porosität beeinflusst die Dichte eines Werkstoffs ebenso wie den Widerstand, den er als Schüttung bei der Durchströmung aufbringt.

Die Rohdichte wird mit dem kleingeschriebenen griechischen Buchstaben Rho „ρ“ symbolisiert, dem man die Buchstabenfolge „roh“ oder nur den Buchstaben „r“ unterstellt: ρroh.

Mathematisch lässt sich die Rohdichte ρ aus der Masse m, dem Volumen des Festkörpers Vfest sowie dem Volumen der Porenhohlräume Vpor mit Hilfe der folgenden Formel berechnen:

\(ρ = {m \over V_{fest} + V_{por}}\)

Tabelle 1: Übersicht ausgewählter Dämmstoffe und ihrer Rohdichte
Dämmstoff Rohdichte
Schaumglas 100 bis 200 kg/m3
Glaswolle 15 bis 150 kg/m3
Aerogel 75 bis 80 kg/m3
Polyurethan 30 bis 100 kg/m3
Zellulose 30 bis 60 kg/m3
Vakuumisolationspaneele 170 bis 210 kg/m3
Schafwolle 25 bis 30 kg/m3
Kieselsäure 120 bis 350 kg/m3
extrudiertes Polystyrol (XPS) 25 bis 50 kg/m3
expandiertes Polystyrol (EPS) 15 bis 30 kg/m3
Phenolharz 35 bis 45 kg/m3

Reindichte - Gegenstück der Rohdichte

Neben der Rohdichte ρroh sollte man noch deren Gegenstück kennen: die sogenannte Reindichte (Symbol: ρrein). Bei einem unporösen Körper ist die Reindichte gleich dessen Rohdichte.

Mathematisch ausgedrückt:

\(ρ_{rein} = ρ_{roh}\)

Da Vpor = 0 (unporöser Körper) vereinfacht sich die Formel:

\(ρ = {m \over V}\)

Relative Dichte

Bildet man den Quotienten aus der Rohdichte (beziehungsweise der Schüttdichte eines Haufwerks) und der Reindichte, ergibt sich die relative Dichte des Festkörpers.

Die Differenz zwischen diesem Quotienten und 1 (entspricht 100 Prozent) ist die Gesamtporosität, also die Summe, die sich aus offener und geschlossener Porosität ergibt.

Während die offene Porosität die Hohlräume meint, die im Festkörper untereinander und mit der Umgebung in Verbindung stehen, sind mit geschlossener Porosität alle nicht miteinander verbundenen Hohlräume im Festkörper gemeint. Man spricht auch von

  • Nutzporosität für offene Porosität und
  • Dead-End-Porosität für geschlossene.

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Einfluss der Rohdichte auf die bauphysikalischen Eigenschaften

Wie gut oder schlecht ein Dämmstoff Wärme oder Kälte weiterleitet, die Rede ist hier von seiner materialspezifischen Wärmeleitfähigkeit, ist abhängig von seiner stofflichen Dichte beziehungsweise Rohdichte.

  • Dabei gilt in der Regel, dass ein Dämmstoff umso besser dämmt, je geringer seine Rohdichte ist.
  • Zudem benötigt ein Dämmstoff mit hoher Rohdichte bei gleicher Wärmeleitfähigkeit ein geringeres Volumen, sodass eine dünnere Dämmschicht ausreicht bzw. weniger Dämmstoff benötigt wird.

Überdies hat die Rohdichte aber auch Einfluss auf eine Vielzahl weiterer bauphysikalischer Eigenschaften. Zu den wichtigsten zählen:

  • Eine steigende Rohdichte wirkt sich bei Baustoffen positiv auf deren Schallschutz aus, während sie negativen Einfluss auf deren Wärmedämmung hat.
  • Dämmstoffe, die Feuchtigkeit aufnehmen können, weisen eine geringere Wärmedämmfähigkeit auf. Die Dampfdiffusionswiderstandszahl μ richtet sich dabei nach der Rohdichte und ist umso höher, je höher die Rohdichte ist.
  • Die in der Regel bei einer 10 %igen Stauchung angegebene Druckfestigkeit eines Dämmstoffes gibt einen Hinweis über seine Einsatzmöglichkeiten. Diese Werte sind weitgehend von der Rohdichte und Dicke des Materials abhängig.

Da bei dem Einsatz von Dämmstoffen in der Regel nicht nur eine bauphysikalische Eigenschaft von Bedeutung ist, ist auch die Betrachtung der Rohdichte oder die Wärmeleitfähigkeit eines Dämmstoffes immer im Zusammenhang mit den weiteren Dämmwerten eines Dämmstoffes entscheidend.

Bedeutung der Rohdichte bei der Auswahl von Dämmstoffen

Ein moderner Dämmstoff soll heute winterlichen Wärmeschutz und sommerlichen Hitzeschutz garantieren. Anders ausgedrückt: Im Winter soll die Heizwärme im Haus bleiben, im Sommer soll die Hitze außen vor bleiben.

Deshalb ist es wichtig, dass man bei der Wahl eines geeigneten Dämmmaterials nicht nur auf dessen niedrige Wärmeleitfähigkeit achtet, sondern auch auf die herstellerseits in der Regel angegebene Rohdichte.

Vernachlässigt man Letztere, kann es passieren, dass der eingesetzte Dämmstoff wegen seiner hohen Rohdichte dafür sorgt, dass sich die Räume im Haus im Sommer überdurchschnittlich schnell aufheizen.

Merke: Ein gut geplanter sommerlicher Hitzeschutz umfasst einen winterlichen Kälteschutz. Umgekehrt gilt dies nicht!

Rohdichte und U-Wert

Das lässt sich wie folgt veranschaulichen: Jeder Dämmstoff hat seinen materialspezifischen Wärmedurchgangskoeffizienten, den sogenannten U-Wert. Der lässt sich auch als Wärmestrom erklären, der bezogen auf einen Quadratmeter Dämmstoff bei einer Temperaturdifferenz von einem Grad (Kelvin) von der wärmeren zur kälteren Seite strömt. Ein kleiner U-Wert heißt demnach, dass der zugrunde liegende Wärmestrom gering ist.

Als Bauherr ist man heute verpflichtet, mit allen Bauteilen, die zur wärmeübertragenden Hülle des Gebäudes zählen, einen gesetzlich vorgeschriebenen Mindestwärmeschutz und die Vorschriften des aktuellen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) einzuhalten.

Man muss sowohl bei einem Neubauprojekt als auch im Sanierungsfall eines Altbaus wissen, welchen Dämmstoff in welcher Dicke man einsetzt, damit das gesamte Bauteil, das mit der Dämmstoffschicht energetisch aufgewertet wird, beispielsweise eine Fassade mit einem Wärmedämmverbundsystem (kurz: WDVS), den vorgeschriebenen U-Werten für z. B. Fassaden von 0,24 W/m2K bei Sanierungen nach GEG §48 Anlage 7 entspricht.

Der U-Wert des Dämmstoffs hängt auch von der Schichtdicke ab, in der er zum Einsatz kommt. Es gilt also: Weil ein Dämmstoff mit einem kleinen U-Wert eine bessere Dämmwirkung als einer mit einem hohen hat, reicht bei einem Dämmstoff mit niedrigem U-Wert auch eine geringere Dämmstärke.

Beispiel: Eine Wand mit einer zwölf Zentimeter dicken Dämmung aus Polystyrol (Styropor, EPS) hat einen U-Wert von 0,26 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/(m2K). Auf denselben U-Wert käme man mit dieser Wand auch mit einer nur vier Zentimeter starken Vakuum-Dämmplatte, deren Wärmeleitfähigkeit um ein Vielfaches geringer ist als die von EPS: 0,008 (W/(m2K).

Das Beispiel hat gezeigt: Winterlicher Kälteschutz lässt sich mit unterschiedlichen Materialien und Dämmsystemen realisieren. Wer nur darauf aus ist, kann sich für eine dickere Dämmschicht entscheiden, die wesentlich günstiger in der Anschaffung ist als die bis zu zehn Mal teureren Vakuumdämmplatten.

Rohdichte und sommerlicher Wärmeschutz

Wer auch im Sommer vor Hitze geschützt sein will, muss auf mehr achten, als auf den U-Wert des Dämmmaterials. Wer sein Mauerwerk und Dach so ausrüsten will, dass die Bauteile die tagsüber gespeicherte Wärme nicht ungebremst an die Innenräume abgeben, sollte bei der Wahl der Dämmung auch auf die Rohdichte achten.

Das Prinzip der Phasenverschiebung von Dämmstoffen mit hoher Rohdichte ist einfach: Je mehr Wärme ein Bauteil speichert, desto langsamer heizt es sich auf und kühlt es ab. Und so kommt es, dass unterschiedliche Wärmedämmstoffe zwar den gleichen winterlichen Wärmeschutz liefern können, sich jedoch in Sachen sommerlicher Hitzeschutz sehr unterschiedlich verhalten.

Die entscheidende Kenngröße - die Temperaturleitfähigkeit bzw. Temperaturleitzahl a (mm2/s oder cm2/h) - ergibt sich rechnerisch nicht nur aus der niedrigen Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffs, sondern auch aus einer hohen Wärmespeicherfähigkeit und einer ebenfalls hohen Rohdichte.

Die folgende Formel zur Berechnung der Temperaturleitfähigkeit a stellt den rechnerischen Zusammenhang zwischen Wärmeleitfähigkeit λ, Rohdichte ρ und spezifischer Wärmekapazität c dar:

\(a = {λ \over {ρ \cdot c}}\)

Es gilt: Je höher die Rohdichte und Wärmekapazität, desto niedriger ist die Temperaturleitfähigkeit, desto höher ist der sommerliche Wärmeschutz!

Tabelle: Temperaturleitzahl von unterschiedlichen Bau- und Dämmstoffen im Vergleich
Bau-/ Dämmstoff Rohdichte Wärmeleitfähigkeit Spez. Wärmekapazität Temperaturleitzahl
Fichte, Kiefer, Tanne 600 kg/m3 0,13 W/mK 2500 J/kgK 3 cm2/h
Holzfaserdämmplatte 270 kg/m3 0,048 W/mK 2100 J/kgK 3 cm2/h
Vollziegel 1800 kg/m3 0,8 W/mK 1000 J/kgK 16 cm2/h
Stahlbeton 2200 kg/m3 1,4 W/mK 1050 J/kgK 22 cm2/h
Polystyrolschaum 40 kg/m3 0,04 W/mK 1380 J/kgK 26 cm2/h
PU-Hartschaum 30 kg/m3 0,03 W/mK 1380 J/kgK 26 cm2/h
Glaswolle 30 kg/m3 0,035 W/mK 800 J/kgK 53 cm2/h
Baustahl 7800 kg/m3 58 W/mK 600 J/kgK 446 cm2/h
Aluminium 2700 kg/m3 200 W/mK 921 J/kgK 2895 cm2/h

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