Letzte Aktualisierung: 20.12.2024

Zweischaliges Mauerwerk dämmen: Dämmstoffe & Dämmmethoden einfach erklärt

  • Aufbau zweischaliges Mauerwerk: Das zweischalige Mauerwerk besteht aus einer Innenschale mit tragender Funktion, einer 5 bis 15 cm dicken Luftschicht und einer Außenschale aus Backstein (Klinker). Um die Standfestigkeit bei Windbelastung zu sichern, sind Vor- und Hintermauer mit Hilfe von Edelstahl- bzw. nicht-rostenden Drahtankern miteinander verbunden. Im Neubau wird die Luftschicht heute vollständig mit Dämmplatten oder Dämmmatten gedämmt (Kerndämmung).
  • Hohlräume im Mauerwerk nachträglich füllen: Um die Luftschicht im zweischaligen Mauerwerk nachträglich zu dämmen, bietet sich eine Einblasdämmung mit z. B. EPS oder Perlite an. Alternativ lässt sich die Vormauer mit einem WDVS auch von außen dämmen oder eine weitere Außenmauer als Dämmung vorsetzen, wenn insbesondere die Wärme- mit einer Schalldämmung kombiniert werden soll.
  • Gesetzliche Pflichten: Um zweischaliges Mauerwerk gemäß §48 GEG zu dämmen, müssen Sie einen U-Wert von 0,24 W/m2K erreichen. Handelt es sich dabei um eine aus technischen Gründen begrenzte Einblas- oder Kerndämmung, müssen Sie eine höchstmögliche Dämmschichtdicke mit einer Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,035 W/(m·K) erzielen. Dies ist auch das für eine Förderung zu erreichende BEG-Niveau.

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Wandschalenkonstruktion eines zweischaligen Verblendmauerwerks

Während das Backsteinmauerwerk früher aus Tradition einschalig war, setzte sich mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts das sogenannte zweischalige Verblendmauerwerk durch. Dabei hat die sogenannte Innenschale die tragende Funktion und sorgt zudem für Wärmeschutz und Schallarmut.

Die Außenschale aus "Backstein" - der hier als Oberbegriff für sogenannte Vormauerziegel, Klinker oder Handformziegel dient - dient dabei dem Wetterschutz. Außerdem erlaubt die Außenschale, die Außenwand nach individuellen Wünschen zu gestalten.

Gut zu wissen: Die Außenschale des zweischaligen Mauerwerks nennt der Fachmann auch

  • Vormauerschale,
  • Vorsatzschale,
  • Verblendschale oder
  • Verblendmauerwerk.

Daraus resultieren die Begriffe Verblendziegel und Verblender für die Backsteine außen.

Das Verblendmauerwerk und die tragende Innenschale sind üblicherweise mit Hilfe von Edelstahltankern miteinander verbunden. Damit die Verblendschale optimal vor Schlagregen schützt (hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Schlagregen) muss sie zum einen mindestens 11,5 Zentimeter dick sein und zum anderen aus Steinen bestehen, die frostfest sind.

Im Zuge der zunehmenden Dämmung von Gebäuden nutzt man den Hohlraum, der meist zwischen eineinhalb und zehn, maximal jedoch fünfzehn Zentimetern tief ist, zwischen den beiden Wandschalen und bringt dort Dämmstoffe ein.

Dabei muss der resultierende Dämmschutz des zweischaligen Mauerwerks den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetz (kurz: GEG) entsprechen.

Möglichkeiten der Dämmung eines zweischaligen Mauerwerks

Ganz ähnlich wie bei einer Zwischensparrendämmung eines Steildaches hat man auch beim Dämmen einer zweischaligen Mauer die Wahl zwischen einer kompletten Füllung des Hohlraums zwischen den beiden Schalen Verblendmauerwerk und Innenschale oder einer teilweisen.

Besonders hohe Dämmwerte erzielt man, wenn der Mauerzwischenraum ganz mit Dämmstoffen gefüllt wird.

Die Dämmstoffe müssen langzeitig wasserabweisend und können verschiedener Art sein:

  • Dämmstoff-Platten
  • Dämmstoff-Matten
  • Dämmstoff-Granulat
  • Schüttungen
  • Ortschaum.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Kerndämmung des zweischaligen Mauerwerks mit Dämmplatten oder Dämmmatten aus z. B. Mineral- oder Steinwolle und einer Dämmung der Mauerzwischenräumen mit losem Dämmstoff, der in der Regel dann nachträglich eingeblasen wird.

Tabelle: Geeignete Dämmstoffe zum Dämmen eines zweischaligen Mauerwerks
Dämmstoff Wärmeleitfähigkeit λ (W/m·K) Dämmwirkung Feuchtigkeitsbeständigkeit Einbauweise Besondere Eigenschaften
Mineralwolle (Steinwolle / Glaswolle) 0,034 - 0,045 Gut Diffusionsoffen, nicht kapillar Einlegen oder Einblasen in die Hohlschicht Nicht brennbar (Baustoffklasse A1), flexibel einsetzbar
EPS-Perlen (Polystyrol-Granulat) 0,032 - 0,040 Sehr gut Feuchtigkeitsresistent Einblasen in die Hohlschicht Günstig, gute Dämmwirkung, wasserabweisend
Perlite 0,040 - 0,060 Mittel Diffusionsoffen, feuchteresistent Schütten oder Einblasen Natürliches Material, nicht brennbar (A1)
Hydrophobierte Silikatplatten 0,035 - 0,045 Sehr gut Wasserabweisend, kapillaraktiv Einlegen in Hohlräume Umweltfreundlich, schimmelresistent
PU-Schaum (Polyurethan) 0,024 - 0,035 Hervorragend Wasserabweisend Einblasen oder Injektion Extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit, effizient
Aerogel-Dämmplatten 0,015 - 0,025 Exzellent Wasserabweisend, diffusionsoffen Einlegen in Hohlräume Sehr teuer, extrem platzsparend
Kork-Granulat 0,040 - 0,045 Gut Diffusionsoffen, feuchtigkeitsregulierend Schütten oder Einblasen Natürliches Material, gute Schalldämmung
Zellulosefasern 0,038 - 0,045 Gut Diffusionsoffen Einblasen in die Hohlschicht Nachhaltig, feuchtigkeitsregulierend

Kerndämmung des Mauerwerks mit Dämmplatten und Dämmmatten

Diese Art der Kerndämmung wird üblicherweise im Neubau eingesetzt. Als Dämmstoffplatten kommen in der Regel Mineralwolle oder Polystyrol-Hartschaumplatten zur Anwendung. Dämmstoffmatten sind meist aus Steinwolle oder Glaswolle.

Die Dämmstoffplatten/ -matten werden mit Hilfe von speziellen Dämmstoffhaltern befestigt. Dabei wird an der Innenschale der Außenwände der Dämmstoff auf Bindeanker oder mit Dämmstoffdübeln befestigt.

Bei der Dämmung mit einzelnen Platten bzw. Matten werden diese durch Aufstecken auf die Drahtanker befestigt. Diese werden im Verbund so verlegt, dass die Platten bzw. Matten zweilagig und versetzt zueinander platziert werden, damit Fugen überdeckt und Wärmebrücken vermieden werden.

Zur Lagesicherung werden auf die Drahtanker Kunststoffabdeckscheiben geschoben und gegen die Platten/ Matten gedrückt. Bei Verlegung mit Luftschicht sind Scheiben mit Abtropfnasen zu verwenden, damit keine Feuchtigkeit von der Außen- zur Innenschale gelangen kann. Anschließend wird die Verblendschale gemauert.

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Nachträgliche Einblasdämmung bei zweischaligem Mauerwerk

In der Praxis stehen heute viele Bauherren vor der Aufgabe, ihr zeitgemäß zweischaliges Gebäude im Nachhinein zu dämmen. Dafür eignet sich besonders die Kerndämmung mit Hilfe einer Einblasdämmung.

Dazu sollte man zunächst eine Bestandaufnahme des Mauerwerks vornehmen (lassen). Der Fachmann bohrt zu diesem Zweck kleine Löcher in die Außenschale und führt dort ein Videoendoskop ein. Es empfiehlt sich, hierbei besonderes Augenmerk auf die Verbindungen zwischen beiden Schalen und deren Zustand zu achten.

Das Abdichten von gegebenenfalls vorhandenen Lecks sorge laut Experten bereits für einen wesentlich geringeren Wärmeverlust.

Ergibt sich aus dieser Prüfung, dass das zweischalige Mauerkonstrukt für eine Kerndämmung geeignet ist, wird der Hohlraum mit losem Dämmmaterial gefüllt. Das Einblasen des Dämmstoffs geschieht entweder über

  • Löcher in der Außenschale
  • Löcher in der Innenschale
  • oder (bei Gebäuden in Bungalowbauweise) direkt von oben.

Eine solche Einblasdämmung bringt mehrere Vorteile mit sich:

  • Neben den merklich reduzierten Heizkosten erhöht sich damit auch das Wohlgefühl im Wohnraum, da die Wände wärmer sind.
  • Eventuell empfundener Zug verschwindet, auch Schimmel bildet sich anschließend seltener.
  • Die Einblasdämmung punktet aber auch mit ihrer vergleichsweise schnellen und einfachen Machbarkeit. Fachleute werben damit, dass die Arbeit innerhalb eines Tages erledigt wird und auch ein teures und zeitaufwendiges Einrüsten des Gebäudes nicht notwendig sei.

Während die Wärmedämmung mittels Einblasen der Dämmstoffe, also die Kerndämmung, oft als "moderne" Dämmvariante für zweischaliges Mauerwerk bezeichnet wird, ist die Dämmung mit Luftschicht eher als konventionell anzusehen.

Zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht dämmen

Bei einem großen Abstand zwischen tragender und zugleich gut wärmenden Mauerwerk und Verblendung hat man, den tiefen Hohlraum nicht komplett mit Dämmstoff zu füllen und der Luft so Raum zum Zirkulieren zu verschaffen.

Das hat insbesondere im Sommer Vorteile: Die Hinterlüftung gewährleistet, dass sich keine Wärme staut (Wärmestau) und sich das zweischalige Mauerwerk nicht aufheizt. Schwankende Außentemperaturen verändern das Raumklima somit deutlich weniger.

Soll das zweischalige Mauerwerk hinterlüftet sein, bringt man auf die äußere Seite der Innenschale eine Dämmschicht an. Zwischen ihr und der Außenschale lässt man einen Hohlraum mit etwa einer Tiefe vier Zentimetern (sogenannte Sperrschicht für Regenwasser).

Tritt an der Innenseite der äußeren Schale Kondenswasser auf, trocknet es dank der zirkulierenden Luft dort schnell. Anfallendes Schlagregenwasser fließt an der Rückseite eh ab.

Feuchtigkeit, die aus dem Innenraum in die innere Schale und die darauf sitzende Dämmschicht und durch diese hindurch in den Hohlraum dringt, sollte auf diese Weise ebenso entweichen können. Dafür sorgen dampfdurchlässige Dämmstoffe.

Im Vergleich der Dämmmethoden eines zweischaligen Mauerwerks mit und ohne Luftschicht, tendiert man heute zur vollen Verfüllung des Hohlraumes zwischen den Mauerwerksschalen. Insbesondere im Neubau wird heute üblicherweise auf eine Hinterlüftung der Vormauerschale verzichtet.

GEG und BEG-Anforderungen an zweischaliges Mauerwerk

Wenn Sie mehr als 10% der Außenwände erneuern, so sind diese Maßnahmen gemäß §48 GEG „so auszuführen, dass die betroffenen Flächen des Außenbauteils die Wärmedurchgangskoeffizienten der Anlage 7 nicht überschreiten.“

Das bedeutet, dass Sie bei der nachträglichen Dämmung des zweischaligen Mauerwerks dann einen U-Wert von 0,24 W/m2K erreichen müssen. Dies gilt z. B. dann, wenn Sie

  • die Außenschale des Mauerwerks abreißen oder
  • vor die Außenschale eine weitere Mauer bzw. WDVS setzen.

Da der Zwischenraum einer nachträglichen Dämmung des zweischaligen Mauerwerks diese bautechnisch begrenzt, sieht das Gebäudeenergiegesetz hierfür Ausnahmen vor:

„Ist die Dämmschichtdicke […] aus technischen Gründen begrenzt, so gelten die Anforderungen als erfüllt, wenn die nach anerkannten Regeln der Technik höchstmögliche Dämmschichtdicke eingebaut wird, wobei ein Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,035 W/(m·K) einzuhalten ist. Abweichend von Satz 1 ist ein Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,045 W/(m·K) einzuhalten, soweit Dämmmaterialien in Hohlräume eingeblasen oder Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet werden.“

Wollen Sie die nachträgliche Dämmung des zweischaligen Mauerwerks allerdings fördern lassen – hierzu gibt es einen Zuschuss von 15% bis 20% - so müssen Sie entsprechend der Richtlinien der Einzelmaßnahmenförderung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG EM) bei einer Einblasdämmung bzw. Kerndämmung des bestehenden zweischaligen Mauerwerks die höchstmögliche Dämmschichtdicke mit einem Dämmstoff mit einem Lambda-Wert von höchstens λ = 0,035 W/(m·K) ausführen.

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